#War der Kniefall schuld am Debakel von Wembley?
Inhaltsverzeichnis
„War der Kniefall schuld am Debakel von Wembley?“
Es ist nur verständlich, dass der Bundestrainer sich am Tag danach außerstande sah, in die Details des Debakels zu gehen. Da sich nicht absehen lässt, wann er die Vergangenheitsbewältigung in Angriff nehmen kann, die nach jeder deutschen Niederlage zwingend ist, soll hier schon einmal mit ihr begonnen werden, wenn auch nur mit der Aufarbeitung des Auftakts zu dieser nationalen Katastrophe. Mehr lässt auch unsere Traumatisierung noch nicht zu.
Auch dabei geht es aber natürlich schon um die Schuldfrage. War es am Ende nicht der Schlieffen-Plan Löws oder der Ellbogenstoß in den Rücken unserer Abwehr, sondern das Niederknien, das dazu führte, dass wir zum ersten Mal seit 1975 im Wembley-Stadion verloren haben, noch dazu hochverdient, wie wir es der Gratulation des deutschen Botschafters an sein Gastland entnehmen?
Vom Platz fegen wie Wilhelm der Eroberer
Die Antwort kann im ersten Anlauf natürlich nur entrüstet lauten: Nein! Wie sollte eine derart noble Geste dazu beigetragen haben, dass Müller weiche Knie bekam, als er allein auf den englischen Torwart zulief? Nach dem kollektiven Niederknien hätten die deutschen Spieler sich doch geläutert und gestählt wie frischgeschlagene Ritter erheben und die Engländer vom Platz fegen müssen wie damals Wilhelm der Eroberer! Selbst Löw machte ja mit, ohne jede Rücksicht auf seine hübsche Hose.
Möglicherweise hat „Die Mannschaft“ aber ein bisschen zu lange über die Bedeutung dieser besonderen Kniebeuge nachgedacht, länger jedenfalls als die Engländer, die das schon ganz routiniert machen. Uns Deutschen fällt beim Thema Kniefall ja immer Willy Brandt in Warschau ein. Für was aber hätten wir uns in Wembley entschuldigen sollen? Für das berühmteste englische Tor, das keines war? Auf eine solche Idee käme wohl allenfalls ein grüner Botschafter, der sich einschleimen will.
Schlecht vergoltene Fraternisierung
Unser Kapitän Manuel Neuer (ab sofort besonders leicht an der Regenbogen-Binde zu erkennen) hatte die kniende Fraternisierung mit den Engländern – die uns das perfide Albion schlecht vergolten hat – mit den Sätzen erklären wollen: „Wir stehen für Toleranz. Es war für uns keine Frage. Wir ziehen da sofort mit.“ Einfacher gestrickte Mannschaftsmitglieder mögen sich da aber vielleicht gedacht haben: Stehen, ziehen, knien – na, was denn nun? Das deutsche Spiel sah jedenfalls so aus, als hätte diese Frage viele bis zum bitteren Ende beschäftigt. Die Verwirrung vergrößert haben dürften die Gesänge der englischen Fans, die noch nicht wissen, dass in Deutschland die dritte Strophe unserer Nationalhymne auf dem Index steht, wie auch „Zehn kleine N****lein“. Die britische Version davon („Ten German Bombers“) gehört dagegen immer noch zum Repertoire der stolzen englischen Sängerknaben.
In Wembley mussten unsere Kicker also mit ziemlich widersprüchlichen Botschaften klarkommen. Vielleicht hatte der eine oder andere auch noch vom russischen Außenminister Lawrow gehört, der Zweifel an der Lauterkeit der Geste äußerte. Putins Mann fürs Grobe behauptet, die früheren Kolonialmächte wollten mit dem Niederknien von ihrer Verantwortung für die Verbrechen des Kolonialismus ablenken. Uns ist natürlich bekannt, dass es sich auch hier um reine Propaganda handelt, mit der Moskau seine eigene Vergangenheit als Besatzungsmacht vertuschen will. Aber wissen das auch schon unsere Kicker?
Für deren politische Bildung sollte dringend etwas getan werden, jetzt, da es auch im Sport immer öfter darum geht, die richtige Gesinnung nicht nur zu haben, sondern auch zu zeigen. Wir empfehlen für den Unterricht die „Informationen zur politischen Bildung“ der fast gleichnamigen Bundeszentrale und das Buch von Annalena Baerbock, auch wenn es da gewisse Redundanzen gibt.
Baerbocks Bestseller ohne lästige Fußnoten
Baerbocks Bestseller ist für zeitknappe Leser wie Fußballprofis vielleicht sogar die beste Wahl, weil da vieles in einem Band zusammengetragen wurde und der Lesefluss nicht von diesen lästigen Fußnoten gestört wird. Gesinnungsmäßig braucht man sich da auch keine Sorgen zu machen, Baerbock bleibt voll auf DFB-Linie. Oder war es andersherum? Das ist egal, wenn man nur für die richtige Sache kniet. Merkwürdigerweise scheinen das ausgerechnet die Engländer noch nicht verstanden zu haben. Die glauben offenbar immer noch, es gehe beim Fußballspielen darum, wer gewinnt.
Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.
Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.
Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.