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#Wie ist es euch in der Pandemie ergangen?

Wie ist es euch in der Pandemie ergangen?

Annette Langehaneberg

Katrin Hummel

Katrin Hummel

Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

55 Jahre alt, Frau von Andreas, Mutter von Michel, Fynn, Jula, Ida und Eva, Tochter von Christiane, lebt in Havixbeck-Hohenholte nahe Münster. Glaubt, dass ihr Sohn Fynn am wenigsten unter Corona leidet.

Hier in unserem 800-Einwohner-Dorf sind sich vermutlich viele sehr bewusst, wie privilegiert wir in dieser Krise sind und wie gut es uns geht. Und dennoch ist die Angst bei vielen eingezogen. Sie krabbelt durchs Telefon. Wenn ich mit manchen Leuten während des ersten Lockdowns gesprochen habe, gaben sie mir das Gefühl, ich könne sie durchs Telefon anstecken. Manche haben nicht mal mehr telefoniert. Ich habe mich gewundert, wie sehr die Leute im Dorf sich abgeschottet haben. An wirkliche Treffen war im März und April gar nicht zu denken. Es war Funkstille. Das war für mich das Allerschlimmste, dieses Vakuum. Ich kann nicht gut ohne andere Leute. Es ging wirklich ans Eingemachte: diese Isolation in Kombination mit der Verunsicherung. Corona ist wie eine Lupe, gnadenlos. Es vergrößert alles Gute und alles Schlechte.

Es hat sich in der Zeit des Lockdowns auch herausgestellt, wer enge Freunde sind und wer nicht: mit wem ich reden konnte, wen ich treffen konnte. Bei einigen war dermaßen die Tür zu! Ich war sehr enttäuscht und habe mich gewundert: Ist es das wert, dass man so krass reagiert? Bei mir ist es so: Mit Freundinnen darf es auch gern familiär werden. Das können oder wollen aber nicht alle, das ist mir im Lockdown klargeworden. Die Kinder von einer Freundin durften nicht mal mehr mit meinen spielen. Ich habe gedacht, unsere Freundschaft wäre enger. Jetzt gehe ich wieder vorsichtig auf die Freundin zu, aber das Urvertrauen ist kaputt. Eine andere Freundschaft hat sich intensiviert, weil diese Freundin sich nicht so abgeschottet hat.

Die Familie Langehaneberg/Meininghaus: Andreas, Eva, Fynn, Jula, Annette, Ida (von links)


Die Familie Langehaneberg/Meininghaus: Andreas, Eva, Fynn, Jula, Annette, Ida (von links)
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Bild: Michel Meininghaus

Natürlich kommt auch die Beziehung auf den Prüfstand in so einer Situation. Es ist eine Hausnummer, die man gemeinsam stemmen muss. Dadurch, dass man es schafft, wird die Beziehung inniger. Einige werden sich jetzt vielleicht scheiden lassen – wir nicht.

Das Homeschooling war eine große Herausforderung für uns. Eva, Ida und ich hingen 24 Stunden am Tag aufeinander. Ich wollte nicht, dass unsere gemeinsame Zeit durch Schulthemen zu sehr belastet wird. Wir haben länger geschlafen und es ruhig angehen lassen. Diese kleinen Seelen zu beschützen war mir wichtiger, als das Einmaleins zu pauken. Ich habe alles dafür getan, dass es bei uns entspannt war und wir zuversichtlich bleiben konnten. Ich habe seltener als sonst Nachrichten gehört, möglichst ohne Kinder. Man kommt ja nicht dagegen an, was aus dem Radio rausgepurzelt kommt. Ich habe mich sogar beim WDR beschwert: Könnt ihr euch vorstellen, dass die Kinder im Moment nicht in der Schule sind und mithören? Es ging im März und April die ganze Zeit um diesen Münsteraner Kinderschänder.

Viel zu tun hatte ich auch mit unseren Ferienwohnungen in der Bretagne. Viele Gäste wollten ihren Sommerurlaub stornieren. Wir haben ihnen Mut gemacht, doch zu fahren. Wir haben gesagt: „Der nächste Winter wird noch schlimm genug; solange Frankreich offen ist, traut euch ruhig.“ Wir sind auch selbst hingefahren, die Auszeit war bitter nötig. An der Ostsee haben sich die Leute gestapelt, in der Bretagne nicht.

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