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#Warum Berlin trotz hoher Kosten an Impfzentren festhält

Warum Berlin trotz hoher Kosten an Impfzentren festhält

„So viele gut gelaunte Berliner auf einen Schlag habe ich noch nie gesehen“, berichtet ein Impfling nach seiner Rückkehr aus einem der sechs Impfzentren der Hauptstadt. Viele Ärzte reißen sich um die Dienste in den Impfzentren, weil die „Stimmung so gut ist und man gerne hingeht“, wie eine Ärztin berichtet, und nebenbei auch noch die Bezahlung stimmt. Anfangs war auch eine baldige Impfung ein Anreiz für die Ärzte, Impfdienste zu übernehmen.

Jeder Arzt bekommt 120 Euro pro Stunde, kommt er mit einer Arzthelferin, sind es noch 60 Euro pro Stunde mehr. 120 Euro bezahlen auch Hessen, Hamburg und Brandenburg, Baden-Württemberg und Bayern 130, Rheinland-Pfalz 140, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen 150 und Thüringen und Sachsen 175 Euro. Die Kassenärztlichen Vereinigungen der jeweiligen Länder haben die Organisation übernommen und auch die Stundensätze für die Ärzte vorgeschlagen, weil sie einen angemessenen Ersatz für Praxisschließungen bekommen sollten.

Manche Ärzte gleichen Umsatzeinbußen aus

Doch geschlossen hat seine Praxis kaum ein Impfarzt. Vielmehr impfen Ärzte am Wochenende (da gibt es Zuschläge) oder an freien Praxisnachmittagen. Manche gleichen damit Umsatzeinbußen von bis zu 50 Prozent aus. Das gilt etwa für Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, die aufgrund der ausgebliebenen Grippewelle deutlich weniger zu tun hatten.

Während andere Länder aber mit einer baldigen Schließung der teuren Impfzentren in wenigen Wochen rechnen und deren Anzahl (etwa in Sachsen) schon erheblich reduziert haben, hat Berlin deren Betrieb noch einmal bis Ende September verlängert. Eigentlich sollten sie am 30. April schließen. Der Vertrag des Senats mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) lief am 31. März aus, die KV Berlin kündigte ihn öffentlichkeitswirksam und verwies darauf, dass das Impfen besser die niedergelassenen Ärzte übernehmen sollten. Schleswig-Holstein will die Impfzentren zum 31. Juli schließen, Bayern ähnlich wie Berlin erst zum 30. September. Manche Zentren im Rest des Landes mussten mangels Impfstoff ganze Tage schließen, die Kosten liefen aber weiter.

Die Verlängerung der Impfzentren lässt sich Berlin laut Haushaltsplan noch einmal 246 Millionen Euro kosten, von denen der Bund 97 Millionen erstattet. Sollten sich die Impfzentren in Kürze als überflüssig erweisen, kann der Senat sie relativ kurzfristig kündigen. Organisiert werden sollen die Zentren künftig vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), konkret vom Sozialwerk des DRK, einer gemeinnützigen GmbH. Zwei Impfzentren betreibt es selbst, vier werden von anderen Hilfsorganisationen betrieben.

Auf die Frage nach Gewinnen für das Sozialwerk reagierte das DRK mit Befremden und verwies auf das Vertragsgeheimnis. Die Berliner Gesundheitsverwaltung teilte der F.A.Z. mit: „Wir halten uns an das haushaltsrechtliche Gebot der Wirtschaftlichkeit.“ Die Gesundheitsverwaltung hält es für einen Fehler, das Impfen in einer so hochverdichteten Wohngegend wie Berlin ausschließlich den Praxen zu überlassen.

In Berlin wurden riesige Hallen angemietet, eine auf dem Messegelände, eine im Terminal C des stillgelegten Flughafens Tegel, im Velodrom, in der Arena, auf dem früheren Flughafen Tempelhof und im Erika-Heß-Stadion. Für die Miete der Zentren selbst entstehen in den kommenden Monaten Kosten von 9,1 Millionen Euro, für Taxi-Gutscheine der über 80 Jahre alten Berliner sind 12,3 Millionen angesetzt, für einen Shuttle-Verkehr zu Impfzentren eine Million.

855.530 Euro für die tägliche Testung von Ärzten und Mitarbeitern

Für die Zubereitung des Impfstoffs sind in den sechs Zentren Apotheker und Pharmazeutisch-Technische Assistenten angestellt (12,3 Millionen Euro), über vier Millionen kostet die Taschenüberprüfung durch Beschäftigte des Landeskriminalamts, hinzu kommen Helfer, die Zufahrten zu Impfzentren kontrollieren, die den Weg weisen und die Impfberechtigung mit dem Computer prüfen. Die tägliche Testung der Ärzte und aller anderen Mitarbeiter schlägt mit weiteren 855.530 Euro zu Buche.

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