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#„Wir müssen die Spieler schützen“

„„Wir müssen die Spieler schützen““

Herr Pešić, in den nächsten zehn Tagen muss Ihre Mannschaft sechsmal spielen. Viermal in der Euroleague, zweimal in der Bundesliga. Das fängt an diesem Freitag mit einem Heimspiel gegen Belgrad an und setzt sich dann mit fünf Auswärtsspielen fort, das erste schon am Samstag in Oldenburg. Werden Sie sich diese Spiele mit Blick auf die Belastung guten Gewissens anschauen können?

Ich möchte Ihnen eine Geschichte aus meiner Zeit als Spieler erzählen. Vor der Vorbereitung mussten wir im Sommer immer den Cooper-Test machen. Zwölf Minuten laufen, so weit wie möglich. Als junger Spieler habe ich mir vor diesem Test in die Hose gemacht. Je älter und erfahrener ich aber wurde, desto entspannter war ich. Warum erzähle ich das? Man darf einen Fehler nicht machen: zu viel rumheulen. Den Cooper-Test – das sind die sechs Spiele in den nächsten zehn Tagen – muss man eh machen. Wenn wir uns beschweren, werden wir nicht nur viele Spiele verlieren, sondern auch sonst Probleme bekommen. Wir müssen uns auf das konzentrieren, was wir kontrollieren können. Wie wir die Reisen meistern zum Beispiel. Wir spielen in Oldenburg, zweimal in Istanbul, in Madrid und dann in Gießen. Man darf da nicht emotional rangehen, sondern rational.

Aus rationaler Sicht: Ist die Gesundheit Ihrer Spieler in Gefahr?

Wir müssen sie in den nächsten zehn Tagen schon sehr schützen. Danach ist die Saison ja nicht vorbei. Danach geht’s erst richtig los. Deswegen müssen wir diese sechs Spiele meistern, um uns für die Play-offs in Position zu bringen. Wie man einen Cooper-Test meistern muss, um danach in der Mannschaft spielen zu dürfen.

Was werden Sie Ihren Spielern sagen? Dass sie sich auch mal einen Schritt sparen und in der Defensive einen Dunk zulassen dürfen?

Nein, das werde ich ihnen sicher nicht sagen. Wir müssen aber mit Andrea Trinchieri und Daniele Baiesi (Trainer und Sportdirektor des FC Bayern; d. Red.) strategische Entscheidungen treffen. Wie können wir ohne Corey Walden und Nick Weiler-Babb, die uns in den nächsten Tagen weiter fehlen werden, die Belastung der Spieler steuern? Wer dann wie und wo spielen wird, entscheiden die Ärzte und Trainer, nicht ich.

Und was ist mit der Belastung für die Trainer, die die Spiele nicht nur coachen, sondern auch vor- und nachbereiten müssen?

Richtig. Das müssen wir gut handeln. Wir haben uns geeinigt, dass wir uns nach dem Spiel gegen Belgrad zusammensetzen. Dann entscheiden wir, welcher Trainer wo eingesetzt wird.

Das heißt, Sie werden nicht nur Spieler schonen, sondern auch Trainer?

Ich bin ein großer Unterstützter davon, ja.

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Man könnte nun sagen: Die sechs Spiele in neun Tagen sind eine Sondersituation. Durch den Modus von Bundesliga und Euroleague (34 Hauptrundenspiele plus Play-offs pro Wettbewerb) entstehen aber ständig Sondersituationen. Ist das ein Fehler im System des europäischen Basketballs?

Es ist ein Problem, das durch Corona potenziert worden ist. Wir sind in dieser Situation, weil wir wegen Corona-Infektionen in unserer Mannschaft mehrere Spiele verschieben mussten. Grundsätzlich glaube ich, dass man über eine Reform des Spielplans nachdenken muss. Es wird nötig sein, dass die wichtigsten Stakeholder wieder an einen Tisch kommen. Es geht um unsere Spieler, aber auch um unsere Fans. Es geht um die Zukunft des europäischen Basketballs.

Das Problem hat Folgen: In der Bundesliga gibt es am Wochenende immer wieder Spiele, in denen Ihre Mannschaft wegen der Euroleague-Belastung unter der Woche eigentlich kaum gewinnen kann. Das widerspricht doch dem Gedanken des europäischen Sports.

Am vergangenen Sonntag hat Alba Berlin (neben dem FC Bayern der zweite deutsche Verein, der in der Euroleague spielt; d. Red.) in Chemnitz verloren. Das ist uns in dieser Saison auch schon passiert. Es ist nicht so, dass die Spieler in solchen Spielen nicht wollen. Sie können einfach nicht! Dann verlierst du gegen eine Mannschaft, die nicht besser, aber ausgeruhter ist. Wir sollten danach aber nicht mit dem Finger auf den Spielplan zeigen. Wir wollen in der Euroleague spielen. Und wir müssen deswegen schauen, dass wir eine vernünftige Lösung finden.

Wie wäre es damit, die Bundesliga zu verkleinern? 14 statt 18 Klubs?

Das scheint auf den ersten Blick die einfachste und schnellste Lösung. Aber ich bin kein großer Fan davon. Warum sollte die Bundesliga und der deutsche Basketball darunter leiden, dass zwei Mannschaften in der Euroleague spielen? In Chemnitz oder Crailsheim kann man sehen, wie kleine Standorte zu Basketball-Zentren in ihren Regionen werden. Wie sie die Chance, die ihnen die oberste Liga bietet, nutzen, um Großartiges für unseren Sport zu leisten. Wir müssen einen anderen Ansatz als die Verkleinerung der Bundesliga suchen. Ich habe auch Ideen, die ich aber noch nicht öffentlich teilen möchte. Wichtig ist: Alle müssen an einen Tisch – mit offenem Visier.

Das Problem ist, dass die Vertreter der Euroleague und des europäischen Verbandes FIBA Europe, die an diesem Tisch zusammenkommen müssten, seit vielen Jahren mit ihren Wettbewerben konkurrieren und sich streiten.

Der Zeitpunkt, an dem sie sich alle zusammensetzen und über Lösungen für den Basketball nachdenken werden, wird kommen. Wann? Das kann ich nicht sagen. Durch die Corona-Krise und ihre Folgen könnte sich eine Gelegenheit ergeben, um grundsätzlich über neue Lösungen nachzudenken.

Was können Sie so lange tun, um die Belastung zu minimieren?

Wir müssen auf die Gesundheit der Spieler schauen. Wie gesagt: Die wichtigste Phase der Saison fängt jetzt erst an. Wir wollen deutscher Meister werden. Dafür müssen wir smart sein. Wir müssen die Spieler schützen. Wenn du die Spieler nicht schützt, macht alles keinen Sinn.

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