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#„Verbände sind vor Regime in Qatar eingeknickt“

„„Verbände sind vor Regime in Qatar eingeknickt““

Im Ungarn-Spiel trug Thomas Müller für den an Corona erkrankten Manuel Neuer die Kapitänsbinde der deutschen Fußball-Nationalelf und unfreiwillig zur Debatte um das Stück Stoff bei. Müllers Muskulatur ist nicht derart ausgeprägt, dass die Binde sicheren Halt fand. „Es gibt für meinen Oberarm noch nicht das Modell, das wirklich passt“, sagte er schon vor Jahren.

Tobias Rabe

Verantwortlicher Redakteur für Sport Online.

So rutschte die Binde herunter und wurde vom Trikotärmel halb verdeckt. Erst als Müller ausgewechselt wurde und Joshua Kimmich übernahm, war der Aufdruck nachhaltig zu erkennen: In einer Herzform steht eine weiße 1, hinterlegt von sechs farbigen Streifen. Links ist das englische Wort „One“ zu lesen, rechts „Love“ – eine Liebe. Auch an diesem Montag (20.45 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Nations League und bei RTL) beim Spiel gegen England im Wembley-Stadion wird die Binde zu sehen sein, sogar doppelt.

Denn neben dem deutschen Mannschaftsführer tragen die Kapitäne aus den Niederlanden, England, Belgien, der Schweiz, Wales, Frankreich, Schweden, Dänemark und Norwegen diese Binde. Die Idee entstand laut Deutschem Fußball-Bund (DFB) in einer Arbeitsgruppe zur Menschenrechtslage in Qatar, wo in knapp zwei Monaten die umstrittene Weltmeisterschaft startet. Im Fokus steht derzeit die Lage der LGBTIQ-Gemeinschaft. Das Kürzel steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transmenschen, intergeschlechtliche und queere Menschen.

„Es macht uns wütend“

Kritiker wünschen sich ein kräftigeres Zeichen als das am Oberarm des deutschen Kapitäns, zumal die Farbgebung vom Rot, Orange, Gelb, Grün, Hellblau, Indigo und Violett des Regenbogens abweicht. „Die ‚One-Love‘-Binde ist nur ein Zeichen der Gunst an Qatar und kein Symbol für Menschenrechte, Vielfalt und Respekt“, sagte Stefanie Lünsmann-Schmidt aus dem Bundesvorstand des Lesben- und Schwulenverbands in Deutschland auf Anfrage von FAZ.NET.

Vor gut einem Jahr bei der Europameisterschaft mit Spielen in München und London trug der deutsche Kapitän Manuel Neuer noch die Farben des Regenbogens am Oberarm. „Mit der Regenbogenbinde zum EM-Spiel gegen Ungarn hatte der deutsche Fußball im letzten Jahr ein für alle zu verstehendes Zeichen für Menschenrechte und gegen die LSBTI-feindliche Politik der Regierung Órban gesetzt. Diese Haltung hatten wir uns auch für die Weltmeisterschaft in Qatar gewünscht“, sagte Lünsmann-Schmidt weiter.

Die Farben der Regenbogenflagge stünden für die Werte der Community. „Stattdessen kommt nun ein Phantasielogo zum Einsatz, dass in irgendwelchen Marketingrunden entstanden ist. Es lässt uns an der Ernsthaftigkeit der deutschen und europäischen Fußballverbände zweifeln, mit der sie sich für die Rechte für Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans* und intergeschlechtlichen Menschen (LSBTI) einsetzen wollen“, sagte Lünsmann-Schmidt.

Die Verbände seien „vor dem Regime in Qatar eingeknickt. Es macht uns wütend zu sehen, dass Menschenrechte zur Verhandlungsmasse werden, wenn es darum geht, um die Gunst von Autokraten, wie dem Herrscher von Qatar, zu werben.“

Auch andere übten schon zuvor Kritik. „Das wirkt schon schwach“, sagte etwa Fan-Vertreter Dario Minden dem „Tagesspiegel“. „Es ist noch nicht einmal die Pride-Flagge, es sind andere Farben darauf abgebildet. Wenn es das Einzige ist, was an Haltung vom DFB kommt, wäre das peinlich bis katastrophal. Ich erwarte vom DFB und denke auch, dass da mehr kommen wird.“

Dieses Versprechen gibt der DFB-Präsident. „Das ist nicht das Ende der Fahnenstange“, sagte Bernd Neuendorf. „Das war ein erster Schritt, zehn Länder stehen dahinter, das ist eine klare Botschaft für Toleranz und Menschenrechte.“ Natürlich umfasse „das auch die Schwulen- und Lesbenszene“.

Hansi Flick argumentierte ähnlich: „Es geht jetzt darum, dass es nicht nur die Regenbogenfarben sind, sondern alle. Es sind alle damit gemeint, jeder Einzelne, der hier sitzt, der auf der Welt ist. Darum geht es, dass wir gleich sind“, sagte der Bundestrainer. „Es ist einfach, immer zu kritisieren, wenn man irgendwo sitzt und nicht die Entscheidung trifft.“

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