#Wagner verbreitet Video von Prigoschin aus Belarus
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Es herrscht Dämmerlicht, das Bild wackelt und wird immer wieder unscharf. Man kann nur ahnen, dass die Männer, die unter hohen Bäumen in einem weiten Kreis angetreten sind, Uniformen tragen. In ihre Mitte tritt ein Mann in Jeans und schwarzer Jacke und ruft: „Ich grüße Euch, Jungs!“. Sie antworten im Chor: „Wir grüßen!“. Der Mann gratuliert ihnen zur „Ankunft auf belarussischer Erde“. Das sind die ersten bewegten Bilder von Jewgenij Prigoschin, die seit dem bewaffneten Aufruhr seiner Söldnertruppe Wagner am 24. Juni veröffentlicht worden sind. Das Video wurde vermutlich in einem Feldlager nahe der Kleinstadt Ossipowitschi etwa hundert Kilometer südöstlich der belarussischen Hauptstadt Minsk aufgenommen und am Donnerstag auf mehreren Telegram-Kanälen veröffentlicht, die in Verbindung zu Wagner stehen.
„Wir haben würdig gekämpft. Ihr habt sehr viel für Russland getan“, ruft Prigoschin zu den Männern – und geht zum Angriff auf das russische Militär über: „Das was jetzt an der Front geschieht, ist eine Schande, an der wir nicht teilnehmen müssen.“ Nun sei es nötig, „den Moment abzuwarten, an dem wir uns mit dem vollen Programm beweisen können“. Deshalb sei „die Entscheidung getroffen worden, dass wir uns einige Zeit hier in Belarus aufhalten werden“. Mit keinem Wort erwähnt Prigoschin, dass der Rückzug nach Belarus Teil der Vereinbarung war, mit der sein Aufruhr beendet und ihm und seinen Leuten Straffreiheit zugesagt wurde. „In dieser Zeit machen wir sie zur zweitbesten Armee der Welt“, sagt Prigoschin – auch das ist eine Spitze gegen die Führung des russischen Militärs, das bis zu den Niederlagen in der Ukraine als zweitstärkste Streitkraft der Welt nach der amerikanischen galt. Vorige Woche hatte das belarussische Militär mitgeteilt, Wagner-Kämpfer hätten damit begonnen, belarussische Soldaten auszubilden.
Neue Angaben über Gefallene
Bis zu dem Video war Prigoschins einzige Wortmeldung nach dem Scheitern der Revolte eine Audiodatei, die er am 26. Juni auf Telegram veröffentlicht hatte. Darin rechtfertigte er den Aufruhr, gab die Schuld daran dem russischen Militär und beschimpfte dessen Führung als intrigant und unfähig. Seither war unklar, wo sich Prigoschin befand. Es gab nur ein mutmaßlich aktuelles Foto von ihm, das vorige Woche aus unklaren Quellen auf Telegram aufgetaucht war. Es zeigte ihn, wie er in Unterwäsche auf einem Feldbett in einem Zelt sitzt und in die Kamera winkt. Während das Bild Ukrainer in den sozialen Medien zu unzähligen Witzen inspirierte, rätselten russische Kriegsblogger über seine Bedeutung: Sollte Prigoschin damit lächerlich gemacht werden? Zuvor waren schon Bilder aus seinem luxuriösen Petersburger Anwesen in Umlauf gebracht worden, die offensichtlich das Ziel hatten, Prigoschins selbstgeschaffenes Image als Kämpfer gegen eine korrupte und satte Elite zu zerstören. Oder wollte Prigoschin diesen Versuchen, ihn zu diskreditieren, mit einem Bild aus einer einfachen Soldatenunterkunft entgegenwirken?
Ein undatiertes Bild von Jewgenij Prigoschin in Unterwäsche an einem unbekannten Ort.
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Bild: orchestra_w/Telegram
Der oppositionelle belarussische Telegramkanal Belaruski Hajun registrierte seit Ende Juni mehrere Flüge eines Prigoschin gehörenden Flugzeugs zwischen Minsk und Petersburg. Das Petersburger Nachrichtenportal Fontanka.ru berichtete, Prigoschin sei Anfang Juli in der Stadt gesehen worden. Mehrmals äußerte sich der belarussische Machthaber Alexandr Lukaschenko: Wenige Tage nach dem Aufruhr bestätigte er, Prigoschin sei in Belarus angekommen, dann berichtete er, Prigoschin regele in Russland seine Angelegenheiten. Wladimir Putins Sprecher Dmitrij Peskow behauptete mehrmals, der Kreml wisse nichts über den Aufenthaltsort Prigoschins, bis er am 10. Juli überraschend bestätigte, dass Putin und Prigoschin fünf Tage nach der Revolte tatsächlich im Kreml miteinander gesprochen hätten.
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