#Wie ein giftiger David
„Wie ein giftiger David“
NEUE BESCHEIDENHEIT
Dieser runderneuerte VfL Wolfsburg ist anders. Sein Schnuppern am internationalen Fußball ist vom Wollen, nicht vom Sollen geprägt. Rückblende: 2009 waren die Niedersachsen so gut und stürmisch, dass sie deutscher Meister wurden. Einen solch herausragenden Erfolg als internationales Werbevehikel für den Volkswagen-Konzern zu bestätigen war eine spürbare Last. In der Neuzeit läuft das grundlegend anders. Seit Monaten tritt die VfL-Mannschaft nicht wie ein verwöhnter Goliath, sondern wie ein giftiger David auf. Genau diese Rolle bekommt dem mit einsatzfreudigen Profis gespickten Team bestens. Sie ist von deutlich mehr Bescheidenheit als Hochmut geprägt.
Die Kernfrage bleibt: Gibt der VfL aus eigener Überzeugung oder auf Grund äußerer Zwänge weniger Geld für seinen Bundesligakader aus? Die Wahrheit dürfte in der Mitte liegen. Sich extrem kostspielige Profis wie Julian Draxler, André Schürrle, Kevin de Bruyne oder Luiz Gustavo zu leisten, passt nicht mehr in die Zeit und in die veränderte VW-Welt. „Die haben wir nicht mehr“, sagt VfL-Geschäftsführer Jörg Schmadtke über traumhafte Budgets für hochkarätige Neuzugänge.
Natürlich wird weiterhin stattlich in die Mannschaft investiert. Aber die Abkehr vom früheren Anspruch, besser, erfolgreicher und werbeträchtiger als andere Vereine sein zu müssen, hat mehr beflügelt als gehemmt. Es auf den einem geerdeten Weg sogar bis in die Champions League zu schaffen wäre ein Erfolg, der auch viele chronische Neider überzeugen könnte.
KLARE STRATEGIE
Mit Oliver Glasner steht beim VfL Wolfsburg kein Bauch- sondern ein Kopfmensch an der Seitenlinie. Dass der Österreicher während eines Spiels selten brüllt und tobt, liegt nicht nur an seiner eher introvertierten Art. Glasner erledigt seine Hausaufgaben mit der Mannschaft sehr gewissenhaft und überlässt wenig dem Zufall. „Jeder Spieler auf dem Platz weiß, welche Aufgabe er zu erfüllen hat“, versichert Glasner. Was nach Rasenschach und Entmündigung erwachsener Arbeitnehmer klingt, hat am Ende Hand und Fuß. Die aktuelle Defensivstärke ist das Verdienst klarer Vorgaben und grün-weißer Disziplin. „Das Optimum werden wir nie erreichen. Trotzdem streben wir danach“, sagt Glasner.
Adi Hütter und Oliver Glasner: Im Privaten sind die beiden Österreicher Freunde, am Wochenende geht’s gegeneinander um die Königsklasse.
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Bild: Picture-Alliance
Ist der aktuelle Höhenflug wirklich damit verbunden, dass der VfL die Herzen vieler neuer Fans erobert? Jein. Was Glasner anordnet, ist von Ordnung und Struktur geprägt. Die Abwehr vor Torhüter Koen Casteels agiert sehr resolut. Davor räumen Xaver Schlager und Maximilian Arnold weg, was gefährlich werden könnte. Mit diesem Zerstören und Erobern entsteht die Basis für Sicherheit und Erfolg.
Was Glasner noch vermisst, ist der entscheidende Pass hinter die Abwehr des Gegners. Der letzte Schuss an Kreativität fehlt hier und da, hat aber auch hausgemacht Gründe. Glasner lässt keinen Hurra-Fußball spielen. Ihm ist nachhaltiger Erfolg wichtiger als kurzfristiger Applaus.
KLUGE TRANSFERS
Seine Gabe, Perlen des bezahlten Sports zu finden, lässt sich nicht leugnen. Wortkarg und unaufgeregt hat sich Jörg Schmadtke zu den erfolgreichsten Machern im deutschen Fußball entwickelt. Beim VfL hat er als Geschäftsführer ein neues Wir-Gefühl einziehen lassen und beweist besonderes Fingerspitzengefühl.
Zu seiner Zeit bei Alemannia Aachen schenkt Schmadtke einem gewissen Jan Schlaudraff das Vertrauen, der bis zum Nationalspieler aufstieg. Bei Hannover 96 klappte Ähnliches mit Lars Stindl. Der 1. FC Köln freut sich bis heute über Schmadtkes Händchen im Fall von Anthony Modeste. In Wolfsburg sind Stürmer Wout Weghorst und Verteidiger Maxence Lacroix die Kronzeugen für eine clevere Personalauswahl.
Was der VfL Wolfsburg derzeit zu bieten hat, ist eine Ansammlung von Spielern, die sich nicht ausruhen, sondern wirklich weiterentwickeln wollen. Eine solche Belegschaft zusammenzustellen, gehört zu den Stärken des früheren Profitorhüters Schmadtke. Ungekrönt bleibt sein Eingeständnis, dass er Weghorst im Sommer 2018 für rund sieben Millionen Euro nach Wolfsburg geholt hat, ohne ihn jemals in Natura kicken gesehen zu haben. Seitdem nimmt der Niederländer eine steile Entwicklung. Seine Bereitschaft zu harter Arbeit mit Leidenschaft ist extrem ausgeprägt. Einer in Wolfsburg muss das vorher geahnt bis gewusst haben.
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