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#Wie ich das Pop-up Duell aus Chocobo Tales zu einem echten Kartenspiel mache


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Final Fantasy ist eine Videospielreihe, die auf der ganzen Welt bekannt und erfolgreich ist. Fans fiebern dem sechzehnten Teil entgegen, der im Sommer 2023 erscheinen soll, während Final Fantasy XIV immer neue Verkaufsrekorde bricht und im Oktober des selben Jahres mit einem Fan-Festival zusammen mit seinen treuen Spielern den Erfolg feiert.

Und wie bei vielen großen Marken ist es auch bei Final Fantasy so, dass die Serie über die Jahre um das ein oder andere Spin-off ergänzt wurde. Eine dieser eher unbekannteren Perlen der Rollenspielhistorie erschien 2007 für den Nintendo DS unter dem Namen Final Fantasy Fables: Chocobo Tales in Europa.

Das niedlichste Spin-off, seit es Chocobos gibt

Der friedliche Tag auf der fröhlichen Chocobo-Farm nimmt plötzlich eine dunkle Wendung, als der Schwarzmagier Croma von einer seiner Reisen ein magisches Buch mitbringt. Als die Freunde das Buch öffnen, entpuppt es sich als Bebuzzu, der Foliant der Dunkelheit. Prompt verschlingt Bebuzzu die Einwohner der Farm und hinterlässt überall in der Welt Bilderbücher und Karten.

Als SpielerIn schlüpfen wir in die Rolle eines Chocobo und betreten die magischen Bilderbücher, um unsere Freunde zu retten. Dort erleben wir in kurzen Minispielen Hommagen an bekannte Märchen wie „Der Hase und die Schildkröte“ oder „Die drei Schweinchen“, alles auf Final Fantasy gemünzt und optisch an Papiertheater und Pop-up-Bilderbücher angelehnt. Der bunte Mix aus Abenteuer, Rollenspiel, Kartenduellen und Minispielen besticht durch niedliche Figuren, eine bezaubernde Geschichte und abwechslungsreiches Gameplay und bekam durchweg positive Reviews, die sich in einem Metascore von 75 widerspiegeln.

Auch ich war begeistert, als ich das Spiel zum ersten Mal spielte. Damals kannte ich Final Fantasy noch nicht so gut und es war purer Zufall, dass ich das Spiel in der Gebrauchtwarenecke eines Gamestops entdeckte. Dank seines knallgelben Covers stach es zwischen den anderen Hüllen hervor. Mir waren die Chocobos als Maskottchen der Reihe bekannt und die süßen Vögel in Kombination mit Minispielen waren alles, was es brauchte, um mich zum Kauf zu bewegen.

Der Anfang eines langen Traumes

Die knallgelbe Box stach mir sofort ins Auge.

Immer wieder bin ich erstaunt und froh darüber, wie der Zufall mich zu Spielen führt, die sich zu meinen absoluten Lieblingen entwickeln und die ich auch nach Jahren immer wieder gerne hervorhole und erneut spiele. Chocobo Tales eignet sich dafür besonders gut, da die Minispiele alle kurz sind und ich so jederzeit zwischendurch eine schnelle Runde spielen kann.

Was es mir aber vor allem angetan hat, ist das Pop-up-Duell. Bei diesem Kartenspiel lässt man Monster gegeneinander antreten, indem man angreift oder blockt und dabei farbige Kristalle sammelt, um Fähigkeiten der entsprechenden Farbe auszulösen. Das Ziel ist es, die Lebenspunkte des Gegners auf Null zu bringen. Die Regeln sind simpel, aber die Effekte auf den Karten sorgen für strategischen Tiefgang und die putzigen Animationen, die währenddessen abgespielt werden, habe ich mir immer gerne angeschaut.

Vergebliche Suche

Während Yu-Gi-Oh! und Pokémon mich nur aus Interesse an den Serien zum Kartensammeln getrieben haben, war Pop-up-Duell das erste Kartenspiel, das ich intensiv und aktiv gespielt habe. Immer wieder habe ich neue Decks erstellt, um neue Strategien auszuprobieren. Umso trauriger war ich, als ich vergeblich nach einer physischen Variante der Karten Ausschau hielt.

Über die Jahre hinweg erschienen Karten- und Brettspiele zu Final Fantasy wie beispielsweise das Final Fantasy Trading Card Game, das in seiner aktuellen Iteration seit 2016 besteht, Chocobo Party up! oder die Cactpot Lottery, aber Pop-up-Duell war nie dabei.

Das liegt wahrscheinlich vor allem an dem simplen Regelwerk des Spiels. Es gibt keine festgelegte Deckgröße und den ersten Zug macht immer derjenige, der zuerst eine seiner drei Handkarten ausspielt. Auch wenn diese Regeln eine real spielbare Variante unwahrscheinlich machen, wäre es zumindest aus Sammlersicht eine schönes Merchandise-Produkt gewesen, ähnlich den Metallkarten die zu The Voice of Cards: The Isle Dragon Roars erschienen sind.

Weltweit hat sich Chocobo Tales knapp unter 300.000 Mal verkauft, dabei in Europa am häufigsten. Es hat zwar für ein Sequel gereicht, das nur in Japan erschien, aber es war wohl nicht genug, um das Pop-up-Duell Realität werden zu lassen.

Selbst ist der Fan

Wieso also die Karten nicht einfach selbst basteln? Ich habe zur damaligen Zeit schließlich auch eigene Yu-Gi-Oh!-Karten entworfen. Zu dem Zeitpunkt war ich dreizehn Jahre alt und zeichnete in jeder freien Minute, wenn ich nicht gerade in Spielewelten abtauchte.

Allerdings waren meine Zeichnungen alle auf dünnem A4-Druckerpapier entstanden. Natürlich testete ich verschieden dicke Arten an Pappe aus, auf die ich das Papier klebte, aber die Karten wurden nie so cool wie „echte“ Karten. Damals wusste ich auch nicht, dass man Karten von Druckereien produzieren lassen konnte. Es kam mir nie in den Sinn, meine Eltern danach zu fragen. Internet und PC waren zu dem Zeitpunkt auch noch Neuland für mich, ich wusste gerade einmal, wie man über Google Bilder von Pokémon ausdrucken konnte, mit denen ich mein Zimmer dekorierte.

Die Zeit verging und in der Oberstufe setzte ich mich das erste Mal mit digitalen Zeichnungen auseinander. Da Photoshop teuer war und ich ein ehrlicher Mensch bin, griff ich zur kostenlosen Alternative Gimp. Ich hatte kein Grafiktablet und versuchte mich mit Maus und Tastatur an ersten Werken. Schnell merkte ich aber, dass ich nicht die selbe Qualität erreichte, die meine Papierzeichnungen hatten und gab frustriert auf. Nach der Schule hatte ich dann eine lange Phase, in der ich kaum noch zeichnete.

Ein paar der Kakaokarten, die ich mit Aquarell gezeichnet habe. (Bildquelle: IsiWiesel)

Ich durchlief ein Praktikum, Studium und schließlich eine Ausbildung, die mich viel Kraft kosteten und es nach Feierabend einfach angenehmer war, ein Spiel zu spielen als meine Zeichenutensilien auszupacken. Ab und zu fertigte ich noch Kakaokarten an; so bezeichnet man in der Zeichnerszene Illustrationen in der Größe von Spielkarten.

Eventuell kennt ihr sie unter dem Namen ATC, also art trading cards. Für ein Kartenspiel fehlte mir allerdings die Motivation. Doch der Gedanke an das Pop-up-Duell war all die Jahre da. Immer mal wieder, in ruhigen Momenten, wenn meine Gedanken um alte Erinnerungen kreisten, fiel es mir wieder ein. Meine Leidenschaft für Kartenspiele ist nie versiegt, die schön bedruckte Pappe zieht mich einfach magisch an.

Was lange währt, wird endlich gut

Karten verschwanden auch nie ganz aus meinem Leben. Ich holte mir gelegentlich Booster zu Pokémon, kaufte digitale Kartenspiele wie Shadowverse und spielte mit Freunden Klassiker wie Uno, Exploding Kittens oder Love Letter.

Während meines Studiums konnte ich dann erste Erfahrungen mit eigenen, professionell erstellten Kartenspielen sammeln. Ich lernte dort den Umgang mit den Adobe-Programmen Photoshop, Illustrator und Indesign. Für ein Projekt sollten wir uns ein Spiel ausdenken, das ähnlichen Regeln folgt wie das Spiel Love Letter von Pegasus. Wir erstellten ein Regelwerk, entwarfen Kartendesigns, Spielfiguren und sogar eine Verpackung. Und dank unserer ausführlichen Recherche entdeckten wir die Druckerei MeinSpiel, die sich darauf spezialisiert hat, Karten- und Brettspiele zu individualisieren. Nach einigen Wochen hielten wir also tatsächlich ein fertiges Produkt in den Händen, das uns vollauf begeisterte.

In meiner Ausbildung zur Mediengestalterin im Bereich digital und print vertiefte ich meine Kenntnisse und wurde immer besser im Umgang mit den Grafikprogrammen. Heute arbeite ich als Freiberuflerin und als ich gerade an Werbeplakaten für eine Buchmesse arbeitete, musste ich wieder an Chocobo Tales denken. Mit der aktuellen Welle an Portierungen und Remastern dachte ich an dieses süße Spiel, dass auch mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.

Ich hatte mich in letzter Zeit intensiv mit verschiedenen Druckern auseinandergesetzt und habe zu Weihnachten auch einen Cricut Maker erhalten, eine Schneidemaschine, mit der man unter anderem Grußkarten, Sticker oder Vinyl für Stoffdrucke schneiden kann. Und dann fügte sich plötzlich alles zu einem Gesamtbild. Endlich kam der Moment, an dem ich mir dachte: Es wird Zeit, diesen lang gehegten Traum Wirklichkeit werden zu lassen!

Wie man ein Kartenspiel macht

Screenshots von allen 129 Karten. (Bildquelle: IsiWiesel)

Ich nahm mir also an einem Wochenende die Zeit und begann zu planen. Zuerst brauchte ich eine Liste aller Karten, die im Spiel vorkommen. Durch eine kurze Google-Suche wurde ich auch schnell fündig; auf das Final Fantasy Fandom ist einfach immer Verlass!

Es gibt einen eigenen Wiki-Eintrag, der alle Karten auflistet und dabei sogar ein paar Event-exklusive Karten enthält, die nur in Japan erschienen sind. Immer schön, noch etwas Neues zu lernen. Ich legte mir lokal einen Dateiordner an und speicherte dort die Screenshots aller Karten ab.

Im nächsten Schritt legte ich eine Illustrator-Datei im Standard-Kartenformat an. Alle Kakaoler kennen diese Maße auswendig. Falls ihr auch eine Karte basteln wollt, dann sollte eure Datei die Maße 6,3 cm mal 8,8 cm haben und im Idealfall noch einen Anschnittbereich von mindestens 1 mm pro Seite haben, damit die Karten später beim Zuschneiden saubere Ränder haben.

Im nächsten Schritt habe ich mir fünf Karten herausgepickt, die alle relevanten Informationen enthalten, die ich für das gesamte Kartenset benötige. Das ist zum einen jeweils eine Karte von jeder der fünf verfügbaren Farben und schließlich alle im Spiel vorkommenden Seltenheitsstufen und solche Effekte, die als Icons auf der Karte abgebildet werden. Mit dem Farbpipette-Werkzeug habe ich mir jede Farbe als Farbfeld angelegt und dann konnte ich auch schon mit dem Nachbasteln loslegen.

Eine saubere Ordnerstruktur ist wichtig, um den Überblick zu behalten. (Bildquelle: IsiWiesel)

Hierfür schaute ich mir genau an, wie ich die Karte in einzelne Flächen aufteilen konnte. Ich teilte sie in Rand, Farbfläche, Bildfenster, Namenstafel, Textfenster, Dekoration und Interaktionszonen auf. Das sind die grundlegenden Flächen, die eine Pop-up-Karte ausmachen. Mit dem Screenshot einer Karte als Grundlage baute ich die Karte wie ein Puzzle Stück für Stück zusammen.

Am längsten brauchte ich für die Deko am unteren Kartenrand. Dadurch, dass ich in Illustrator arbeite, habe ich immer scharfe Linien, da Illustrator im Gegensatz zu Photoshop mit Vektoren statt Pixeln arbeitet. Meine Screenshot-Vorlage ist jedoch pixelbasiert und zudem sehr unscharf, was es schwer machte, detailgetreu zu arbeiten. Schließlich fand ich jedoch ein Ergebnis, mit dem ich zufrieden war. Und dann war das Wochenende auch schon vorbei, das ging schnell!

Schritt für Schritt zum Kartenglück

Und so sieht der fertige Rohling aus! (Bildquelle: IsiWiesel)

Bis zu diesem Punkt bin ich also schon gekommen. Und im nächsten Schritt geht es an die Details. Bei genauerer Betrachtung sieht man, dass die Karten nicht einfarbig sind, sondern unterschiedliche Texturen aufweisen. Solche Details sind zwar auch mit Vektoren realisierbar, hier geht es aber definitiv in einem Zeichenprogramm schneller.

Ich exportierte also meine Karten und lud sie in meinen Cloudspeicher, um sie auf dem iPad mit Procreate weiterzubearbeiten. Hier werde ich auch die Illustrationen nachzeichnen und später alles wieder in Illustrator zusammenfügen. Zu guter Letzt brauche ich noch die Texte auf den Karten. Diese werde ich alle per Hand in eine Excel-Tabelle abschreiben, um sie später von dort schneller in die Textfelder auf den Karten einfügen zu können. Aber bevor ich das tun kann, beginnt die lange Suche nach einer passenden Schriftart, die möglichst nah an das Original heranreicht.

Sobald das alles geschafft ist, kann es auch schon an den Druck gehen! Für mein Hobby-Experiment habe ich mir zwei Methoden überlegt. Ein Set werde ich wieder über MeinSpiel drucken lassen, so wie damals das Kartenspielprojekt. Das andere werde ich selbst drucken, da ich mittlerweile einen Drucker für hochwertige Drucke auf diversen Papierarten besitze, sowie einen Plotter, der mir die Karten millimetergenau ausschneiden kann. Und da manche der Karten im Spiel einen holografischen Effekt simulieren, werde ich auch verschiedene Folien ausprobieren, die ich mit einer Hitzepresse auftragen werde. Da ich auch gerne bastle und man im Spiel Kristalle für Zusatzeffekte sammelt, werde ich noch mit Epoxidharz kleine Kristalle und Lebenspunkte basteln.

Und ganz zum Schluss, damit nicht alles durch die Gegend kullert, bekommen Kristalle und Lebenspunkte eine passgenaue Ablage und die Karten eine schöne Box. Bis dahin habe ich aber noch einiges vor mir. Falls ihr mich bei dem Prozess begleiten wollt, dann schaut gerne bei mir auf Twitter vorbei. Das Endresultat werde ich auch in einem weiteren Artikel mit euch teilen.

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Bildmaterial: Final Fantasy Fables: Chocobo Tales, Square Enix, h.a.n.d., Artikelbild: Genki

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