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#Volkswirte fordern härtere Regeln für Banken

Die Banken bereiten Ökonomen wieder Sorgen. Die Pleite der Silicon Valley Bank in Amerika und die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS in der Schweiz haben die Frage aufgeworfen, wie gut die Finanzinstitute abgesichert sind – und ob eine Gefahr für die Volkswirtschaft besteht.

Eine breite Mehrheit unter deutschen Ökonomie-Professoren sieht immerhin nicht die Gefahr einer schweren Finanzkrise wie in den Jahren 2007 und 2008. Hingegen bestätigt jeder sechste Befragte dieses Risiko sehr wohl. Allerdings erwarten 41 Prozent, dass die aktuellen Entwicklungen im Finanzsystem das Wachstum der deutschen Realwirtschaft 2023 belasten. 44 Prozent rechnen nicht damit.

Die Einschätzungen zählen zu den Ergebnissen des neuen Ökonomenpanels des Münchner Ifo-Instituts und der F.A.Z., das sich dieses Mal mit der Lage der Banken befasst hat und ein geteiltes Echo abbildet. An der regelmäßigen Umfrage nahmen 132 Volkswirtschaftslehre-Professoren deutscher Universitäten vom 23. bis 30. März teil, wobei nicht alle Teilnehmer jede Frage beantwortet haben.

Notwendigkeit für weitere Reformen

Gespalten zeigen sich die Forscher über die Erwartung, ob nach der Credit Suisse weitere systemrelevante Banken in ernsthafte Liquiditätsschwierigkeiten geraten. 36 Prozent rechnen damit und 38 Prozent nicht. 26 Prozent geben an, es nicht zu wissen. Ähnlich ambivalent geht es weiter in der Frage, ob die Vorkehrungen nach der Finanzkrise, Banken solider zu machen und Steuerzahler vor Haftung zu schützen, nicht erfolgreich waren: 48 Prozent bejahen dies, und 42 Prozent verneinen es.

Alexander Dilger, Professor aus Münster, hält weitere Reformen im Finanzsystem und vor allem im Bankensektor für nötig. „Es wurde nicht genug aus der Finanzkrise gelernt“, schreibt der Teilnehmer der Umfrage im freien Kommentarfeld. Der Bremer Ökonom Wolfram Elsner sieht die Panikwelle der Einleger durch außerordentlichen Staatseinsatz in Amerika und der Schweiz überwunden: „Kleinere und mittlere Banken könnten aber noch gefährdet sein.“

Alfons Weichenrieder, Professor für Finanzwissenschaft an der Uni Frankfurt, gibt an: „Die bei der Credit Suisse gezahlten Boni trotz medio­krer Gewinne deuten darauf hin, dass der Sektor immer noch ein Selbstbedienungsladen ist, der im Zweifel auch zulasten der Steuerzahlerinnen geht.“

Unterstützung für die EZB-Präsidentin

Unterstützung erhält Christine La­garde, die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), ungefähr von der Hälfte der Professoren – und zwar dafür, dass sie gesagt hat, der Bankensektor des Eurogebiets sei widerstandsfähig und verfüge über eine starke Kapital- und Liquiditätsposition. 9 Prozent der befragten VWL-Professoren stimmen ihr zu, und 37 Prozent stimmen eher zu.

Allerdings sind 22 Prozent neutral und 8 Prozent dagegen. 21 Prozent stimmen eher nicht zu. Klarer fällt das Urteil dazu aus, ob die Zentralbanken wegen der Entwicklungen im Finanzsystem die Zinspolitik zur Inflationsbekämpfung ändern sollten. 67 Prozent wollen weitere Zinserhöhungen, und 21 Prozent sind dafür, die Zinsen konstant zu halten. Die EZB hatte in der vergangenen Sitzung Mitte März den Leitzins abermals angehoben auf nun 3,5 Prozent. Die nächste Zinssitzung ist Anfang Mai.

Nach den Schwierigkeiten ausländischer Banken und vor allem den Kursverlusten der Deutschen Bank stärkte selbst Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) vor eineinhalb Wochen das deutsche Finanzinstitut. „Es gibt keinen Anlass, sich irgendwelche Gedanken zu machen“, sagte er. Die Mehrheit der befragten Professoren fordert Konsequenzen aus den neuen Schwierigkeiten unter den Finanzinstituten: 72 Prozent setzen darauf, die Eigenkapitalquoten für europäische Banken nach Überwindung der aktuellen Turbulenzen mittelfristig zu erhöhen. 76 Prozent raten zur Pflicht für Banken, Staatsanleihenportfolios künftig mit Eigenkapital zu unterlegen.

Laut dem Bamberger VWL-Professur Marco Sahm ist die verpflichtende Eigenkapitalquote noch immer viel zu gering. „Dieses Versäumnis sollte nun schnellstmöglich nachgeholt werden“, schreibt er. Ulrich Blum, Lehrstuhl für Wirtschaftspolitik und Wirtschaftsforschung an der Uni Halle, fordert, dass wenn Banken durch Staaten gerettet werden müssen, es auch eine Begrenzung der Größe der Bank im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung des Staats geben müsse: „Die neue UBS ist gemeingefährlich.“

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