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#Warum es die Franzosen zurück in die Provinz zieht

Warum es die Franzosen zurück in die Provinz zieht

Reihenhaus, Garten und 223 Quadratmeter zum Preis von 160.000 Euro, danach kann man in Paris lange suchen. In Chartres dagegen schmücken Angebote wie diese die Schaufenster der Maklerbüros. Deren Mitarbeiter sind gut ausgelastet und haben für einen Plausch nur wenig Zeit. Dass viele der Angebote angepriesen werden mit Slogans wie „Fünf Fußminuten bis zum Hauptbahnhof“, ist kein Zufall. Denn längst zieht es Hauptstädter nicht nur zum Bummeln zwischen Kathedrale und Fachwerkhäusern nach Chartres in der Beauce, Frankreichs Kornkammer.

Mit der Regionalexpress-Anbindung erfreut sich die eine Stunde südwestlich von Paris gelegene 40.000-Einwohner-Gemeinde einer wachsenden Beliebtheit – auch unter jenen, die genug haben von der dicht besiedelten Metropolregion Île-de-France mit ihren mehr als zwölf Millionen Menschen und die ihren Wohnsitz ganz oder zumindest teilweise verlegen wollen. Die Abwanderung vom Land, die in Frankreich genauso wie in Deutschland seit Langem zu beobachten ist, scheint in Chartres ein Stück weit gebremst. Der Kaufpreis für Wohnungen hat sich hier binnen zwölf Monaten um rund 4 Prozent erhöht. Wer ein Haus kaufen will, muss dafür je Quadratmeter sogar fast 7 Prozent mehr hinblättern als noch vor einem Jahr.

Warum auf engem Raum in der vollen, lauten und teuren Metropole sitzen?

Auch in anderen Regionen des Landes erblüht die Provinz. Französische Magazine sind seit Monaten voller Geschichten über Menschen, die Paris den Rücken kehren. Mal ist es die Therapeutin, die ein Haus in einer kleinen Gemeinde erworben hat und nun nur noch von Mittwoch bis Samstag in die Hauptstadt fährt. Mal ist es das Paar, das durch den Umzug seine Wohnfläche verdoppelt hat und seither pendelt und ein Gemeinschaftsbüro vor Ort gemietet hat. Angestellte, Künstler, Freiberufler, junge Familien mit oder ohne Kinder – für alle Bevölkerungsgruppen gibt es Beispiele.

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Die meisten Paris-Flüchtlinge eint, seit Ausbruch der Pandemie von zu Hause aus arbeiten zu können. Das war in der traditionell eher hierarchischeren französischen Wirtschaft bis vor Kurzem noch unüblicher als in Deutschland: Nur jeder vierzehnte Beschäftigte ging vor Corona ab und an ins „télétravail“, wie die Franzosen zum Homeoffice sagen. Derzeit ist es fast jeder dritte. Und warum auf engem Raum in der vollen, lauten und teuren Metropole sitzen, wenn sich die Arbeit dank Internet heutzutage auch zwischen Obstwiese und Getreidefeld erledigen lässt?

Dass es längst nicht nur Rentner sind, die sich nach mehr Ruhe sehnen, legt eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ifop vom Juli dieses Jahres nahe. Demnach sagen 44 Prozent der jungen Arbeitnehmer unter 35 Jahren, die in den französischen Großstädten wohnen, dass sie einen Wegzug aufs Land planen. Das sind 8 Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor. Über alle Altersgruppen hinweg plant in den Großstädten rund ein Drittel, wegzuziehen. Die Meinungsforscher resümieren: Die hohe Zahl an Menschen, die raus will aufs Land, könnte in den kommenden Jahren zu „erheblichen Bevölkerungsbewegungen“ führen.

Kathedrale, Fachwerk, enge Gassen: In Chartres, eine Stunde südwestlich von Paris, lässt es sich gut leben.


Kathedrale, Fachwerk, enge Gassen: In Chartres, eine Stunde südwestlich von Paris, lässt es sich gut leben.
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Bild: F1online

Jüngste Zahlen vom Immobilienmarkt deuten darauf hin, dass der Exodus schon begonnen hat. So haben die Preise für neue Wohnungen zuletzt nirgendwo so stark zugelegt wie in Rennes. In der nordwestfranzösischen Stadt mit ihren rund 220.000 Einwohnern kostet der Quadratmeter mittlerweile mehr als 5000 Euro, rechnet das Portal Laboratoire de L’Immobilier vor – 10 Prozent mehr als noch im November 2020. Rennes ist damit zur sechstteuersten französischen Stadt avanciert. Eine mögliche Erklärung: Sie gilt mit ihrem mittelalterlichen Zentrum, in dem man zu Fuß schnell von A nach B kommt, nicht nur als lebenswert, sondern liegt auch nur eine Autostunde entfernt von der bretonischen Küste. Zugleich kann, wer mal eben privat oder beruflich nach Paris muss, die rund 350 Kilometer Entfernung morgens in anderthalb Stunden im TGV zurücklegen – und abends wieder in Rennes im Bistro sitzen.

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