#Walpurgisnacht in Berlin: 30 Jahre zwischen Hexen, Punk und Party
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„Walpurgisnacht in Berlin: 30 Jahre zwischen Hexen, Punk und Party“
Die Geschichte der Walpurgisnacht in Berlin ist eine Geschichte des Exzesses. Die Nähe zum 1. Mai bestimmte stets die ausschweifenden Partys und Demos am 30. April. Der Tag der Arbeit gehört Kreuzberg. Seit den 1980er-Jahren liefern sich dort Linksradikale bei der „Revolutionären 1. Mai-Demo“ Straßenschlachten mit der Polizei.

Nach der Wende gehörte aber die Walpurgisnacht den Ost-Berliner Bezirken. Anfangs Prenzlauer Berg und später Friedrichshain. Am Kollwitzplatz, im Mauerpark und am Boxhagener Platz wurde in den Mai getanzt, demonstriert und geprügelt. Erst in den letzten Jahren hat sich der Fokus auf Wedding verlagert.
Die Walpurgisnacht in Berlin ist auch eine Geschichte der Gentrifizierung. In jedem Fall ist sie ein Stück Berlin-Geschichte. Hier sind 12 Berliner Walpurgisnacht-Momente aus den letzten 30 Jahren.
Walpurgisnacht in Berlin: Zwischen Selbstverwirklichung und Exzess
Als in den 1990er-Jahren die Berliner Tradition der Walpurgisnacht begann, ging es um Selbstverwirklichung und Freiheit. Alte Hexenbräuche und die Rituale des „Tanz in den Mai“ wurden wiederentdeckt. Emanzipation und ausgelassene Freude bestimmten den 30. April. Wie sonst in den improvisierten Clubs und Bars wurde im Nachwende-Berlin plötzlich der öffentliche Raum zum Ort, an dem man tanzen, trinken und feiern konnte. Vor allem der Kiez rund um den Kollwitzplatz und später den Mauerpark entwickelte sich zum Mittelpunkt der Walpurgisnacht.
Man lebte in Prenzlauer Berg, es gab leerstehende Wohnungen und die Mieten waren niedrig. Die alte Ost-Boheme wohnte Tür an Tür mit zugezogenen Studenten aus Westdeutschland. Die Wiedervereinigung fand hier in Echtzeit statt und die Walpurgisnacht wurde zu ihrem kumulativen Moment. Doch schon bald verwandelten sich anarchische Partylaune und jungendlicher Übermut in Gewalt. Die Nächte wurden von Aggression dominiert und eskalierten in Prügeleien, Verfolgungsjagden mit der Polizei und Verhaftungen.
Poltischer Widerstand und linksradikale Forderungen unterfütterten das bunte Treiben. Feuer war nicht mehr Symbol, sondern das Element der Zerstörung. Statt gelassen über Lagerfeuer zu hüpfen, brannten Mülltonnen und Autos. Die Walpurgisnacht verschmolz mit den den Kreuzberger 1.-Mai-Randalen zur großen Berliner Anarchie-Festivität.
Bei der Walpurgisnacht in Berlin wurde das Feuer zum Element der Zerstörung
Parallel dazu sanierten, modernisierten und bauten die Investoren und Immobilienbesitzer Prenzlauer Berg zur gutbürgerlichen Wohlfühloase um. Und schon bald wollten die neuen Bewohner keine Randalierer in ihrer Gegend mehr haben. Um die Jahrtausendwende zog die Walpurgisnacht-Karawane nach Friedrichshain, wo die Gentrifizierung noch nicht ganz so weit fortgeschritten war.
Dann brannten die Feuer am Boxhagener Platz und teilweise auch am Wismarplatz. Man verlagerte den Schauplatz, die Rituale blieben. Und während sich in Kreuzberg das „Myfest“ die Lage weitestgehend beruhigt hat, brutalisierten sich die Friedrichshainer Walpurgisnächte in den Nuller Jahren.
In den letzten Jahren fanden die Walpurgisnacht-Demos immer wieder in Wedding statt. An vielen anderen Orten in Berlin wurde die Walpurgisnacht mit Partys, Konzerten, kleinen Festivals und familienfreundlichen Veranstaltungen gefeiert. Kinder verkleideten sich als Hexen und es gab Clowns und Seifenblasen. Aufgrund der Corona-Verordnung fällt 2020 davon vieles flach. Trotzdem kündigen Aktivisten einiges an – und die Polizei ist gewohnt vorbereitet auf den 1. Mai.
1990 – Hexenfeuer am Wasserturm

1991 – Hexentanz und Frauenpower

1996 – Der Kollwitzplatz war blau, so viele Bullen waren da

1998 – Demo gegen Schönbohms Politik

2000 – Feuersprünge und Party

2001 – Randale und Verhaftungen

2003 – Walpurgisfeuer im Mauerpark

2004 – Ausnahmezustand in Prenzlauer Berg

2005 – Tanzende Punks in Friedrichshain

2009 – Am Boxi brennt eine Mülltonne

2011 – Liebe am Wismarplatz

2014 – Feuer über den Dächern in Wedding

Mehr Berlin verstehen
Den 1. Mai in Bilder findet ihr hier. Der Mauerpark, in dem die Walpurgisnacht gefeiert wurde, ist heiß geliebt und innig gehasst. Auch etwas, an das sich Zugezogene in Berlin gewöhnen müssen – genau wie an diese 12 Dinge. Ihr lebt schon immer oder zumindest seit einer halben Ewigkeit in Berlin? Diese 12 Dinge kennt jeder, der im West-Berlin der 1980er gelebt hat.
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