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#„Wir werden keine übermäßig hohe Inflation erleben“

„Wir werden keine übermäßig hohe Inflation erleben“

Frau Schnabel, die Europäische Zen­tralbank (EZB) hat sich ein neues, höheres Inflationsziel von zwei Prozent gegeben. Müssen die Menschen jetzt Angst vor höherer Inflation haben?

Patrick Bernau

Verantwortlicher Redakteur für Wirtschaft und „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Dennis Kremer

Redakteur im Ressort „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Nein. Zum einen ist der Anstieg des Inflationsziels minimal. Zum anderen hat ein Ziel von zwei Prozent eine wichtige Funktion: Es schafft zusätzliche Spielräume, damit unsere Geldpolitik ihre stabilisierende Wirkung entfalten kann. In schlechten Zeiten, wie in der Pandemie, stimuliert sie die Wirtschaft mit niedrigen Zinsen und hat dadurch erhebliche positive Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung und den Arbeitsmarkt. Allerdings sind heute die Zinsen bereits so niedrig, dass sie kaum noch gesenkt werden können. Das liegt nicht in erster Linie an der EZB. Der Wunsch nach Ersparnis ist beispielsweise aufgrund der demographischen Entwicklung sehr groß, die Nachfrage nach Investitionen hingegen eher gering. Deswegen fallen die Zinsen weltweit seit vielen Jahren. Das neue Inflationsziel sichert unseren Handlungsspielraum und nutzt den Menschen.

Wenn die Inflation zu hoch steigt, ist es auch nicht gut.

Das stimmt. Das Zwei-Prozent-Ziel schützt die Menschen auch weiterhin vor spürbaren Kaufkraftverlusten.

Was machen Sie, wenn die Inflation über dieses Ziel hinausschießt?

Unser Ziel ist symmetrisch: Es kann also sein, dass die Inflationsrate manchmal etwas darüber oder darunter liegt. Durch kurzfristige Abweichungen schauen wir hindurch. Anhaltende Abweichungen nach oben und unten halten wir für gleichermaßen schädlich. Befinden wir uns allerdings in der Nähe der Nullzinsgrenze, ist es nötig, besonders stark oder nachhaltig gegenzusteuern, um die Preisstabilität zu sichern. Das kann bedeuten, dass die Inflation das Ziel von zwei Prozent vor­übergehend leicht überschreitet. Dafür gab es im EZB-Rat einstimmige Unterstützung.

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Das heißt: Auch Bundesbank-Chef Weidmann hat zugestimmt.

Einstimmig heißt einstimmig.

In Deutschland wird demnächst eine Inflationsrate von vier Prozent erreicht. Kann es sein, dass die EZB schon die Kontrolle über die Inflation verloren hat?

Nein, diese Entwicklung ist vorübergehend. In Deutschland gibt es derzeit aufgrund der Pandemie eine relativ hohe Inflation. Das werden wir ab Juli – ein Jahr nach der Mehrwertsteuersenkung – sehen, wenn die Preise relativ zum Vorjahr besonders stark steigen, was allerdings an der damaligen Preissenkung liegt. Die Erholung des Ölpreises hat einen ähnlichen Effekt. Die Bundesbank prognostiziert für das Jahresende eine Inflation von etwas über vier Prozent für Deutschland, aber schon im Folgejahr einen deutlichen Rückgang. Aufgrund solcher kurzfristiger Schwankungen orientiert sich die Geldpolitik an der mittelfristigen Preisentwicklung, und zwar im gesamten Euroraum. Unsere mittelfristige Inflationsprognose ist verhalten: nur 1,4 Prozent im Jahr 2023. Das ist zwar mit Unsicherheit behaftet. Aber ich bin mir sicher, dass wir keine übermäßig hohe Inflation erleben werden.

Was macht Sie da so sicher?

Wir durchleben gerade eine außergewöhnliche Situation. Erst wurde die Wirtschaft dichtgemacht, dann wurde sie unerwartet schnell wieder geöffnet. Die Nachfrage ist daraufhin sehr stark angestiegen, das Angebot konnte aber nicht Schritt halten. Denken Sie an die Probleme mit den Lieferketten.

Und wenn das doch so weitergeht?

Wir werden das genau beobachten. Ob sich der Preisanstieg verstetigt, hängt wesentlich davon ab, ob auch die Löhne steigen und die Teuerung über Zweitrundeneffekte verstärken. Bislang sehen wir davon wenig – auch in Deutschland.

Ab welchem Wert wird die EZB eingreifen?

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