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#Interview: Franz Bosch aus Ulm massierte Winnetou am Filmset

„Interview: Franz Bosch aus Ulm massierte Winnetou am Filmset“



Der 83-Jährige aus Ulm arbeitete als Masseur am Set der Winnetou-Filme. Ohne seine Behandlung wäre Schauspieler Pierre Brice wohl ausgefallen. Am Filmset landete er per Zufall.

Die Abenteuer von Apachen-Häuptling Winnetou und seinem weißen Freund Old Shatterhand haben Kultstatus. Herr Bosch, Sie waren bei den Karl-May-Verfilmungen in Kroatien am Filmset und arbeiteten von April bis November 1966 als Fahrer und Masseur. Haben Sie selbst schon mal mit Pfeil und Bogen geschossen?

Franz Bosch: Ja, sogar vom Pferd aus. Das war mein Hobby und das habe ich bis vor etwa fünf Jahren regelmäßig gemacht. Das hat mir einfach Spaß gemacht.

Holt man sich da leicht eine Zerrung?

Bosch: Nein, eigentlich nicht. Schwierig ist nur, beide Hände frei zu haben zum Schießen.

Den Winnetou-Schauspieler Pierre Brice haben Sie 1966 am Filmset in Kroatien wegen einer Oberschenkelzerrung behandelt. Was war passiert?

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Bosch: Er ist vom Pferd gefallen. Das Tier hatte sich aufgebäumt und die Darsteller der Indianer hatten keine Sättel, sondern nur eine Schale auf einer Decke. Da rutscht man leichter runter. Wenn ein Hauptdarsteller ausfällt, ist das für die Filmproduktion ein Problem. Dadurch, dass ich Pierre behandelt habe, konnte er aber weitermachen.

Franz Bosch, 83, kommt ursprünglich aus Altusried im Allgäu und hat zuerst eine Ausbildung zum Zimmerer absolviert. Über eine Sanitäter-Ausbildung bei der Bundeswehr landete er schließlich im Beruf des Physiotherapeuten, den er heute noch ausübt.

Foto: Alexander Kaya

Könnte man sagen, dass Sie dadurch seine Rolle als Winnetou gerettet haben?

Bosch: Nein, das nicht. Aber es hat der Produktionsfirma Geld und Zeit gespart.

Wie sind Sie überhaupt an den Job des Masseurs am Filmset der Winnetou-Filme gekommen?

Bosch: Ich habe in Bad Mergentheim im Hotel Victoria gearbeitet, als der Produzent Horst Wendlandt, einer seiner Kollegen und die Ehefrauen dort übernachteten. Ich habe sie behandelt und dabei sind wir ins Gespräch über seine Arbeit gekommen. Die Winnetou-Filme haben mir imponiert. Da sagte Wendlandt zu mir, wenn ich so begeistert sei, könne ich bei ihm als Freischaffender anfangen.

Doch eigentlich wollten Sie gar nicht im fränkischen Bad Mergentheim arbeiten, sondern nach Oklahoma auswandern…

Bosch: Ja. Ich hatte auch schon alle Unterlagen zusammen. Doch dann wurde ein Einwanderungsstopp verhängt. Also habe ich das Angebot am Filmset angenommen.

Ging es hinter den Kulissen auch so rau zu wie vor der Kamera?

Bosch: Nein, da waren alle sehr kameradschaftlich. Wir haben zusammen gearbeitet und gefeiert und man war sofort per Du.

Haben Sie den Schauspieler von Old Shatterhand, Lex Barker, auch behandelt?

Bosch: Ja, aber nur wenige Male am Set. Pierre hingegen hat sich regelmäßig von mir massieren lassen.

Wegen der Zerrung?

Bosch: Mitunter. Aber dem hat das einfach gefallen. Ich habe ihn nicht nur am Set, sondern auch im Hotel massiert. Da hat er dann immer einen Track von Frank Sinatra aufgelegt: „Strangers in the Night“. Jedes Mal das gleiche Lied. (lacht)

Was hat Ihnen am Set der Winnetou-Filme am besten gefallen?

Bosch: Ich fand es spannend mitzuerleben, wie ein Film gemacht wird. Damals gab es ja noch keine Computer. Und ich bin Karl-May-Fan, weil da immer die Guten siegen.

Warum haben Sie am Set aufgehört?

Bosch: Mir war der Job zu unsicher und mir hat die Planbarkeit gefehlt. Einmal hatte ich abends eine Verabredung mit einem Mädchen. An dem Tag entschied der Produzent aber spontan, für Nachtaufnahmen ins Gebirge zu gehen. Damals gab es ja noch keine Handys und ich konnte ihr nicht Bescheid geben.

Was wurde dann aus der Geschichte?

Bosch: Nichts (lacht). Sie arbeitete im Büro eines Autohändlers. Als ich sie später dort getroffen habe, hatte ich bei ihr keine weitere Chance mehr. Ich wusste nicht einmal ihren Namen.

Heute arbeiten Sie mit 83 Jahren nach wie vor in der Ulmer Physio-Praxis, die Sie 2004 an Ihre Tochter übergeben haben…

Bosch: Ja, dort behandle ich an drei halben Tagen in der Woche meine Dauerpatienten, mit denen ich inzwischen auch befreundet bin. Ich massiere sie weiter, so lange wie es noch geht. Mir macht das einfach Spaß, mit Menschen zu arbeiten und ihnen etwas Gutes zu tun.

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