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#Wie China die Olympia-Schmach verhindern will

Wie China die Olympia-Schmach verhindern will

Luc Tardif war wenige Stunden im Amt, da hielt er es für geboten, einen Warnruf zu formulieren, mit dem er auf Distanz ging zu manchem Blender in den eigenen Reihen. Der Franzose hatte sich bei der Abstimmung gegen den Deutschen Franz Reindl durchgesetzt und wurde am 25. September des Vorjahrs an die Spitze des Eishockey-Weltverbands (IIHF) gewählt.

In einer seiner ersten Reden in neuer Funktion schlug der Nachfolger des Schweizers René Fasel einen anderen Ton an und wies seine Organisation auf ein Problem hin, vor dem viele bis dahin die Augen verschlossen hatten. Tardif sorgte sich um die Wettbewerbsfähigkeit der chinesischen Spieler bei Olympia im eigenen Land: „Einem Team zuzusehen, das 0:15 geschlagen wird, ist für niemanden gut. Nicht für China und nicht fürs Eishockey“, stellte er fest und berief sogleich eine Arbeitsgruppe, die sich ein Bild machen sollte, wie es um die sportliche Klasse der Sorgenkinder bestellt ist, die selbst von zweitklassigen Gegnern düpiert wurden.

Das Urteil der Kommission fiel schonungslos aus. Die Option, dass die Chinesen außen vor zu bleiben haben, wurde jedoch nicht gewählt. Stattdessen fand sich – wie so oft im von politischen Interessen mitgeprägten Spitzensport – ein Kompromiss, der es den Gastgebern ermöglichte, das Gesicht zu wahren, und ihre Teilnahme am Olympiaturnier sicherstellte. Die Chinesen griffen auf eine Option zurück, die ehedem auch hierzulande (gewöhnungsbedürftige) Gepflogenheit vieler Vereine war.

Sie machten, um sich die Dienste ausländischer Aushilfen zu sichern, im Zusammenspiel mit den Behörden fleißig von den Möglichkeiten der Einbürgerungs­gesetze Gebrauch. Nicht weniger als 14 Spieler mit nordamerikanischen Wurzeln stehen im Aufgebot, das sich am Donnerstag zum Auftakt der Gruppenphase mit den Vereinigten Staaten messen wird. Am Samstag warten dann die Deutschen als Gegner.

Einer, der im Trikot mit der roten Fahne gegen die Auswahl mit dem sternenbesetzten US-Banner antreten wird, ist Jake Chelios. Der 30-Jährige wurde am 8. März 1991 in Chicago geboren – als Sohn der NHL-Legende Chris Chelios, der dreimal den Stanley Cup gewonnen hatte. Chelios Junior brachte es lediglich auf eine Handvoll Partien für die Detroit Red Wings. Seit 2019 verdient er sein Geld bei den Kunlun Red Stars. Der Verein wurde 2016, in Vorbereitung auf Olympia, gegründet und war ursprünglich in Peking ansässig.

Mangels möglicher Gegner vereinbarte der chinesische Staatschef Xi Jinping im Rahmen eines Gipfeltreffens mit seinem russischen Amtskollegen Wladimir Putin, dass die Roten Sterne an der Kontinentalen Hockey-Liga (KHL) teilnehmen dürfen, die 2008 als osteuropäisch geprägtes Gegenstück zur NHL ins Leben gerufen wurde.

Vor anderthalb Jahren zogen die Kunlun Red Stars in einen Vorort Moskaus um, wo sie seitdem ihre Heimspiele austragen. Begründet wurde der Ortswechsel mit der Corona-Pandemie, die Reisen zwischen beiden Ländern unmöglich machte. Trotz zahlreich verpflichteter Legionäre ist der asiatische KHL-Ableger in der Liga chancenlos. Dennoch und mangels Alternativen bilden seine Reihen nun die komplette chinesische Olympiaformation. Und Jake Chelios findet es „aufregend“. Ihm und den anderen stehe ein „großes Abenteuer“ bevor.

Neuerdings trägt Jake Chelios wie alle anderen Neubürger im Team auch einen chinesischen Namen: Aus Jake Chelios wurde Jieke Kailiaosi, was er „lustig“ findet, wie er nach dem Training im Nationalstadion erzählt. Er selbst könne „zwei, drei Wörter“ auf Mandarin aussprechen. Die Umgangssprache zwischen ihnen ist Englisch, und so fällt es Trainer Ivano Zanatta leicht, mit seinen Kommandos ohne Dolmetscher Gehör zu finden. Der Kanadier macht sich über die Schwere seiner Aufgabe keine falschen Vorstellungen: „Es wird richtig hart.“

Torwart Jeremy Smith – oder Jieruimi Shimisi –, der seit drei Jahren für Kunlun spielt, sagt, es sei eine „Herausforderung“ gewesen, sich an die Umgebung anzupassen, aber er bereue den Schritt keineswegs: „Die Kultur, die Geschichte – hier gibt es so viel kennenzulernen.“ Auch was das Eishockey betrifft, sieht er einen „Samen in die Erde“ gepflanzt: „Russland und Kanada spielen schon seit 100 Jahren gegeneinander, und in China wächst gerade etwas heran“, sagte der Keeper, der von „bis zu 2000“ Eishockeyflächen sprach, die beim Olympiagastgeber entstehen sollen.

Bei den Nashville Predators, den Boston Bruins und Colorado Avalanche kam der Torhüter als Jeremy Smith nie über den Reservistenstatus hinaus. Dass er viele ehemalige Kollegen aus der Heimat nun bei Olympia nicht wiedersieht, kann er als Jieruimi Shimisi verschmerzen: So bleiben ihm zwei sportliche Vorführungen erspart.

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