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#Wo der schiefste Turm der Welt steht

„Wo der schiefste Turm der Welt steht“

Frank Wessels nimmt es, diese Wortwahl gebietet sich bei dem Thema, Erwin Gottschlich keineswegs krumm, dass Suurhusen, Wohn- und Arbeitsstätte von Wessels, an diesem Wochenende wohl einen Welt­rekord verlieren wird. „Ich habe immer dafür plädiert, dass das ein fairer Wett­bewerb ist. Wenn eine Gemeinde glaubte, dass sie einen schieferen Turm habe, dann habe ich sie immer ermuntert, das nachmessen zu lassen. Und wenn sie dann eben schräger sind, dann gratulieren wir.“

Frank Wessels ist Pfarrer jenes ostfriesischen Ortes, in dem bislang laut der gängigen Rekordlisten wie dem berühmten „Guinness-Buch der Rekorde“ der schiefste Turm der Welt steht. Der gut 27,37 Meter hohe Turm der Alten Kirche neigt sich tatsächlich so bedrohlich gen Westen, dass man beim Betreten des darunter gelegenen Friedhofs am eigenen aufrechten Gang zweifelt. Da das angrenzende Kirchenschiff sogar leicht in die andere Richtung geneigt ist, bleibt ein windschiefes Gefühl wie auf einem Segelschiff bei rauem Seegang. „Und im Turm wird es erst ganz verrückt, wenn man neben der Glocke steht“, sagt Wessels. „Denn die ist im Lot.“

Nun aber ist der Rekord trotz aller Schrägheit dennoch weg. Das rheinhessische Dorf Gau-Weinheim hat nach­gemessen und bekommt am Sonntag passend zum Tag des offenen Denkmals sowie der örtlichen Kerb das Zertifikat des Rekord-Instituts für Deutschland. 5,4277 Grad neigt sich der ehemalige Wehr- und heutige Glockenturm der kaum 300 Einwohner zählenden Gemeinde gut 30 Kilometer südlich von Mainz – und somit fast ein viertel Grad mehr als der Konkurrent in Norddeutschland.

„Uns ist schon klar, dass unser Turm nicht so beeindruckend ist wie der von Pisa, vielleicht auch weniger imposant als in Suurhusen, aber dafür ist er eben schiefer“, sagt Erwin Gottschlich, Initiator der Gau-Weinheimer Rekordbemühungen. Dass er „schepp“ ist, wie man in Rheinhessen eigentlich sagt, das wussten die Gau-Weinheimer schon lange. Aber dass er so schief und sogar viel schepper als der berühmteste schiefe Turm ist, das ahnte bis zu Gottschlichs Initiative niemand.

Auch schief: Turm von Suurhusen.


Auch schief: Turm von Suurhusen.
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Bild: dpa

Gottschlichs Heimatdorf ist somit gewissermaßen das echte Pisa. Der berühmteste schiefe Turm der Welt hat schließlich, Ende des vergangenen Jahrhunderts freilich auch mit teuren Sicherungsarbeiten stabilisiert, nur eine Neigung von gut vier Grad, fast lächerlich im Vergleich zur schrägen Konkurrenz aus Deutschland, wo trotz der jahrhunderte­alten Reputation deutscher Baumeister gleich mehrere Anwärter auf den Titel – wenn auch nicht ganz aufrecht – stehen. Vielleicht aber ist es ja auch gerade ein Ausweis von bester Statik, dass die Türme trotz ihrer Neigung noch nicht zu Boden gegangen sind. Ein umgekippter schiefer Turm ist eben kein Turm mehr.

In Suurhusen beispielsweise kommt zweimal im Jahr eine Gruppe von Studenten der Hochschule Magdeburg-Stendal zu Besuch. Im Rahmen einer praktischen Übung vermessen sie den schiefen Turm dann und suchen nach Veränderungen der Neigung, die einst nach dem Bau Mitte des 15. Jahrhunderts zustande kam, weil im Zuge der Trockenlegung der hinter dem Nordseedeich gelegenen Landschaft die als Fundament dienenden Eichenstämme nach Absinken des Grundwasserspiegels vermodert waren. In der Folge kam es zur Schieflage des Turms.

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