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#Rekordsieg des Snooker-Stars: Der ewige Selbstdarsteller Ronnie O’Sullivan

Snookerspieler Ronnie O’Sullivan ist nun nicht mehr nur der jüngste, sondern auch der älteste Sieger der UK Championship. In York schließt sich ein Kreis. Und O’Sullivan kokettiet wie eh und je.

Am Ende einer großartigen Woche gab es nichts, was Ding Junhui sich vorwerfen musste. Der 36-jährige Billardspieler aus China war mit vier fast makellosen Partien in das Finale der UK Championship in York eingezogen, das zu den „Triple Crown“, also den drei wichtigsten Turnieren im Snooker-Kalender gehört. Auch da spielte er am Sonntag ohne echte Schwächephase. Dennoch gelang es dem vielleicht präzisesten Spieler in der Weltelite der Main Tour weder in der Nachmittags- noch in der Abendsession, mal mit einem Frame, einem Spiel in Führung zu gehen. Vier Mal konnte er ausgleichen, vier Mal zog ihm sein Gegner gleich wieder davon. So wie zum Schluss, als aus einem 7:7 ganz schnell ein 7:10 geworden und das Match somit entschieden war.

Es kann schon frustrierend sein, sich den Spieltisch mit Ronnie O’Sullivan zu teilen. Der siebenfache Weltmeister aus der englischen Grafschaft Essex versteht sich in seinem 32. Profijahr wie kein Zweiter auf die Kunst, fast schon verlorene Frames noch zu stehlen. Er weiß kleine Fehler mit genialischen Aktionen zu kompensieren und findet an seinen besten Tagen den idealen Rhythmus zwischen Kontrolle und Risiko.

„Muss nichts mehr beweisen“

Außerdem ist es ihm gar nicht so wichtig, ob er den nächsten Frame oder das gesamte Spiel gewinnt, wie er nachher wieder in der Expertenrunde des übertragenden Senders betonte. Als sei er, der an diesem Dienstag 48 Jahre alt wird, inzwischen auf einer höheren Bewusstseinsstufe angelangt.

„Ich muss nichts mehr beweisen“, stellte „The Rocket“, wie er gerne genannt wird, selbstbewusst fest. „Wenn ich verliere, ist es auch okay.“ Mit dieser Einstellung genieße er „jedes Turnier“, denn „ich liebe den Wettkampf“. Im Übrigen sei er nicht nur ein guter Freund, sondern auch „ein großer Fan“ von jenem Spieler, den er vorhin so eiskalt distanziert hatte: „Wenn du Snooker spielst, willst du spielen wie Ding.“

Wie viel davon Understatement ist oder eine besondere Art von Koketterie, weiß man bei dem Charismatiker mit den wechselnden Gesichtern nie so ganz genau. Tatsache ist, dass 1500 begeisterte Zuschauer im Barbican in York Augenzeugen eines historischen Zirkelschlusses geworden sind. O’Sullivan war noch 17, als er im November 1993 die UK Championship erstmals gewann.

Sein frecher Erfolg über den Schotten Stephen Hendry (10:6), damals das Maß aller Dinge im Snooker, wurde in der tobenden Guild Hall in Preston als Sensation ausgelegt – und machte den pausbäckigen Teenager zum jüngsten Spieler, der das Turnier gewann. Der britische Premier hieß in diesen Tagen übrigens John Major, und an der Spitze der Singlecharts dröhnte Meat Loafs „I’d do Anything for Love“.

„Ein bisschen Netflix gucken“

Nun hat der Triumph über Ding den über dreißig Jahre gereiften Routinier auch zum ältesten Spieler gemacht, der das prestigeträchtige Turnier je gewinnen konnte. Dazu hebt er O’Sullivan noch mehr aus der Reihe aller Sieger heraus: Seine acht Erfolge sind einsamer Rekord in der Geschichte der Championship, die 1977 als Einladungsturnier in Blackpool begann.

Neue Marken sind ja fast zwangsläufig die Folge, wenn ein Spieler mit diesem Talent sich einfach nicht vom Tisch verabschieden will. So hält der Dauerbrenner selbstverständlich unter anderen auch die Rekorde für Triumphe bei „Triple Crown“-Wettbewerben (22) und Weltmeisterschaften (7, gemeinsam mit Hendry).

Seine eigene Aufregung dabei ist jedoch nicht mehr die gleiche, wie er am Sonntag gestand. „Es ist immer noch ein schönes Gefühl und ein fein erledigter Job“, ließ der frisch applaudierte Sieger die Expertenrunde in York wissen.

„Aber es prickelt mehr, wenn ich am Morgen joggen gehe oder zusammen mit Freunden frühstücke.“ So habe er auch die Bedeutung des Endspiels nicht in allen Phasen unter der Haut gespürt – und zwischen den Breaks zuweilen tatsächlich gedacht, „ich könnte jetzt auch auf meinem Bett sitzen und ein bisschen Netflix gucken“.

Lieber eine Serie im TV gucken als eine eigene, persönliche Serie für die Ewigkeit hinlegen? Das Innenleben des sensiblen Engländers bleibt wohl mindestens so schwer zu ergründen wie sein Spiel. Doch im Zweifel tragen solche Selbstbekenntnisse zu dem Faszinosum Ronnie O’Sullivan bei, das vom nachgesagt besten Snooker-Spieler der Geschichte weiterhin ausgeht.

Und unterm Strich war ihm an dem denkwürdigen Sonntag das gewisse Quäntchen mehr geglückt als Ding Junhui. Deshalb rang sich der langjährige Freund und Konkurrent, der O´Sullivan vor einem Jahr in York mit einem sogenannten „Whitewash“ (6:0) im Viertelfinale abgebürstet hatte, bei allem Frust noch zu einem artigen Kompliment durch: „Er hat heute besser gespielt.“

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