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#Wie gefährlich ist das Coronavirus (6) – Gedanken zu den ethischen Herausforderungen der SARS-CoV-2-Impfung, der Priorisierung des Individuums und der Triage von Menschen an sich

Wie gefährlich ist das Coronavirus (6) – Gedanken zu den ethischen Herausforderungen der SARS-CoV-2-Impfung, der Priorisierung des Individuums und der Triage von Menschen an sich

Nebenan bespricht Joseph Kuhn gerade die ethische Dimension einer potentiellen Impfung gegen das Coronavirus unter der Nebenbedingung, dass in de ersten Zeit mit Sicherheit nicht genügend Impfstoff für alle da sein wird und welche Konsequenzen sich daraus ergeben. Das hat mich auf den Gedanken gebracht, etwas über das generelle ethische Dilemma zu schreiben, mit dem sich jeder auseinandersetzen muss, der im weitesten Sinne helfend tätig ist: Der Tatsache, dass es Situationen gibt, in denen man nicht allen helfen kann und einen Weg finden muss, die knappen Ressourcen bestmöglich einzusetzen. Im medizinischen Kontext gibt es dafür ein griffiges Wort: Triage.

Triage ist die Einteilung von Patienten in Kategorien anhand der Dringlichkeit der Behandlung, idealerweise durch einen Arzt. Das Wort kommt vom Französischen trier (Sortieren), im Deutschen wird die Triage auch Sichtung genannt, insbesondere in der Katastrophenmedizin. Gesichtet wird im Umgang mit Patienten im Grunde immer: Schon wenn sie man sie zum ersten Mal sieht, läuft im Kopf ein Schema zur Einschätzung der Schwere ihrer Leiden und geeigneter Maßnahmen ab. Der Begriff Triage wird dafür aber fast ausschließlich im Zusammenhang mit einem Notfall gebraucht.

In modernen Zeiten, seit der Wert guter Checklisten und algorithmischen Vorgehens auch außerhalb der Luftfahrt erkannt wurde, wird der medizinische Alltag immer stärker vom Abarbeiten bewährter Schemata bestimmt. Die Triage macht dabei keine Ausnahme. Bevor man Patienten in Kategorien einteilen kann, muss man sie aber zunächst Untersuchen und vitale Bedrohungen identifizieren. Im Rettungsdienst hält man sich dazu strikt and das c-ABCDE-Schema, das in weniger als einer Minute die Anamnese und Ersteinschätzung des Patienten, sowie die Entscheidung, ob er kritisch oder nicht kritisch ist ermöglichen soll. Die Buchstaben stehen dabei für die Vitalfunktionen, deren Versagen üblicherweise am schnellsten zum Tod führt:

(c): Das Trauma-c: Gibt es lebensbedrohliche Blutungen?
(A)irway / Luftweg: Sind die Atemwege frei oder verlegt?
(B)reahting / Atmung: Atmet der Patient normal, ist die Atmung gestört oder gar nicht vorhanden?
(C)irculation / Kreislauf: Ist der Kreislauf in Ordnung oder hat der Patient z.B. einen Schock?
(D)isabillity / Neurologie/Internistik: Gibt es Entzündungszeichen, Neurologische Ausfälle, Schlaganfallsymptomatik, etc?
(E)Exposure/Environment / Umgebung: Ist es warm oder kalt, nass oder trocken, etc? Bei dieser Gelegenheit wird der Patient auch wenn möglich entkleidet und der vollständige Bodycheck gemacht.

Mit etwas Übung kann man das ganze Schema in weniger als einer Minute abarbeiten. Jeder, der im Rettungsdienst arbeitet muss es im Schlaf beherrschen. Findet man ein c-, A- oder B-Problem, wird dieses zuerst behandelt. Hat man nur einen Patienten, behebt man es sofort, dann startet das ABCDE-Schema neu. Die Krux bei der Sache ist, dass das ABCDE-Schema als Anamneseschema in dieser Form nur bei einem oder einer Handvoll Patienten angewendet werden kann. Übersteigt die Anzahl Verletzter die Kräfte der Helfer, geht man nach der Ersteinschätzung anders vor. Und das kann einen ganz schön mitnehmen.

Bei einem Massenanfall von Verletzten ist die Sichtung der Verletzten erste Priorität und Aufgabe des Helfers mit der höchsten Notfallmedizinischen Qualifikation – im Besten Fall ist das der Notarzt. Als Rettungssanitäter bin ich so ziemlich die kleinste Kerze auf dem Kuchen und sollte eigentlich nie in die Lage kommen, triagieren zu müssen. Es könnte aber durchaus möglich sein, dass ich im Rahmen eines SEG-Einsatzes mit meinem Fahrzeug der erste an der Einsatzstelle bin und im Einsatz gilt die Regel: Triage macht der Notarzt oder das ersteintreffende Fahrzeug. Ich hoffe, dass es nie dazu kommt und zwar aus einem einfachen Grund: Wenn es hart auf hart kommt und die Luft brennt und die Ressourcen knapp sind und keiner weiss, was in einer Stunde ist und viele Menschen gleichzeitig Hilfe brauchen und man auf den ersten Blick sieht, dass wir nicht alle werden retten können, dann wird derjenige der triagiert zum Herrn über Leben und Tod.

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