#Waldtraut und ihre Schwestern
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„Waldtraut und ihre Schwestern“
Um Waldtraut zu besuchen, kommt man ganz schön ins Schwitzen. Und bis man weiß, dass sie Waldtraut heißt, die man da besuchen will, dauert es auch eine ganze Weile, denn zunächst einmal ist der Weg zu ihr nur mit einem Schild ausgewiesen, auf dem steht: „Deutschlands höchster Baum“. Die Kilometerangabe hat sich das erste Schild im Freiburger Stadtwald auch gespart, und so klingt es ganz verlockend, auf der Wanderung entlang der „Waldstraße“ auch noch diese Sehenswürdigkeit mitzunehmen.
Die Wanderung begann am Waldhaus, einem flachen modernen Gebäude, dessen zwei Stockwerke sich an einen Hügel schmiegen. Die Geschichte, wie dieses Haus hierher kam, erzählt auch etwas über die Politik der Stadt. Als im Jahr 1970 eine Deponie in Freiburg im Breisgau angelegt werden sollte, mussten dafür rund 23 Hektar Mooswald weichen. Da das Landeswaldgesetz jedoch vorschreibt, dass Waldverluste ausgeglichen werden müssen, folgte eine längere Suche nach einer Aufforstungsfläche in entsprechender Größe. Man fand keine. Nirgends war genug Platz für so viele Bäume. 2003 entschied das Land Baden-Württemberg, dass auch eine Umweltbildungseinrichtung ein Ausgleich sein könnte. Fünf Jahre später war das Haus mit den großen Glasflächen und der geriffelten Holzfassade fertig und bietet seitdem Schülern und Interessierten Gelegenheit, etwas über das Ökosystem des Waldes und die Ursprünge der Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft zu lernen.
Wurzelwerk als Haarkrone
Ein Ansatz, der sich auch in einer Skulpturensammlung direkt hinter dem Gebäude widerspiegelt. Der Freiburger Künstler Thomas Rees hat aus alten Bäumen knorrige Gesichter und Figuren geschnitzt, ein Riese trägt das umgekehrte Wurzelwerk eines Baumstumpfs nun als Haarkrone, aus den Furchen der Rinde sind Lippen, Wangen und Augenlider entstanden. Fast mythisch schaut er an diesem Morgen über die nebelverhangenen Wiesen, so, als wollte er uns davor warnen, dass diese Wanderung noch anstrengend werden könnte.
Der breite lehmige Weg führt zunächst durchs „Arboretum“, jene Baumsammlung, die einen Teil des Stadtwalds ausmacht. Seit dem Ende des neunzehnten Jahrhunderts pflanzten Freiburger Förster hier Samen von anderen Kontinenten, auch um zu testen, was in der heimischen Vegetationszone wachsen würde. Mehr als 1300 Arten bauten sie über 150 Jahre an. Nicht alle erwiesen sich als geeignet. Aber einige waren zäh. Auf dem ersten leichten Anstieg kommt man so an Gingkobäumen, Methusalemkiefer und Dattelpflaumen vorbei und wähnt sich mal in Japan, mal in Nordamerika.
Waldtraut lebt hier schon mehr als hundert Jahre.
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Bild: dpa
Dass der Stadtwald nicht nur von Förstern, sondern auch vom Bürgertum genutzt wurde, zeigt sich gleich nach dem ersten Anstieg am Rehbrunnen. Inmitten einer runden Lichtung mit Holzbänken schaut ein Bronze-Rehbock unter einem filigranen Jugendstil-Baldachin hervor. Zu seinen Füßen sprudelt eine Quelle ins Steinbecken. Die flache Wasserfläche diente weniger der Erfrischung der Bürger, vielmehr war sie Tränke für ihre Pferde. Zwar war die Sehnsucht nach der Natur schon während der Industrialisierung zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts bei den Städtern groß, doch natürlich wollte man nicht zu Fuß dorthin. Standesgemäß ließen sich die Bürger bei ihren Ausflügen ins Grüne in Kutschen durch die Landschaft schaukeln.
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