Wissenschaft

Wie sozial und nachhaltig sind Fairtrade-Süßigkeiten?

Jedes Jahr zu Ostern werden in Deutschland Millionen von Schokoladenhasen und -eiern verkauft, die die Festtage versüßen. Doch hinter dieser leckeren Fassade verbergen sich ernsthafte Probleme: Die Kakaoproduktion ist oft geprägt von ausbeuterischen Arbeitsbedingungen, Kinderarbeit und umweltschädlichen Anbaumethoden. Viele Menschen greifen daher lieber zu Schokolade mit Fair-Trade-Siegel. Aber was bedeuten sie konkret? Und wie fair sind sie?

Niedliche Schokoladenhase, kleine Schokoladenkäfer und bunte Schokoeier: Zu Ostern sind süße Leckereien ein fester Bestandteil der Feierlichkeiten. Doch auch im restlichen Jahr erfreut sich Schokolade großer Beliebtheit in Deutschland: Laut dem Statistischen Bundesamt wurden Ende 2023 gut 13,6 Kilogramm Schokolade pro Kopf produziert – mehr als 2,5 Tafeln pro Woche. Doch gerade der Schokoladenrohstoff Kakao ist von der Ausbeutung von Menschen und Umwelt geprägt.

Fair-Trade-Siegel als Kampf gegen Ausbeutung

Viele Kakaobauern leben auch heute noch in extremer Armut, nicht selten müssen daher auch Kinder bei der Arbeit auf den Plantagen mithelfen. Laut einer Studie der University of Chicargo arbeiteten 2022 rund 1,5 Millionen Kinder allein auf den Kakaoplantagen in Ghana und Côte d’Ivoire – den Hauptanbaugebieten. Das bedeutet, dass dort fast jedes zweite Kind von Kakaobauern in arbeitet. Häufig kommen Kinder und auch Erwachsene dabei mit Pestiziden in Kontakt, von denen sie schwer erkranken können. Teil kontaminieren die Pestizide auch das Grundwasser vor Ort. Dazu kommt, dass viel Abholzung stattfindet, um neue Kakaopflanzen anzubauen. Das gefährdet die Biodiversität und belastet das Klima.

Das Fairtrade-Siegel.
Das “Fairtrade”-Siegel wird von der Fairtrade Labelling Organization International vergeben. © Fairtrade International

Viele Menschen wollen daher faire und nachhaltige Schokolade kaufen. Die Begriffe „fair“ und „Fair Trade“ sind aber gesetzlich nicht geschützt: Es gibt für ihre Verwendung keine einheitlichen Vorgaben. Um Transparenz zu schaffen, kennzeichnen unabhängige Siegel Produkte aus fairem Handel. Um trotzdem einen gewissen Standard zu gewährleisten, haben die Dachverbände des Fairen Handels gemeinsame Mindeststandards entwickelt, an die sich Organisationsmitglieder halten müssen und die regelmäßig kontrolliert werden.

Das Fairtrade-Siegel

Das Fairtrade-Siegel ist eines der bekanntesten Kennzeichen und wird von der Fairtrade Labelling Organization International vergeben. Fairtrade International legt Mindestpreise für verschiedene Rohstoffe fest, sodass Produzenten diesen garantierten Preis erhalten, selbst wenn der Weltmarktpreis darunter liegt. Sollte der Weltmarktpreis steigen, wird den Produzenten der höhere Preis ausgezahlt. Zusätzlich dazu wird eine Fairtrade-Prämie von derzeitig 240 US-Dollar pro Tonne Kakao gezahlt. Sie fließt in soziale Projekte, deckt Verwaltungskosten und ermöglicht Investitionen in Plantagen. Ein Teil davon wird direkt an die Kakaobauernfamilien ausgezahlt.

Das Naturland-Fair-Siegel.
“Naturland” ist ein Siegel für ökologische Landwirtschaft, “Naturland Fair” schließt auch soziale Mindeststandards mit ein. © Naturland82/CC BY 4.0

Die entwicklungspolitische Nichtregierungsorganisation Inkota kritisiert allerdings, dass der Mindestpreis von Fairtrade zu niedrig sei – 56 Prozent der Fairtrade-zertifizierten Bauern in der Côte d‘Ivoire leben unter der Armutsgrenze. Während viele Fair-Trade-Label auch ökologische Kriterien berücksichtigen, liegt der Schwerpunkt bei Fairtrade klar auf den sozialen Rahmenbedingungen.

Naturland Fair

Naturland fördert weltweit den Bio-Landbau weltweit und ist eigentlich ein Siegel für ökologische Landwirtschaft. Die Richtlinien von Naturland Fair schließen aber auch soziale Mindeststandards mit ein. Unternehmen, die das Naturland-Fair-Siegel verwenden, sind verpflichtet, sowohl ökologische als auch soziale Standards einzuhalten und Fairtrade-Mindestpreise sowie Prämien zu zahlen. Die Standards von Naturland fair gelten dabei nicht nur für Bauern in globalen Süden, sondern auch für europäische Produzenten. Dadurch erhalten beispielsweise europäische Milchbauern auch einen fairen Preis für die Milch, die in der Schokolade steckt.

Logo der GEPA The Fair Trade Company.
Die Zutaten der GEPA-Schokolade sind fair gehandelt und bio-zertifiziert. © GEPA The Fair Trade Company

GEPA

Die Fairhandels-Organisation GEPA verwendet laut eigenen Aussagen für die Produktion ihrer Schokolade nicht nur fair gehandelten Kakao, sondern auch faire Bio-Milch. Dabei werden die Preise so gestaltet, dass sie sowohl die Produktionskosten als auch einen angemessenen Gewinn für die Bauern berücksichtigen. Der „Kakao-Plus-Preis“ beträgt 3.500 US-Dollar pro Tonne Kakao und liegt somit über dem Fairtrade-Mindestpreis. Sollte der Weltmarktpreis höher sein, zahlt auch GEPA den höheren Preis plus zusätzliche Prämien von 540 US-Dollar pro Tonne. Darüber hinaus ist GEPA-Schokolade bio-zertifiziert: Kakaobauern, die ihre Produkte unter diesem Siegel verkaufen, verzichten auf den Einsatz von Pestiziden oder synthetischen Düngemitteln.

Viele Fairtrade-Siegel bieten ähnliche Arten der Unterstützung für Produzenten, unterscheiden sich jedoch in der Höhe der Preise. Einige Siegel berücksichtigen auch ökologische Aspekte und haben ihre Mindestanforderungen für Milchbauern erweitert. Generell gilt für den Kauf jedoch: Wer bei Schoko-Osterhasen oder Osterei auch den Kakaoproduzenten und der Umwelt etwas Gutes tun will, sollte ruhig zu einem dieser Fairtrade-Siegel greifen. Denn auch wenn sich die Anforderungen unterscheiden, ist die Chance hoch, dass diese Schokolade fairer und nachhaltiger produziert wurde als normale Schoko-Massenware.

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