Waschbär breitet sich weiter in Deutschland aus

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Waschbären sind ursprünglich in Nordamerika heimisch, kommen seit einigen Jahrzehnten jedoch auch in Deutschland vor. Hier breitet sich die invasive Art nun immer weiter aus, wie Monitoring-Daten belegen. Demnach leben inzwischen in mehr als zwei Drittel der bundesweiten Jagdreviere Waschbären. Die Verlierer dieser Entwicklung sind seltene Amphibien und Reptilien, die auf dem Speiseplan der Raubtiere stehen.
Waschbären (Procyon lotor) wurden erstmals in den 1930er Jahren aus Nordamerika nach Deutschland eingeschleppt und zunächst als Pelztiere gezüchtet. 1934 wurden in Hessen absichtlich vier der putzigen Tiere ausgesetzt, um sie anzusiedeln. Jahre später wurden weitere Tiere in der Eifel freigelassen, andere entkamen aus einer Zucht in Berlin. Seither leben Waschbären auch in unseren Wäldern und einigen Wohnsiedlungen und vermehren sich dort dank fehlender Feinde rasend schnell.
Die Kleinbären ernähren sich unter anderem von Amphibien und Reptilien. Während der Paarungszeit spezialisiert sich der Waschbär auf Kröten, Frösche, Schlangen, Molche und Salamander, wie Forschende um Sven Klimpel vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Frankfurt herausgefunden haben. Darunter sind auch mehrere seltene und geschützte Arten. Das kann dazu führen, dass die Bestände dieser Arten sinken oder sogar lokal an einzelnen Seen und Bächen aussterben. Zudem nehmen Waschbären anderen Tieren ihren Lebensraum weg, etwa die Ruhe- oder Nistplätze in den Bäumen. Damit bedroht der Waschbär als ehemals gebietsfremde Art das ökologische Gleichgewicht und die hiesige biologische Vielfalt.
Waschbären breiten sich Richtung Südwesten aus
Doch wie viele der grauen Fellträger gibt es in Deutschland inzwischen? Schätzungen zufolge dürften es inzwischen rund zwei Millionen sein, genaue Zahlen gibt es nicht. Ihrer ungefähren Zahl geht der Deutsche Jagdverband (DJV) etwa alle zwei Jahre nach. Bei seiner letzten Erhebung wertete der Verband Monitoring-Daten zu Waschbär-Sichtungen aus rund 24.000 deutschen Jagdrevieren aus – das entspricht 38 Prozent der forst- und landwirtschaftlich genutzten Fläche im Bundesgebiet.

Die Auswertung ergab: Im Jahr 2023 haben Jäger in 69 Prozent der Jagdreviere lebende Waschbären gemeldet – 2011 waren es erst 38 Prozent der Gebiete. Besonders häufig wurde der Kleinbär im Nordosten und in der Mitte Deutschlands gesichtet: In Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt haben über 90 Prozent der Jagdreviere sein Vorkommen gemeldet. Demnach breitet sich der Waschbär in Deutschland zunehmend aus und dringt dabei weiter Richtung Südwesten vor. Im Süden und Nordwesten Deutschlands wurden zwar bisher deutlich weniger Waschbären gesichtet als im Rest der Bundesrepublik. Allerdings holt der pelzige Einwanderer auch dort auf. In Baden-Württemberg wurde er 2023 beispielsweise bereits in 51 Prozent der Reviere gemeldet, 2011 waren es noch 14 Prozent der Gebiete im „Ländle“.
In den Bundesländern mit dem höchsten Waschbär-Vorkommen wurden 2023 sogar mehr Waschbären bei der Jagd getötet als Rotfüchse. In der bundesweiten Jagdstatistik ist die Zahl der getöteten Waschbären auf 203.306 Tiere gestiegen; 2011 lag ihre Zahl nur etwa ein Drittel und 2006 nur rund ein Sechstel so hoch. Das belegt ebenfalls, dass sich der zugewanderte Bär stark ausbreitet und teils zu einem größeren Problem geworden ist als heimische Füchse.
Waschbären tappen oft in Fallen
Um die heimischen Arten vor dem Waschbären als invasiver Art zu schützen, sei es wichtig, den Bestand der Kleinbären zu überwachen und bei Bedarf durch die Jagd einzudämmen. Besonders wichtig sei dafür die Fangjagd, betont der DJV. Bei dieser Jagdform fangen die Jäger die nachtaktiven Tiere mit Kistenfallen und erlegen sie darin, statt sie mit Gewehren aus der Ferne zu erschießen. 40 Prozent der Waschbären wurden 2023 mit solchen Fallen getötet. Nach Ansicht des Verbandes belegen die Zahlen, dass diese Jagdform effektiv und nötig ist. Der DJV fordert deshalb von der Politik, die Fangjagd in allen Bundesländern zu erlauben und obendrein staatlich zu fördern. Derzeit ist sie in Berlin verboten, in anderen Ländern streng reguliert oder nur eingeschränkt erlaubt.
Quelle: Deutscher Jagdverband e. V. (DJV)
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