#Wem gehören eigentlich Falafel?
„Wem gehören eigentlich Falafel?“
Eingetrübt von der aktuellen Weltlage, sind Helau und Alaaf dieses Jahr, wenn überhaupt, nur gedämpft zu hören. Und auch die sonst so dringlich geführten Diskussionen um die Unbedenklichkeit von Verkleidungen rücken in den Hintergrund, Fragen wie die, ob man sein Kind als „Indianer“ oder mit Sombrero zum Karneval gehen lassen sollte. Fasching ist nicht mehr so einfach zu feiern. Mit anderen Eltern reden wir darüber, wie wir zu den Kostümierungen stehen. Sind sie rassistisch, oder sind wir zu sensibel geworden?
„In meiner Grundschulzeit kostümierten sich die Kinder oft als Angehörige anderer Nationen und ethnischer Gruppen. Meiner Mutter mussten wir Kinder Fasching erst erklären: Ich erzählte ihr, dass sich meine Freunde als Chinese und Franzose ‚verkleiden‘ werden. ‚Dann gehst du als Pakistanerin!‘, war ihre einfache und zugleich geniale Idee. Die traditionelle Kleidung mussten wir nur aus der obersten Schublade im Kleiderschrank ziehen, und schon war mein ‚Kostüm‘ fertig.“
„In Israel wird im Frühjahr das Purim-Fest gefeiert. Um an die Rettung der Juden im Persischen Reich zu erinnern, verkleiden sich Kinder und Erwachsene. Bunte Karnevalszüge ziehen durchs Land. Als Kind im Kibbuz hatte ich beim Kostüm wenig Auswahl. Mir wurde zugeteilt, was gerade auf Lager war und meine Größe hatte. So war ich mal Samurai, mal Zwerg oder russischer Kosak. Einmal musste ich unter der prallen Wüstensonne ins gefütterte ‚Eskimo‘-Kostüm schlüpfen. Die Mädchen tauchten mal als ‚Chinesin‘ mit geschminkten Augen oder ‚Niederländerin‘ mit Klompen auf. Das war unser Bild über die Menschen anderer Länder, da zu dieser Zeit aus dem Kibbuz kaum jemand mal im Ausland war.“
Darf sie das? Helen Mirren (unser Foto) steht in der Kritik, weil sie die einstige israelische Premierministerin Golda Meir in einem Film verkörpert.
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Bild: Jasper Wolf
Auch solche Kindheitserzählungen können heutzutage schon problematisch werden. So musste sich die Grünen-Politikerin Bettina Jarasch voriges Jahr für ihre „unreflektierten Kindheitserinnerungen“ entschuldigen, da sie in der Rede zu ihrer Kandidatur gesagt hatte, sie wollte schon als Kind „Indianerhäuptling“ werden. Heutzutage werden Verkleidungen, die Menschen mit anderen Herkünften stereotyp imitieren, oder Frisuren, die aus anderen Kulturkreisen stammen, als Ausdruck von „kultureller Aneignung“ gesehen. Gemeint ist aber nicht jede Art der Imitation: wenn wir zwei Lederhose und Dirndl auf dem Oktoberfest tragen, werden die Verfechter des Konzepts nicht Alarm schlagen. Wenn sich aber die Moderatorin Annemarie Carpendale mit einem „Indianerkostüm“ verkleidet oder Justin Bieber sich in Dreadlocks zeigt – beides vergangenes Jahr passiert –, geht der Shitstorm los.
Kommentare wie diese erreichten Carpendale: „Andere Kulturen sind einfach kein Kostüm! Es ist kulturelle Aneignung und rassistisch. Punkt. Zieh das Kostüm aus, schmeiß es in die Tonne, und höre den Stimmen Betroffener zu!“ Auf Bieber, den Wiederholungstäter – er hatte 2016 schon mal die Frisur –, gab es Tausende Kommentare wie: „Heuchler. Du machst dich gegen Rassismus stark, um dann als weißer Mann Dreadlocks zu tragen.“ In die Missgunst der Kritiker geraten nicht nur Promis aus dem Showbiz, sondern auch linke Idole wie die Sea-Watch-Kapitänin Carola Rackete, wenn sie Dreadlocks trägt. Tja, was zählen schon die Menschenleben, die sie gerettet hat, wenn sie sich so eine Unverschämtheit erlaubt hat!
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