#Wie die Mafia aus Frankfurt mit Drogen handelt
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Vor einigen Jahren führten die Mafiafamilien Forastefano und Abbruzzese noch Krieg. Es ging um die Macht in der Unterwelt von Cassano all’Ionio, einem Städtchen im Norden Kalabriens, um den Rauschgifthandel dort, um Rache. Morde folgten auf Morde, Hinterhalte in den Straßen, Kalaschnikow-Salven, manche Männer verschwanden einfach spurlos.
Doch diese Fehde ist beigelegt. Wie andere kalabrische Clans auch haben die früheren Feinde verstanden, dass die Geschäfte besser laufen, wenn Ruhe herrscht, am besten sogar, wenn man sie gemeinsam führt.
Und so kommen im Oktober 2020 Abgesandte beider Familien zusammen. Sie treffen sich, so jedenfalls rekonstruieren es später die Ermittler, um eine Lieferung von 50 Kilogramm Kokain aus Südamerika zu planen. Sie fahren mehr als 1600 Kilometer von Kalabrien nach Deutschland. Ihr Treffpunkt ist eine Pizzeria im Frankfurter Stadtteil Bergen-Enkheim, mitten im Wohngebiet, zwischen Wirtschaftswunderreihenhäuschen, 30er-Zone.
Die Ermittler
Die Abteilung für Organisierte Kriminalität der Frankfurter Polizei, K62, beobachtet das Treffen. Die Ermittler fotografieren die Männer vor der Pizzeria, hören Telefone ab und verwanzen Autos. Später werten sie entschlüsselte Chats von Kryptohandys aus. Unter dem Decknamen „Gentleman 2“ arbeiten sie eng mit Kollegen in Italien und Belgien zusammen, unterstützt von der europäischen Justizbehörde Eurojust.
Gut drei Jahre dauern die gemeinsamen Ermittlungen. Anfang Juni dann schlagen sie zu: Mehr als 800 Polizisten sind in den drei Ländern im Einsatz. Vermögen im Wert von 3,8 Millionen Euro wird beschlagnahmt, 31 Verdächtige werden festgenommen. Vier davon im Rhein-Main-Gebiet.
„Gentleman 2“: deutsche und italienische Polizisten während der Razzien
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Bild: Guardia di Finanza
„Gentleman 2“ ist, wie der Name schon sagt, eine Fortsetzung. Auch Teil 1 richtete sich gegen die beiden ’ndrangheta-Familien aus Cassano all’Ionio. In einer der Hauptrollen damals: Luigi Abbruzzese. Als er noch ein Kind war, wurden in der Fehde mit den Forastefano zwei seiner Onkel erschossen. Mit Mitte zwanzig übernahm er von seinem Vater die Rolle als Boss des Clans. Er tauchte unter, wurde in Abwesenheit zu mehr als 20 Jahren Gefängnis verurteilt. 2018 nahmen ihn italienische Polizisten in Kalabrien fest. Er war dort auf Heimatbesuch. Die meiste Zeit hatte er sich im Ausland versteckt, unter anderem in Frankfurt.
Auch „Gentleman 2“ spielt über weite Strecken in Frankfurt. MDR und F.A.Z. liegen Ermittlungsakten des Verfahrens vor. Sie ermöglichen einen Blick hinter die unscheinbare Fassade der Pizzeria in Bergen-Enkheim, ins große Geschäft mit Kokain, Haschisch, Heroin, in die grenzenlos globalisierten Strukturen. Sie führen sogar hinter die Kulissen eines tödlichen Putschversuchs im westafrikanischen Guinea-Bissau.
Der Albaner
Ein wichtiger Knotenpunkt im Netzwerk der Mafiafamilien ist laut den Ermittlern ein Mann, den sie „Der Albaner“ nennen. Im Haftbefehl der Staatsanwaltschaft Catanzaro taucht er mit griechischem Namen und Geburtsort in Griechenland auf. Dazu gibt es aber auch eine Liste mit vier albanischen Namen und Geburtsdaten, die er im Lauf seiner langen Karriere ebenfalls genutzt haben soll, entsprechende Ausweisdokumente inklusive.
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