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Zwischen Mull und Moll

Noch vor wenigen Tagen waren die Fahrer im gelb-schwarzen Dress im Feld gefürchtet als „Killer-Wespen“. Weil sie auch zu dieser Tour de France einen eminent starken Schwarm Profis entsandten, der auf allen Terrains zustechen zu können schien. Und nun, die Tour ist noch keine Woche unterwegs, wanken sie nur noch durchs Peloton?

Mit „die Mumie“ beschriftete Primoz Roglic ein Foto von sich, das er in den sozialen Netzwerken teilte. Darauf ist der Kapitän des Teams Jumbo-Visma zu sehen, wie er vom Teamarzt derzeit für die Etappen vorbereitet oder besser gesagt: eingewickelt wird. Unter all den Verbänden und Pflastern, die sich bei Roglic von der Schulter über den Ellbogen und die Hüfte bis zum Unterschenkel ziehen, schaut quasi nur der für das Foto gereckte Daumen unversehrt heraus.

Leidensgenossen in Schwarz-Gelb

Roglic gibt das Symbolbild ab, wie hart die Equipe in dieser ersten Rennwoche von Stürzen getroffen worden ist. Aus den prognostizierten Dominatoren dieser Tour sind Leidensgenossen in Schwarz-Gelb geworden. Ob sie sich von den Schlägen dieser ersten Woche erholen können, erscheint ungewiss.

„Noch einmal wollen wir uns das Gelbe Trikot nicht ausziehen lassen“, hatte Tony Martin kurz vor dem Grand Départ in der Bretagne zur F.A.Z. selbstbewusst gesagt. Der Stachel aus dem Vorjahr sitzt noch tief, als die siegesgewisse Mannschaft nach drei Wochen an der Spitze des Pelotons und mit Roglic lange in der Pole Position des Klassements im Zeitfahren am vorletzten Tag alles an Tadej Pogacar verlor.

Der erfahrene deutsche Rennfahrer Martin hat mit seinen 36 Jahren eine Helfer- und Mentorenrolle in der niederländischen Equipe inne. Sein Wort hat Gewicht, auf seine Führung verlassen sie sich im Rennen. „Wir haben aus 2020 gelernt, dass wir taktisch variabel bleiben müssen und nicht nur stupide von vorne fahren sollten wie im Vorjahr“, sagte Martin. Auf diese Weise hatte Jumbo-Visma den mit einem bedeutend schwächeren Team angereisten Pogacar quasi ins Gelbe Trikot chauffiert, weil dieser sich stets nur an den schwarz-gelben Express hängen musste.

Nun hat gerade beim Von-vorne-Fahren das Unheil für das Team seinen Lauf genommen. Martin war es, der bei der Auftaktetappe in vorderster Reihe im Peloton mit dem Pappschild einer (inzwischen ermittelten) Zuschauerin kollidiert war, hart auf dem Asphalt aufschlug und einen Massensturz auslöste.

Am Montag dann, als das Feld auf dem Weg nach Pontivy eine wahre Sturzkaskade erlebte, ging auch Topfavorit Roglic zu Boden. Mit ihm stürzte Teamkollege Steven Kruijswijk, ein Top-Helfer, der 2019 als Dritter in Paris schon mal auf dem Tour-Podium stand. Zu diesem Zeitpunkt war der wichtige Berghelfer Robert Gesink aufgrund von Sturzverletzungen schon aus dem Rennen ausgeschieden. Martin sprach aufgebracht davon, dass es im Mannschaftsbus aussehe wie „in einem Lazarett“. Was auch eine erhebliche psychologische Dimension hat für das Selbstverständnis als Siegerteam.

Diffuse Situation – für Primoz Roglic und Jumbo-Visma


Diffuse Situation – für Primoz Roglic und Jumbo-Visma
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Bild: Reuters

Das Zeitfahren am Mittwoch, eigentlich eine Spezialdisziplin von Roglic und ursprünglich wichtiger Teil des Plans, ihn in die Nähe des Gelben Trikots zu bringen, war angesichts der Umstände kein weiterer Tiefschlag. Aber die Ambitionen auf Landsmann Pogacar haben Schaden genommen. „Ich fühle mich, nun ja, Scheiße“, sagte Roglic. „Ich kann die Wunden noch massiv spüren. Aber es geht langsam besser.“ Ist den „Killer-Wespen“ schon der Stachel gezogen? Zumal auch die Allzweckwaffe, der belgische Meister Wout van Aert, im Frühsommer von einer Blinddarmentzündung außer Gefecht gesetzt, mit seinem Angriff auf Gelb beim Zeitfahren deutlich scheiterte. „So lange wir im Rennen sind, werden wir kämpfen“, sagte Roglic.

Jumbo-Visma, das einst aus dem mit diversen Doping-Verfehlungen behafteten Team Rabobank hervorging, hat längst das Budget, die Ausstattung und die Tiefe im Kader, um eine Profiformation zu stellen, die eine Frankreich-Rundfahrt ihrem Tempodiktat unterwerfen kann. Die Equipe folgt einem streng wissenschaftlichen Ansatz in Training, Ernährung – auch die umstrittenen, aber nicht verbotenen Ketonpräparate kommen zum Einsatz – bis hin zur Kleidung. Die Teamführung hält nichts davon, die Fahrer bis kurz vorher intern wetteifern zu lassen um die Tour-Startplätze, sondern setzt auf frühzeitige Festlegung und gemeinsame Vorbereitung. Teamgeist soll entstehen und nicht verordnet werden.

Bahnen sich, wenn das Peloton am Wochenende die Alpen erreicht, neue Allianzen an? Eine ungewöhnliche Zusammenarbeit der Topteams Jumbo-Visma und Ineos, um den enteilten Pogacar in Zugzwang zu bringen? Auch die britische Equipe kommt arg gerupft daher mit den beiden Kapitänen Geraint Thomas und Richard Carapaz, die schon ähnlich weit wie Roglic hinter Titelverteidiger Pogacar zurückliegen.

Doch einen Lichtblick gibt es zumindest bei den Schwarz-Gelben. Edelhelfer Jonas Vingegaard ist nach dem Zeitfahren auf Rang drei vorgerückt, obwohl er nach dem Sturz von Roglic am Montag knapp eine Minute auf seinen Kapitän gewartet hatte, um diesen ins Ziel zu eskortieren. Der 24 Jahre alte Däne hat sich zumindest als Kapitänsalternative ins Spiel gebracht für sein gebeuteltes Team.

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