#Wie das Verbrenner-Aus die Autoindustrie stärken könnte

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Bis 2035 soll der Verkauf von neuen Benzin- und Dieselfahrzeugen schrittweise reduziert werden – so der bisher gültige Plan. Doch kritische Stimmen fürchten, dass dieses Verbrenner-Aus die deutsche Autobranche schwächen könnte. Zu Unrecht, wie ein neues wissenschaftliches Strategiepapier nun nahelegt. Die Kernaussage: Nur wenn wir am Verbrenner-Aus festhalten, können wir uns am internationalen Automobilmarkt auch weiterhin behaupten.
Die Europäische Union hat die Automobilindustrie dazu verpflichtet, den Verkauf von neuen Benzin- und Dieselfahrzeugen bis 2035 schrittweise einzustellen. Damit soll die Energiewende auch auf den Straßen ankommen und die Elektromobilität im Verkehr dominieren. Doch hierzulande werden immer wieder kritische Stimmen laut, die dieses Vorhaben für einen großen Fehler halten. Konkret befürchten sie, dass das Verbrenner-Aus schlecht fürs Geschäft ist und die deutsche Autobranche schwächen wird. Doch wird es wirklich so kommen?
Ohne Verbrenner-Aus geht es nicht
Um herauszufinden, wie sich das Verbrenner-Aus auf die deutsche Autobranche auswirken könnte, haben mehrere Forschungsinstitute – darunter die Universität Oldenburg und das Deutsche Institut für Entwicklung und Nachhaltigkeit (IDOS) – nun ein gemeinsames Strategiepapier erarbeitet. Die darin ausgesprochenen Einschätzungen und Empfehlungen basieren auf Analysen von Unternehmensstrategien und auf umfangreichen Interviews mit Managern und Brancheninsidern. Die Kernaussage: Das Verbrenner-Aus wird Deutschlands Autoindustrie stärken, statt ihr zu schaden.
„Das Beste, was die Politik tun kann, ist, Investitionssicherheit zu gewährleisten und am ehrgeizigen europäischen Zeitplan des Ausstiegs aus dem Verkauf von Verbrennungsmotoren festzuhalten“, fasst Karoline Rogge von der University of Sussex zusammen, die das Strategiepapier koordiniert hat.
Diese Empfehlung fußt im Wesentlichen auf zwei Lehrsätzen: „Man muss mit der Zeit gehen“ und „Die Konkurrenz schläft nicht“. Während der Wandel hin zur Elektromobilität zweifellos eine große Umwälzung darstellt, ist er zugleich unvermeidlich, wie die Forschenden betonen. Wird er in Deutschland nicht schnell genug vollzogen, würde das den Vorsprung der Konkurrenz – etwa aus China – nur vergrößern. Chinas Erfolg könnte dabei gleichzeitig auch ein Vorbild für das deutsche Vorgehen sein. „Stabile und langfristige politische Rahmenbedingungen sind ein Hauptgrund für Chinas schnellen Übergang zur Elektromobilität. Sie haben entscheidend dazu beigetragen, das Land als globalen Vorreiter zu positionieren“, heißt es in dem Strategiepapier. „Ohne klare regulatorische Signale zögern Unternehmen oft, sich vollständig auf neue emissionsfreie Technologien einzulassen. Dies kann zu Trägheit führen.“
Auch die Politik ist gefragt
Doch um international weiterhin mithalten zu können, wäre ein Ausstieg aus Diesel und Benzin nach Ansicht der Forschenden sogar noch zu kurz gegriffen: „Ergänzende politische Maßnahmen sind entscheidend für den Erfolg. Jetzt gilt es, die europäische Nachfrage nach Elektrofahrzeugen anzukurbeln.“ Konkret sollen etwa mehr E-Auto-Kaufanreize für einkommensschwache Haushalte geschaffen und Subventionen sowie Steuervergünstigungen für fossile Kraftstoffe aufgehoben werden. Zugleich dürfen beim Wandel der Autobranche auch die Beschäftigten und Zulieferer nicht vergessen werden, wie die Forschenden betonen. Sie sollen Weiterbildungen und Programme zur beruflichen Neuorientierung erhalten.
Quelle: German Institute of Development and Sustainability (IDOS), Bonn; Strategiepapier (PDF)
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