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#Der schwere Abschied des Patriarchen

„Der schwere Abschied des Patriarchen“

Am Ende eines heißen Sommertages voller Wahlkampftermine in der hessischen Provinz saß Volker Bouffier mit seiner Frau und Journalisten zusammen. Es sprach, wie zumeist, eigentlich nur Hessens Ministerpräsident, irgendwann auch über das schwierige Thema des Aufhörens. Gefragt worden war er nach der po­litischen Zukunft der Bundeskanzlerin, es war noch vor deren Rückzug vom Amt des Parteivorsitzes. Bouffier äußerte sich allgemein, aber es war klar, dass die Worte auch auf ihn zu münzen waren. Schon damals im Sommer 2018 gab es schließlich Leute in seiner Partei, die danach fragten, wie er die Übergabe der Amtsgeschäfte in Hessen plane. Es gelte aufzuhören, wenn es genügend Leute gebe, die mutig und ehrlich dazu geraten hätten, sagte Bouffier. Für solch eine Entscheidung brauche es gute Freunde, die einem sagten: Jetzt sei es gut. Für den Schritt benötige man „die Kraft, sich neben sich zu stellen“.

Julian Staib

Politischer Korrespondent für Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland mit Sitz in Wiesbaden.

Bouffier hat sich mit diesem Schritt Zeit gelassen. Aus der Sicht vieler in seiner Partei zu viel. Lange schon war in der CDU gerufen worden, der 70 Jahre al­te Ministerpräsident möge erklären, wann er denn endlich den Übergang zu einem Nachfolger einleite. Nach der verlorenen Bundestagswahl wurden die Ru­fe lauter. So wie bei Angela Merkel solle es nicht laufen, hieß es immer wieder. Doch Bouffier wartete. So lange, dass er am Ende nur noch den Zeitpunkt seines Abganges bestimmen konnte. Den Nachfolger bestimmte er nicht mehr.

An diesem Dienstag hört Bouffier nun auf. Wie schwer ihm das fällt, war in den vergangenen Wochen zu sehen. Wenn er bei den wenigen öffentlichen Auftritten, die er noch absolvierte, schon kleine Ab­schiedsreden hielt. 1987 hatte er erstmals ein Regierungsamt in Hessen inne, da­mals als Staatssekretär im Justizministerium. Seit 23 Jahren ist er ununterbrochen in Regierungsverantwortung, seit 2010 als Ministerpräsident. Was bleibt von ihm?

Koch zog seine Freunde nach

Zuletzt blieb vor allem das Bild eines Mannes, der die Macht an jemanden übergibt, dem er sie eigentlich nie geben wollte. Das wurde im Februar bei einer Klausur der Hessen-CDU in Fulda deutlich. Da verkündete Bouffier seinen Rückzug vom Amt des Ministerpräsidenten wie vom Parteivorsitz und gab be­kannt, dass der derzeitige Landtagsprä­sident Boris Rhein ihm nachfolgen werde. Normalerweise wird bei derlei Gelegenheiten der Nachfolger überschwänglich gelobt. Bouffier aber sagte kein einziges Wort dazu, warum er den Mann neben sich für geeignet hält. Er gab nur an, er sei überzeugt sei, dass Rhein „ge­meinsam mit den Grünen beste Voraussetzungen“ habe, um die Koalitionsar­beit fortzusetzen und für Hessen ein er­folg­reicher Mi­nisterpräsident zu sein. Welche Voraussetzungen das sind, sagte er nicht.

In Fulda stellte Bouffier den Übergang als „sehr sorgfältigen“, seit Langem ge­planten Prozess dar, bei dem schon „vor einiger Zeit“ eine Entscheidung gefallen sei. Doch in seiner Partei wird eine ganz andere Geschichte er­zählt. Demnach prä­­ferierte Bouffier ei­ne Reihe anderer CDU-Mitglieder als mögliche Nachfolger. Doch an manchen klebten zu viele Skandale, anderen fehlte es an der notwen­digen Unterstützung in Partei und Fraktion. Am Ende blieb nur noch Rhein.

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