#Kirchheim: Ein Konto, von dem Natur und Gemeinde profitieren
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„Kirchheim: Ein Konto, von dem Natur und Gemeinde profitieren“
Naturschutz-Experte Maximilian Simmnacher hat in Kirchheim das Prinzip „Öko-Konto“ vorgestellt und gleich konkrete Beispiele genannt, was man dort tun könnte.
Um Fragen wie diese zu beantworten, war Maximilian Simmnacher von der Unteren Naturschutzbehörde am Landratsamt zu Gast im Kirchheimer Marktrat. Er erklärte zunächst Grundsätzliches: Wenn Gemeinden in die Natur eingreifen, weil sie zum Beispiel ein Wohn- oder Gewerbegebiet erschließen wollen, müssen sie der Umwelt anderweitig etwas Gutes tun. Dies passiert über sogenannte Ausgleichsflächen.
So funktioniert das Prinzip mit den Ausgleichsflächen
Ein Ausgleich muss immer in Relation zum Eingriff in die Natur stehen. Da kann zum Beispiel aus einem intensiv bewirtschafteten Grünland eine Streuobstwiese werden. Mit einem Öko-Konto zieht man einen solchen Ausgleich vor, macht also schon eine Ausgleichsmaßnahme, bevor überhaupt ein Bauprojekt gestartet oder geplant ist – und hat dabei als Kommune sogar Vorteile.
Man braucht zunächst eine Fläche, die verbessert werden soll. Wie groß der Nutzen einer Maßnahme für die Natur ist, wird über die Größe der Fläche und dazugehörige Wertpunkte ermittelt. Bis zu 15 Punkte kann es geben, je nachdem, wie selten der Lebensraum ist oder wie schwer er sich wiederherstellen lässt. Das Prinzip: Je artenreicher, umso wertvoller. Normales landwirtschaftlich genutztes Grünland hat etwa drei Wertpunkte; mäßig extensiv genutztes, artenreiches Grünland bereits einen Wert von acht Punkten.

Maximilian Simmnacher erklärte den Kirchheimern und Kirchheimerinnen, was es mit dem Öko-Konto auf sich hat.
Foto: Landratsamt Unterallgäu
Hat die Gemeinde eine zusammengehörige Fläche in ihrem Öko-Konto, sei die Pflege einfacher und die ökologischer Wirkung größer, erklärte Simmnacher den Räten. Maßnahmen könnten gezielt gesteuert werden, der Flächenkonflikt mit der Landwirtschaft würde entschärft und die Kosten für den Grunderwerb niedriger, als wenn klar ist, dass die Gemeinde dringend und schnell Ausgleichsflächen für ein geplantes Bauprojekt benötigt. Schneller geht es obendrein, wenn der Ausgleich schon vor der Maßnahme vorhanden ist. Und dann ist da ja auch noch die Verzinsung: Mit drei Prozent im Jahr, maximal aber 30 Prozent, können solche Flächen im Öko-Konto verzinst werden. „Solche Flächen entwickeln sich ja, bis man sie braucht“, sagte Simmnacher. Deshalb gilt: Jedes Jahr gibt es drei Prozent Zinsen auf die Gesamtpunktzahl. Die Bauprojekte, die damit ausgeglichen werden sollen, können rein rechnerisch also von Jahr zu Jahr größer werden.
Zusatzkosten für die Planung eines solchen Öko-Kontos kämen auf die Gemeinde nicht zu, denn spätestens, wenn es um ein konkretes Bauprojekt wie ein Gewerbegebiet geht, müsste man ein Büro beauftragen, dass sich um die Planung der Ausgleichsflächen kümmert.
Doch wie packt man ein solches Öko-Konto am besten an? „Viele Gemeinden kaufen zwei Äcker und werten diese auf“, sagte Simmnacher in Kirchheim. Doch das bringe häufig wenig Punkte und stattdessen Ärger vonseiten der Landwirtschaft, weil Äcker verloren gehen. Besser ist es in seinen Augen, mäßig gute Flächen, die etwas ungünstiger liegen, zum Beispiel an Gewässern, richtig aufzubessern.
Diese Projekte für die Natur könnte man in Kirchheim realisieren
In Kirchheim könnte sich Simmnacher einige Projekte vorstellen, die aufs Öko-Konto einzahlen. So gibt es hier Gräben, an denen Helm-Azurjungfern leben – eine sehr seltene Libelle, die vom Aussterben bedroht ist. Würde man diese Gewässerrandstreifen zusätzlich aufwerten, würde sich der Lebensraum für sie und auch für andere Arten verbessern.
Im Vogelschutzgebiet Mindeltal kann sich Simmnacher Maßnahmen vorstellen, um Wiesenbrüter wie den Kiebitz zu unterstützen. Gar nicht oder später mähen, wäre eine Variante, Flachmulden anzulegen eine andere. Würde Kirchheim Gewässer wie den Weißbach aufwerten, könnte auch das aufs Öko-Konto einzahlen. Darüber hinaus gibt es schon Ausgleichsflächen „auf Vorrat“, etwa am Sportpark oder eine Streuobstwiese in Spöck, die man formell anerkennen lassen könnte, um darauf Zinsen zu bekommen.
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