#Unter dem Helm kann man gut heulen
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„Wer auf dem Motorrad sitzt, nimmt viel auf von seiner Außenwelt, mit Geist und Körper. In diesem Umfeld scheint es für viele Menschen leichter zu sein, über psychische Probleme zu sprechen“, sagt Dieter Schneider. Er ist Initiator einer Serie von Motorrad-Veranstaltungen, der „Fellows Rides“, die er 2021 ins Leben gerufen hat. Ihre Botschaft: „Mit offenem Visier für Depressionshilfe“. Sie richtet sich an die Teilnehmer wie auch, über die Medien, an die Öffentlichkeit. Die „Fellows Rides“ sollen auf die Volkskrankheit Depression aufmerksam machen sowie die Spendenbereitschaft für Projekte zugunsten der „mentalen Gesundheit“ wecken. 2022 fanden vier Fahrten in Deutschland und Österreich statt, in diesem Jahr stehen 14 Termine auf dem Programm, von Mai bis Oktober – in Deutschland, darunter erstmals in Berlin, in Österreich, Rumänien und Portugal.
Ein Gespräch mit Dieter Schneider wird schnell zu einer Art Weltreise. Der 1959 in Koblenz geborene ehemalige Olympia-Fechter ist leidenschaftlicher Motorradreisender. In Würzburg begann er seine berufliche Laufbahn in der Medien- und Werbebranche, gründete eine Familie. Der Einschnitt in seinem Leben war der Tod seines Sohns, der sich im Alter von 23 Jahren nach einer schweren Depression das Leben nahm.
Ein Jahr danach, 2015, brach Dieter Schneider zu einer viermonatigen Transafrika-Tour auf, die ihn von Würzburg bis Kapstadt führte. Im Juni 2018 startete er eine – zwischenzeitlich von der Corona-Pandemie unterbrochene – Weltumrundung, 130.000 Kilometer. „Ich bin durch Länder gerast, in Honduras zum Beispiel war ich genau einen einzigen Tag. Ich habe oft nur die Oberfläche gesehen“, sagt er. Inzwischen ist Schneider in Portugal angekommen, im Hinterland der Algarve will er die nächsten Jahre verbringen.
Wenn die Seele Fernweh hat
Die Weltreise half ihm nicht nur, den Schicksalsschlag zu bewältigen und die Trauer zu verarbeiten. Die Tour wurde auch zu einer Initiative, um ein Tabuthema aufzubrechen. Schneider musste schmerzhaft erkennen, dass sich viele schwer tun damit, die Symptome einer Depression zu deuten und richtig einzuordnen. In der Arbeitswelt, in Schulen und an Universitäten sowie im Privaten gibt es zum Teil noch erheblichen Nachholbedarf.
Als Vater war er indirekt betroffen von den Folgen der Krankheit. „Ich bin kein Psychologe, ich möchte nur dabei helfen, ein Klima zu schaffen, in dem über mentale Krisen offen gesprochen werden kann“, sagt er. „Ich möchte direkt und indirekt betroffenen Menschen Mut machen und ihnen die Angst vor einer Stigmatisierung nehmen.“ Mut machen, um rechtzeitig ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, wie bei jeder anderen Krankheit auch. „Psychisch erkrankte Menschen haben oft keine Lobby. Je mehr wir darüber in aller Offenheit reden, umso mehr wird sich zum Positiven verändern.“
Seine Reisen führten Dieter Schneide bis an den Kap der guten Hoffnung.
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Bild: Privat
Inzwischen kommen viele Menschen, die von ihm, von seinen Reisen und von den „Fellows Rides“ erfahren haben, direkt auf ihn zu mit ihren Geschichten und Sorgen. „Betroffene schütten ihr Herz aus, und ich frage mich: Wie gehe ich damit um? Ich bin ja kein Therapeut.“
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