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#Wie Russland auf den Weg einer Mission gegen den Westen geriet

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Die polnisch-ukrainische Übereinkunft des Jahres 2022 hat Europa von Grund auf verändert. Sie hat ermöglicht, dass die Europäische Union eine gemeinsame Antwort auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine findet. Und sie hat gezeigt, wie realitätsfern die Wahrnehmung russischer Politik in Berlin über Jahrzehnte war. Martin Schulze Wessel hat nun eine umfassende historische Kontextualisierung des Verhältnisses zwischen Berlin und Moskau sowie Warschau und Kiew vorgelegt.

Der Münchener Osteuropa-Historiker zeigt, wie nach und nach aus dem Großfürstentum Moskau das russische Reich mit einem politischen, religiösen und kulturellen Geltungsanspruch über den gesamten Raum zwischen Ostsee und Schwarzem Meer entstand. Dieser Prozess war von Anfang an geprägt von der Suche nach Antworten auf die polnische Frage. So war der Aufstieg von Russland und Preußen zu europäischen Imperien auf Kosten des polnisch-litauischen Reichs erfolgt, das im Zuge von drei Teilungen im letzten Drittel des achtzehnten Jahrhunderts aufhörte zu existieren.

Selbstverortung auf einem Sonderweg

Ein Großteil ukrainischer Territorien geriet so unter russische Herrschaft, nur Galizien wurde von Wien annektiert. Das russische Reich zahlte einen hohen Preis für der Einverleibung Polens, denn das Selbstbewusstsein des mehrheitlich römisch-katholischen Adels und sein Beharren auf dem Recht auf Selbstbestimmung wurden zum wiederkehrenden Ausgangspunkt für Aufstände. Trotz ihrer militärischen Niederschlagung wurden sie zu einer ideologischen Bedrohung für das russische Reich.

Martin Schulze Wessel: „Der Fluch des Imperiums“. Die Ukraine, Polen und der Irrweg in der russischen Geschichte.


Martin Schulze Wessel: „Der Fluch des Imperiums“. Die Ukraine, Polen und der Irrweg in der russischen Geschichte.
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Bild: C.H. Beck Verlag

Um die langfristigen Folgen des Strebens nach hegemonialer Herrschaft von Peter I., Katharina II. und ihren Nachfolgern auf dem Thron zu zeigen, spinnt der Autor Fäden aus der Diplomatie-, Ideen- und Kulturgeschichte. Der daraus gewebte Stoff zeigt anschaulich, wie russische Geschichtsbilder im langen neunzehnten Jahrhundert und nach der Oktoberrevolution auch in der Sowjetunion hergestellt wurden und stets eine Antwort auf die Frage nach der Zukunft der Herrschaft in der Region enthielten.

Der rote Faden im Buch ist jener „Fluch des Imperiums“, der vordergründig in der Notwendigkeit zur Integration neu eroberter Gebiete im Westen und Süden lag. Doch Schulze Wessel zeigt mehr: Er erklärt, wie sich gerade in der Auseinandersetzung mit Polen und später auch mit der Ukraine unter den Eliten des russischen Reichs ein Konglomerat ideologischer Vorstellungen herausbildete, in dem sich Russland selbst eine heilige Mission zuschrieb, die sich gegen den Westen richtete und von der Annahme einer europäischen Russophobie ausging.

Als Ergebnis dieser messianischen Selbsterhöhung verortete sich Russland bereits im neunzehnten Jahrhundert auf einem Sonderweg. Fundament war die Vorstellung von der Dreieinigkeit von Russen, Ukrainern und Belarussen, die Moskau einsetzte, um gegen Emanzipierungstendenzen von Ukrainern vorzugehen. Die Unlösbarkeit der dabei selbst geschaffenen Probleme bezeichnet Schulze Wessel als Aporie des Imperiums.

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