#Nadal triumphiert und lässt Zukunft offen
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„Nadal triumphiert und lässt Zukunft offen“
Ganz am Ende, als Rafael Nadal seinen Matchball längst verwandelt, ins Publikum gewinkt und zum vierzehnten Mal den Coupe de Mousquetaires überreicht bekommen hatte, wurde das Finale der French Open erst richtig spannend. Der Spanier dankte ausführlich diesem und jenem, lobte Roland Garros als „das beste Turnier der Welt“ und sagte viele weitere Nettigkeiten.
Als der mit 36 Jahren nun älteste Champion in Paris dann aber anfing, von unbeschreiblichen Gefühlen zu sprechen, schwante den 15000 Zuschauern auf dem Court Philippe Chatrier Unheilvolles. War’s das? Würde der Liebling von Paris und der Tenniswelt nun „au revoir“ sagen: nach dem 6:3, 6:3, 6:0-Finalsieg über den Norweger Casper Ruud, nach 17 Jahren und 14 Titeln in Roland Garros und seinem Rekord von 22 Grand-Slam-Turniersiegen?
Tagelang hatten Gerüchte um ein bevorstehendes Karriereende die Runde gemacht. Am Ende seiner Siegerrede sorgte Nadal für allgemeine Erleichterung: „Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt, aber ich werde weiter kämpfen. Ich werde es weiter versuchen.“ Der Sandplatzkönig ist angeschlagen – es lebe der Sandplatzkönig!
Applaus für Ruud
Zwei Wochen lang hatte der Spanier in Paris betont, wie unvorhersehbar jeder weitere Tag als Tennisprofi ist. Im linken Fuß leidet er seit Jahren am Müller-Weiß-Syndrom, einer chronischen Knochenerkrankung. Der Mallorquiner konnte, wie es spanische Medien berichteten, in Paris nur unter Schmerzmitteln spielen, und deutete an, auf diese Weise nicht mehr allzu lange durchhalten zu können.
In der Stunde des Triumphes, mit dem spanischen König Felipe auf einem des besten Plätze im Stadion, wollte Nadal davon nichts wissen. Ebenso wie sein Gegner. „Wir alle hoffen, dass du noch ein paar Jahre weitermachst“, sagte Ruud und bekam dafür großen Applaus.
Auch in anderer Hinsicht machte sein Finalgegner dem Spanier Freude, ist er doch allerbeste Werbung für Nadals Geschäft. Denn seit September 2018 trainiert der 23-Jahre alte Norweger in der „Rafa Nadal Academy“ auf Mallorca. Dort lieferte er sich mit dem Hausherren schon manche heißen Duelle – meist mit dem besseren Ende für Nadal, wie Ruud in Paris bekannte. So wie am Pfingstsonntag, als die beiden erstmals auf der Profitour aufeinandertrafen und der Meister den Schüler bezwang.
„Ich bin ja nicht das erste Opfer“
Während Nadal in Roland Garros Tennisgeschichte im Großen geschrieben hat, hat Ruud der Historie alle zwei Tage ein kleines Kapitel hinzugefügt: Am vergangenen Mittwoch war er der erste Norweger, der je ein Grand-Slam-Viertelfinale erreichte, am Freitag logischerweise auch der erste in einem Halbfinale und am Sonntag – nun ja, ein starker Sparringspartner für Nadal. „Ich bin ja nicht das erste Opfer“, sagte Ruud bei der Siegerehrung und hatte die Lacher auf seiner Seite.
Weitgehend chancenlos: der Norweger Casper Ruud
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Bild: AFP
In der prominent besetzten Liste derer, die vergeblich versuchten, den Sandplatzkönig in einem Pariser Endspiel zu stürzen, ist Ruud die laufende Nummer acht: Roger Federer scheiterte viermal am Spanier, Novak Djokovic dreimal, Dominic Thiem zweimal, Stan Wawrinka, David Ferrer, Robin Söderling und Mariano Puerta jeweils einmal.
Ruud trifft den Schiedsrichter
Vor dem ersten Aufeinandertreffen mit Nadal auf der Profitour zwischen hatte Ruud angekündigt, von „famosen Punkten und unglaublichen Ballwechseln“ träumen zu wollen. In der Wirklichkeit seines ersten Endspiels bei einem Grand-Slam-Turnier angekommen, musste der sonst so coole Ruud erstmal seine Anspannung loswerden.
Dafür brauchte er etwa eine halbe Stunde, da war der Satz beim Stand von 2:5 aber schon fast verloren – obwohl auch Nadal nur in wenigen Momenten sein höchstes Niveau erreicht hatte. Als Ruud bei einem Aufschlagreturn nicht Nadals Feld traf, sondern das Mikrofon des Stuhlschiedsrichters, war der erste Durchgang zu Gunsten des Spanier mit 6:3 gelaufen.
Danach zeigte der Norweger zumindest vorübergehend, warum er wegen seiner Positionierung weit hinter der Grundlinie weise und seiner mächtig überrissenen Schläge als skandinavische Kopie des spanischen Originals gilt. Er übte mehr Druck aus, setzte seine mächtige Vorhand öfter und nahm Nadal den Aufschlag zur 3:1-Führung ab.
Doch so leicht mochte der Sandplatzkönig sein Pariser Herrschaftsgebiet nicht aufgeben. Plötzlich erhöhte Nadal den Gegendruck, öffnete die gegnerische Hälfte ein ums andere Mal für sich und platzierte dort Punkt auf Punkt. Nach fünf Spielgewinnen nacheinander hatte er auch den zweiten Satz mit 6:3 für sich entschieden und seinem Gegner das letzte Fünkchen Selbstvertrauen geraubt.
Der dritte Satz war eine Vorführung all dessen, was den Grand-Slam-Rekordchampion auf seinem Lieblingsplatz auszeichnet. Hier eine Vorhand die Linie entlang, dort eine Rückhand quer über den Platz, dazwischen Stoppbälle – die fantastische Nadal-Show endete nach 2:18 Stunden mit einer knallharten Rückhand. Nach dem verwandelten zweiten Matchball und der Siegerehrung bleibt die Frage, wie viele solcher Auftritte von dem 36-jährigen Spanier noch zu sehen sein werden.
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