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#Videospiele sind für alle da

Videospiele sind für alle da

Der Deutsche Computerspielpreis muss immer noch eine Herkulesaufgabe bewältigen. Er soll zeigen, dass in Deutschland gute Videospiele gemacht werden, damit in Deutschland (weiterhin) gute Videospiele gemacht werden. Deutschland soll zeigen, dass es ein ernstzunehmender Games-Standort ist, damit es ein ernstzunehmender Games-Standort werden kann. Verstohlen schielt man nach Polen, wo Titel auf den Markt gebracht werden, die die Welt in Atem halten.

Axel Weidemann

Bei der Verleihung des Preises am Dienstagabend in Berlin kommt ein Publikum hinzu, das zunehmend divers wird. Laut Jahresreport der deutschen Games-Branche (2020) beschäftigen sich 34,4 Millionen Deutsche regelmäßig mit Videospielen – knapp die Hälfte (48 Prozent) sind Frauen. Der Altersdurchschnitt insgesamt stieg auf 37,5 Jahre. Auch die Generation über fünfzig, genannt „Silver Gamer“, greift nicht mehr nur zum Handyspiel, sondern sitzt vor dem Computer oder der Konsole. Es wird ernst.

Die eigentliche Herkulesaufgabe aber ist die Preisgala, bei der Eltern, Kinder und fanatische Gatekeeper gleichermaßen abgeholt, informiert und unterhalten werden wollen. Hochenergie-Allzweckwaffe Barbara Schöneberger und Konter-Ko-Moderator Uke Bosse ergänzen sich gar nicht schlecht: Während Schöneberger anfangs mit einer Wucht irgendwo zwischen „Barbarella“ und „Barb Wire“ auftritt, hält Bosse mit dem Charme eines leicht verstimmten, aber informierten Friedensaktivisten dagegen, der aufpassen soll, dass hier alles seine Richtigkeit hat.

Doch zu Beginn geschieht etwas, das nicht weit entfernt von jenen Grußadressen ist, die im Südosten Deutschlands zum Einsatz kommen, wenn der Landrat mal wieder einen Zebrastreifen einweiht: Digitalstaatsministerin Dorothee Bär und der Verkehrsminister Andreas Scheuer erklären, welchen „Stellenwert“ Videospiele im Bundestag haben, dass immer noch „zu wenig deutsche Games“ verkauft werden, man sie aber überall brauchen kann – auch im Kindergarten und in der Schule. Man gönnt der Politik ein wenig Rampenlicht. Schließlich stemmt sie den Löwenanteil der 790000 Euro an Preisgeldern. Es hat jedoch etwas von einem Elternpaar, das den Kindern an Weihnachten kurz vor der Bescherung erklärt, wie viel jedes Geschenk gekostet hat.

Was machen die „Freunde von Twitter“?

Derweil läuft ein Bruchteil der deutschen Gaming-Nation, „unsere Freunde von Twitter“ (Schöneberger), im Netz heiß. Mit Beiträgen zwischen: „Echt nicer Stream“; „#TeamWeißwein“, „Richtiger Cringe WTF“ und Sympathieadressen an einen glänzenden Uhren-Roboter: #freetherobot.

Neben der Preisverleihung, die auf knuffig, übersichtlich oder bekannt setzt (siehe Gewinnerliste), sollte die Show aber auch etwas über Karrieremöglichkeiten im E-Sport und Arbeit und Einstieg in die Games-Branche erzählen. Sie bekam damit einen Hauch von Handelskammerfernsehen. Idee, gut, Umsetzung: Eine Hamburger-Firma erklärt ihr Ausbildungsmodell, Moderator Uke Bosse stellt sein Lehrfach Gamedesign an der Mediadesign Hochschule in Berlin vor: „Wir machen ziemlich coole Sachen.“ Na, also.

Dann wieder „Doro Bär“, die die Let’s-Playerin Gnu – konsequent als „Knu“ adressiert – zur Spielerin des Jahres kürt, während Schöneberger spekuliert, ob das „G“ auf dem roten Hoodie der Ministerin für „Gomputer“ steht. Subversiver wird es dann nicht mehr. Auch nicht, als Andreas Scheuer in der Hauptkategorie 100000 Euro an ein Studio aus München vergibt, das mit „Desperados III“ den Vorläufer zu einer Spieleserie entwickelt hat, deren Echtzeit-Taktik-Genre seine Blüte vor zwanzig Jahren erlebte.

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