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#Wie die Zinswende Arbeitgeber entlastet

„Wie die Zinswende Arbeitgeber entlastet“

Auf welche Anlageklasse man auch schaut: Zweistellige prozentuale Verluste waren im ersten Halbjahr eher die Regel als die Ausnahme. Für Kapitalanleger sind es schwierige Verhältnisse. Und dennoch dürfte sich die Ausfinanzierung deutscher Betriebspensionen der großen börsennotierten Konzerne in diesem Jahr sogar noch verbessern. Denn die steigenden Kapitalmarktzinsen haben den Rechnungszins, mit dem sich die Barwerte ihrer Verpflichtungen errechnen lassen, wieder auf einen Wert von mehr als 3 Prozent steigen lassen.

Philipp Krohn

Redakteur in der Wirtschaft, zuständig für „Menschen und Wirtschaft“.

„Die Rechnungszinsen sind auf Zehnjahreszeitraum nie so dynamisch angestiegen wie in den vergangenen sechs Monaten“, sagte Wolfgang Murmann von der Vermögensverwaltung Insight Investment, als er am Dienstag die Ergebnisse des dritten Pension-Monitors in Kooperation mit der Frankfurt School of Fi­nance and Management in einer Onlinekonferenz vorstellte. „Das sind sehr gute Nachrichten, der Barwert der Pensionsverpflichtungen sinkt.“

Lage für Arbeitnehmer erschwert

Obwohl die Kapitalanlageergebnisse nicht gut ausfallen dürften, bedeutet das für Unternehmen eine bilanzielle Entlastung. „Je nach Duration sind die Verpflichtungen um 20 bis 40 Prozent gesunken“, sagte Murmann. Damit sorgt die Zinswende über den fallenden aktuellen Wert der Pensionsverpflichtungen für eine Entlastung in den Bilanzen der Unternehmen. „Die starke Verpflichtungsperformance dürfte die schwache Assetperformance kompensieren.“

Für die künftigen Pensionäre indes hat sich durch die außergewöhnlich hohe Inflation die Lage erschwert. In einem Beispielfall erhält eine 25-jährige Anwärterin, für die monatlich 100 Euro zurückgelegt werden, bei einer Beitragssteigerung von 3 Prozent jährlich eine Rentenzahlung von nominal 747 Euro. Schreibt man die Inflationsrate fort, entspricht dies aber nur noch einer realen Rentenzahlung von 271 Euro.

„Eine Beitragsgarantie in der betrieblichen Altersversorgung wird als etwas Positives dargestellt“, sagte Olaf Stotz, Finanzprofessor der Frankfurt School. „Vordergründig hört sie sich für zukünftige Rentner positiv an, aber sie ist mit Kosten verbunden.“ Er machte deutlich, dass die im Mittelstand verbreitete Beitragszusage mit Mindestleistung gegenüber aktuellen Kapitalmarktrisiken empfindlicher ist als die in Konzernen verbreiteten direkten Leistungszusagen der Arbeitgeber. Und auch die garantiefreie reine Beitragszusage (Nahles-Rente) könne der Inflation besser trotzen.

Hohe Renditen mit geringem Risiko

Die häufig als eigenständiges Pensionsvermögen oder als Contractual Trust Arrangement organisierten Be­triebs­renten der börsennotierten Konzerne würden gut geführt. „Im Durchschnitt sind die Verpflichtungen aus der betrieblichen Altersversorgung von Dax- und M-Dax-Unternehmen ohne Probleme zu stemmen“, sagte Stotz. Dabei stützte er sich auf eine Bilanzanalyse dieser 90 Konzerne. Teilt man diese nach Risiken in fünf verschiedene Abschnitte (Quintile), zeigt sich ein kurioses, schwer zu erklärendes Phänomen: „Ein niedriges Risiko wird mit einer höheren Rendite kompensiert. Ein Portfolio mit den geringsten Pensionsrisiken erzielt jährlich eine um 6 Prozent höhere Performance“, sagte Stotz. In den 90 Dax- und M-Dax-Konzernen ist in der Altersvorsorge also die Grundregel verletzt, dass höhere Renditen mit einem höheren Risiko einhergehen.

Angesichts der großen Bedeutung der Betriebspensionen überrascht noch etwas: In einer Umfrage fand Stotz kürzlich heraus, dass nur 35 Prozent der Arbeitnehmer diese Zusatzrente beziffern können. „Das Thema sollte eine viel stärkere Bedeutung gewinnen“, sagte der Finanzprofessor. Er ist überzeugt, dass viele Arbeitnehmer die chancenreichere Variante einer reinen Beitragszusage begrüßen würden, wenn es sie gäbe. Doch auch diese ist erklärungsbedürftig und erschließt sich nicht jedermann.

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