#Wettlauf zum finsteren Herz der Milchstraße
Inhaltsverzeichnis
„Wettlauf zum finsteren Herz der Milchstraße“
Jedes Jahr am 10. Dezember werden in Stockholm in Gegenwart des schwedischen Königspaars die Nobelpreise verliehen, abgesehen vom Friedensnobelpreis.
Normalerweise alles ganz feierlich und mit prunkvollem Bankett. Die Pandemie erzwingt jedoch eine Verschiebung auf bessere Zeiten, übergeben werden die Preise nun in kleinen Zeremonien in den schwedischen Botschaften. „Es sind verrückte Zeiten“, seufzt Reinhard Genzel. Der Direktor am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik in Garching teilt sich eine Hälfte des Physik-Nobelpreises mit seiner amerikanischen Kollegin Andrea Ghez, Professorin für Astronomie an der University of California in Los Angeles, UCLA. Die andere Hälfte erhält der Brite Sir Roger Penrose. Der theoretische Physiker zeigte in den sechziger Jahren, dass genügend Materie unter realistischen Bedingungen zu Schwarzen Löchern kollabieren kann.
Tatsächlich lauert ein riesiges Schwarzes Loch im Zentrum der Galaxis. Aufgespürt wurde es in einem über Jahrzehnte andauernden wissenschaftlichen Marathonlauf. In der entscheidenden Phase war es ein Wettrennen zwischen Genzels europäischem Team und dem amerikanischen um Ghez. Die währenddessen zusammengetragenen Puzzleteile ergeben ein faszinierendes Bild vom Herzen unserer Milchstraße: Könnte man das dort in Sagittarius A* verborgene Schwarze Loch auf eine Balkenwaage legen, brauchte man als Gegengewicht rund vier Millionen Kopien unserer Sonne. Allerdings muss unser eigenes galaktisches Monster seit Jahrmilliarden darben, längst hat es sich fast alle Materie ringsherum einverleibt. Für ein Schwarzes Loch sei es daher „ziemlich langweilig“, sagt Genzel und lacht. Pro Tag fällt nur eine geringe Menge hinein, wie es ungefähr der Masse eines Kometen oder Asteroiden entspricht. Zum Glück, denn die Erde ist mit rund 26000 Lichtjahren Abstand nur einen astronomischen Katzensprung entfernt. Wäre das Schwarze Loch maximal aktiv, würde dessen harte Strahlung hochenergetischer Teilchen – eine Art elektromagnetischer Todesschrei der hineinstürzenden Materie – wahrscheinlich alles irdische Leben auslöschen.
Technische Meisterleistungen und jahrzehntelange Fleißarbeit
Paradoxerweise ist das Herz unserer Milchstraße jedoch nicht finster, ganz im Gegenteil. Wäre man dort, wäre der Himmel „unfassbar hell“, beschreibt es Tuan Do. Der junge Astronomieprofessor aus Los Angeles arbeitet seit Jahren eng mit Andrea Ghez zusammen und sprang ein, als sie plötzlich doch keine Zeit mehr für ein Gespräch hatte. Den Himmel um Sagittarius A* veranschaulicht Do im Vergleich zu unserer Nachbarschaft: Der nächste Stern, Proxima Centauri, ist rund vier Lichtjahre entfernt, und innerhalb einer imaginären Kugel mit diesem Radius um uns herum gibt es folglich keinen Stern, nur unsere Sonne. „Im Zentrum der Galaxie gäbe es in diesem Volumen jedoch eine Million Sterne“, erklärt Do.
Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.
Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.
Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.