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#Wie das Geschäft mit „Kokstaxis“ funktioniert

Oskar G.s Karriere als Kokstaxifahrer endete am 29. September 2022 gegen 2.30 Uhr. Eine Polizeistreife stoppte ihn in einem Mietwagen in der Nähe des Pots­damer Platzes in Berlin. Als die Beamten seine Perso­nalien überprüften, kam heraus, dass G. schon zweimal in Miet­wagen mit größeren Mengen Cannabis erwischt worden war. Erst zwei Wochen zuvor hatte G. in einem Auto mit zwölf Druckschlussbeuteln voller Cannabis und 855 Euro Bargeld gesessen.

2021 hatten Polizisten bei einer Verkehrskontrolle sogar 150 Gramm Cannabis bei ihm gefunden. Als die Polizisten G. jetzt wieder kontrollierten, fanden sie noch viel mehr: Allein 37 Gefäße voller Kokain waren im Auto und am Körper von G. versteckt, außerdem kamen 33 Gramm Cannabis, zwölf Gramm Ketamin, sieben Beutel MDMA, 26 Ecstasy-Tabletten sowie Methamphetamin, Amphetamin, das illegale Potenzmittel Kamagra und ein gutes Dutzend Arzneimittel zum Vorschein.

Im Gegensatz zu den beiden Malen, als er mit Cannabis erwischt worden war, versuchte G. diesmal gar nicht erst, diese Mengen als Vorrat für den Eigenkonsum zu verklären – obwohl er später auch positiv auf Kokain getestet wurde. Auf seinem Smartphone wurden Nachrichten auf der Plattform Telegram gefunden.

G. konnte keinen festen Wohnsitz in Deutschland nachweisen, er kam wegen Fluchtgefahr in Untersuchungshaft. Im Februar wurde er am Amtsgericht Tiergarten wegen unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und zehn Monaten verurteilt. Die Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt.

Während die meisten Menschen bei Dealern noch an den klassischen Straßenhändler denken, hat sich der Drogenhandel längst digitalisiert. In Berlin kann man über Telegram seit etwa fünf Jahren „Kokstaxis“ bestellen, die direkt nach Hause oder vor den Nachtklub kommen.

In der Szene kursiert die Legende, dass sich der 2020 gegründete Lebens­mittellieferdienst Gorillas bei seiner Geschäftsidee von den Kokstaxis habe inspirieren lassen: Innerhalb von zehn Minuten bringe man alle gewünschten Produkte zu den Kunden nach Hause, garantiert!

Marco hat früher eine Telegram-Gruppe betrieben

2018 wurde in Berlin in elf Fällen gegen Kokskuriere ermittelt, 2022 gab es laut Berliner Polizei schon 319 „Handelsvorgänge mit Betäubungsmittel mittels Lieferdiensten“. Die Dunkelziffer dürfte viel höher sein, das gab eine Polizeisprecherin im Januar zu, nachdem Ermittlern ein seltener Schlag gegen die Hintermänner eines Kokstaxirings gelungen war: „Das Phänomen ist unglaublich verbreitet und schwer unter Kontrolle zu bekommen.“

Marco (Name geändert) hat früher eine Telegram-Gruppe betrieben, über die man sich in Berlin Kokain bestellen konnte. Zunächst hatte er selbst regelmäßig über Telegram Koks gekauft, so kam er in Kontakt mit Dealern. „Telegram funktioniert so, dass man in sehr große Gruppen schreibt: Ich bin da und da und brauche so und so viel von dem und dem“, sagt Marco.

Eine Gruppe habe zum Beispiel 16.000 Teilnehmer gehabt, für sie seien sechs Dealer „verifiziert“ gewesen, die dafür wahrscheinlich an den Gruppenbetreiber eine Provision zahlen mussten. Die Betreiber hätten dafür darauf geachtet, dass kein anderer Dealer in der Gruppe warb oder verkaufte. Allerdings könne man das recht einfach umgehen, indem man die Kunden direkt anschreibe, sagt Marco. Das habe er als Freundschaftsdienst für seine Dealer gemacht und die suchenden Kunden in deren Gruppen hinzugefügt. „Die waren total dankbar, und ich habe gemerkt, dass man in relativ kurzer Zeit wahnsinnig viele Kunden aktivieren kann.“

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