Nachrichten

#Wo „Prince“ und „Maradöna“ kickten

Wo „Prince“ und „Maradöna“ kickten

Eine Touristenattraktion der ungewöhnlicheren Art hat Berlin im Bezirk Wedding, unweit des Flüsschens Panke. In einem Park an der Travemünder Straße liegt der „Käfig“, in dem Kevin-Prince Boateng das Fußballspielen gelernt hat. Im Internet findet man die eine oder andere Stadtwanderung empfohlen, die hierher führt – an einen Wallfahrtsort der besonderen Sorte.

Wissen war nie wertvoller

Lesen Sie jetzt F+ 30 Tage kostenlos und erhalten Sie Zugriff auf alle Artikel auf FAZ.NET.

JETZT F+ LESEN


Denn nachdem der Fußball eine Zeit lang gedacht hatte, er könnte immer planbarer werden und Datenerfassung die Spieler zu austauschbaren Faktoren in taktisch ausgeklügelten Formationen machen, ist das Pendel längst in die Gegenrichtung geschwenkt. Nun sucht man auch wieder nach „Typen“, nach Fähigkeiten, die sich nur beschränkt trainieren lassen, weil sie von der Energie des Lebens und Überlebens auf der Straße geprägt sind. Man sucht nach Talenten, die sich aus dem Käfig ins Freie spielen können.

Bei Kevin-Prince Boateng war das auf jeden Fall so, auch wenn sein Bruder Jérôme dann die größere Karriere hatte. Und der wuchs im bürgerlichen Bezirk Charlottenburg auf. Bei Hertha BSC gab es in den Nullerjahren aber noch eine ganze Reihe weiterer „Straßenfußballer“. Einige von ihnen stehen nun im Mittelpunkt der Doku-Serie „Underground of Berlin“, die der Streamingdienst DAZN am Freitag startet. Änis Ben-Hatira, Chinedu Ede, Ashkan Dejagah. Sie gehören alle zu einer Generation, die den Hauptstadtklub hätte prägen können. Es blieb dann aber doch oft bei einigen tollen Momenten.

Der „Prince“ ist inzwischen zu Hertha zurückgekehrt und bemüht sich dort, seine Rolle als Identifikationsfigur durch gelegentliche Auftritte auf dem Platz nicht zu stark zu ramponieren. In „Underground of Berlin“ fungiert er quasi als Vorsitzender: Vom Fauteuil aus, in einem sehr coolen Anzug, kommentiert er die Stadt- und Fußballmythologie, die Matthias Faidt und Marco Gundel entwerfen. Die populäre Serie „4 Blocks“, die von deutsch-arabischen Familien in Neukölln erzählt, lugt die ganze Zeit um die Ecke und soll auch auf „Underground of Berlin“ abstrahlen.

Zum Glück übertreiben es die Serienmacher aber nicht mit der Stilisierung. Es besteht auch keinerlei Notwendigkeit, denn die Protagonisten sind auch so interessant genug. Im Mittelpunkt der ersten drei Folgen (weitere sollen im neuen Jahr folgen) stehen Chinedu Ede und Änis Ben-Hatira. Ede sagt von sich selber, dass er „in einer sehr asozialen Gegend von Intellektuellen erzogen wurde“. Sein Vater kam 1971 aus Nigeria nach Deutschland, er arbeitet als Diplom-Ingenieur, die Mutter ist Lehrerin. Von Chinedu hieß es in seiner Jugend oft, er hätte „einen an der Waffel“. In „Underground of Berlin“ zeigt er sich nun als reflektierter, gereifter junger Mann, der sehr gut einschätzen kann, wie sein Leben bisher verlaufen ist.

Besonders reich an kontroversen Themen war der Weg von Änis Ben-Hatira, der 2017 einen Vertrag bei Darmstadt 98 auflösen musste, weil er an ein muslimisches Hilfswerk gespendet hatte, das im Verdacht des Salafismus steht. Faidt und Gundel bleiben zu dem Thema Religion offenkundig vorerst auf sicherer Distanz, in der ersten „Staffel“ (de facto drei knapp halbstündige Folgen) geht es vorerst einmal um den jungen Änis, der den Spitznamen „Maradöna“ hatte, weil er die Skills von Maradona mit einem profunden Wissen um die besten Berliner Döner-Buden verband.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!