Technologie

#1&1 Netz: Netzabdeckung, Roaming & Bestandskundenpläne

Es ist so weit: 1&1 hat ein eigenes Mobilfunknetz. Neben der Telekom, Vodafone und Telefónica gibt es einen vierten Netzbetreiber. Wir sagen dir, wo es schon Netzabdeckung gibt, wo 1&1 ausbaut und wie die Tarife aussehen.

1&1 Logo auf Fahne
1&1 Logo auf FahneBildquelle: 1&1

Das Netz von 1&1 startete quasi bei Null. Der Netzbetreiber hatte bis 2022 kein eigenes Mobilfunknetz – aber die besten Voraussetzungen, als vierter Netzbetreiber den Mitbewerbern Telekom, Vodafone und O2 das Leben schwer zu machen. Denn die Einführung eines eigenen 1&1 Netzausbaus scheint von langer Hand geplant, entsprechend konnte man über einen langen Zeitraum viele Vorbereitungen treffen. Was der Anbieter außerdem schon mitbringt, ist ein großer Kundenstamm von mehreren Millionen Nutzern. Sie befinden sich derzeit noch im O2-Netz. Doch es gehören noch weitere Voraussetzungen dazu, die den Start von 1&1 als vierten Anbieter erst möglich machen.

Die Voraussetzungen

Zu 1&1 gehört auch die 1&1 Versatel. Versatel war einst ein eigenständiger Anbieter, der in weiten Teilen Deutschlands Glasfasernetze aufgebaut hat. 51.721 Kilometer Länge hat dieses Netz heute, es erreicht 350 Städte. Es wird heute unter anderem für die Anbindung von Geschäftskunden genutzt. Doch 1&1 wird versorgt mit dem Netz auch die eigenen Mobilfunkmasten

1&1 hat sich zudem die notwendigen Frequenzen für ein eigenes Mobilfunknetz gesichert. Stand heute (August 2023) hat 1&1 zwei verschiedene Frequenzbereiche zur Verfügung. Das sind die „klassischen“ 5G-Frequenzen um 3,5 GHz. Und bis Ende 2025 kann der Anbieter Frequenzen im Bereich um 2,6 GHz nutzen. Diese sind aufgrund verschiedener EU-Auflagen eine Überlassung von Telefónica. Erst ab 2026 kann man Frequenzen im Bereich um 2,1 GHz nutzen.

Was bedeutet das für den 1&1 Netzausbau? Faktisch kann es bis Ende 2025 das eigene Handynetz von 1&1 nur in (Groß-)städten geben. Denn die verfügbaren Frequenzen haben nur eine Reichweite von wenigen hundert Metern. Um eine Innenabdeckung zu erreichen, müssen die Sendemasten zudem sehr nah beieinanderstehen. Das Durchdringen von Wänden ist mit diesen Frequenzen schnell kompliziert. Die eigene 1&1 Netzabdeckung wird sich als erst einmal nur auf Ballungszentren beschränken.

National Roaming künftig mit Vodafone

Erst ab 2026 ist dann damit zu rechnen, dass 1&1 sein Netz auch in ländlichere Gebiete bringt. Die 2,1 GHz-Frequenzen sind die alten UMTS-Frequenzen. Entsprechend kann auch die Abdeckung zwar deutlich besser, aber nicht überragend sein. Bei künftigen Frequenz-Vergabeverfahren wird 1&1 weitere Frequenzen einkaufen oder ersteigern müssen, will man nicht dauerhaft auf einen Roaming-Vertrag mit einem anderen Anbieter setzen. Denn Empfang wirst du mit 1&1 auch dort haben, wo der Netzbetreiber keine eigenen Masten aufbaut.

Denn 1&1 hat ein Abkommen über National Roaming mit O2 abgeschlossen – will diesen aber nicht lange nutzen. Denn im Sommer 2023 hat 1&1 überraschend einen Roaming-Vertrag mit Vodafone bekannt gegeben, der ab Ende 2024 den Zugriff auf das Vodafone Netz samt LTE-Netz bieten soll. Sprich: Dort, wo das neue LTE- beziehungsweise 5G-Netz nicht zur Verfügung steht, soll sich dein Handy in das Netz von Vodafone einbuchen. Zunächst wird man aber auf O2 setzen müssen. Hier steht dann allerdings nur LTE (sowie GSM) zur Verfügung. Im Rahmen der echten 1&1-Netzabdeckung wiederum wird es kein GSM geben.

Die Auflagen

Bis Ende 2022 hätte 1&1 mindestens 1.000 5G-Standorte betreiben müssen. Daraus wurde nichts. Der Netzstart erfolgte zwar offiziell noch kurz vor Ende des Jahres 2022 – doch mit gerade einmal drei Sendemasten. Bis Ende 2025 muss das neue Netz dann 25 Prozent der deutschen Haushalte erreichen können. Also etwas mehr als 10 Millionen Haushalte. Das Netz wird in Metropolen wie Berlin, München, Hamburg und dem Ruhrgebiet starten. Weitere deutsche Städte mit einer hohen Haushaltsdichte sind wahrscheinlich. Ferner müssen dann bis 2030 50 Prozent der Bevölkerung erreicht werden. Diese Auflagen hat 1&1 mit der Ersteigerung der Frequenzen akzeptiert.

Der Zeitplan

1&1 verfügt über einen National-Roaming-Vertrag mit Telefónica und Vodafone. Bereits im Sommer 2021 hat Unternehmens-Chef Ralph Dommermuth weitere Details zum Ausbau und Zeitplan verraten. So sollte das Netz im ersten Schritt als Festnetz-Ersatzprodukt startet (Fix Wireless Access). Das erfolgte Ende 2022 – wenn auch in einem sehr kleinen Umfang. In den Städten und Stadtteilen, in denen die ersten Sendemasten stehen, könnten Kunden dann einen schnellen Internetanschluss als Alternative zu DSL und Kabel buchen. Das Produkt entspricht dann im Prinzip einem Vodafone Gigacube oder ähnlichen Produkten. In Mainz, Karlsruhe und Frankfurt können Nutzer im Live-Netz unter realen Bedingungen seit Juli 2022 das Netz testen.

Erst in einem zweiten Schritt wird dann auch die echte Mobilfunknutzung Einzug ins Netz erhalten. Der Grund dafür ist unter anderem, dass bis dahin noch die Vorbereitungen für das National Roaming mit O2 laufen müssen, verriet Dommermuth. Das soll nun Ende September 2023 der Fall sein. Zu den genauen Tarifkonditionen gibt es noch keine genauen Erkenntnisse. Dommermuth kündigt aber an: „Sie werden sehr attraktiv sein, so viel steht fest, aber es wird keine Preisschlacht geben.“

Der Netzausbau

Anfang 2023 meldete 1&1, dass sich derzeit 235 Standorte parallel im Bau, im Jahresverlauf solle das erste Zwischenziel von 1.000 Funkmasten erreicht werden. Zur Erinnerung: Das hätte schon 2022 geschehen sollen. „Trotz Verzögerungen in den letzten Monaten wollen wir unsere bis Ende 2030 bestehende Versorgungsverpflichtung von 50 Prozent aller Haushalte weiterhin frühzeitig erfüllen“, sagte Konzernchef Ralph Dommermuth. „Dafür werden etwa 12.600 Funkmasten und über 500 regionale Rechenzentren in Betrieb genommen.“ Im Sommer 2023 waren es noch immer nur 40 aktive Masten. Bis Ende des Jahres 2023 will man 1.207 Standorte übernommen haben. Pro Quartal 500 neue Standorte, so das Ziel.

Senden werden diese nicht alle. Denn schon jetzt hat man erneute Verspätungen angezeigt, wonach die Lieferungen vor allem im dritten und vierten Quartal erfolgen werden und eine Inbetriebnahme nicht vollständig in diesem Jahr möglich sein werde. Denn nach der Übernahme der Masten vom Masteigentümer muss 1&1 noch seine Technik installieren und die Glasfaserzuführung bauen. Ob 1&1 es somit schafft, die für Ende 2022 geforderten 1.000 Sendemasten bis Ende 2023 in Betrieb zu nehmen, ist offen. Ab 2024, so der Plan, sollen jährlich 3.000 neue Antennenstandorte bereitgestellt werden. So oder so: Bis Ende 2023 muss 1&1 seine Vermarktung als Provider und virtueller Netzbetreiber einstellen. Man darf dann nur noch die eigenen SIM-Karten für das eigene Netz (samt Roaming) vermarkten. Allerdings: 1&1 hat bei der Bundesnetzagentur beantragt, dass dieser Schritt um ein Jahr verschoben wird.

Die Netzabdeckung von 1&1

Das neue Netz wird vollständig von Rakuten aufgebaut und geplant. Es soll bis Ende 2030 in 390 Städten direkt verfügbar sein, der Rest Deutschlands wird durch National Roaming abgedeckt. 1&1 plant mit 12.000 Antennenstandorten, an denen dann in der Regel mehrere Antennen hängen. So kommt man zu diesem Zeitpunkt voraussichtlich auf etwa 36.000 Antennenelemente und kann 50 Prozent der Haushalte versorgen. Zum Vergleich: Die Telekom als vielmaliger Testsieger verfügt über 35.000 Standorte in ganz Deutschland. An den Standorten werde man ausschließlich Antennen verbauen, die 5G mit Gigabit-Datenraten liefern können. Außerdem wird jeder Sendemast auch LTE ausstrahlen. Alle Sendemasten werden direkt an das Glasfasernetz angebunden.

Der Start des FWA-Netzes erfolgte Ende 2022 an genau drei Standorten in Frankfurt am Main und Karlsruhe. Für die ersten Wochen des Jahres 2023 stellte 1&1 einen weiteren Ausbau in Aussicht. Weitere 50 bereits fertiggestellte Funkmasten in Städten wie Hamburg, Essen, Düsseldorf, Wiesbaden, Mainz, München und Freiburg sollen sukzessive in Betrieb genommen. In einem Interview mit dem Spiegel sprach 1&1-Chef Dommermuth Anfang Juli von 40 aktiven Sendern.

Die Technik

Das Netz von 1&1 ist anders aufgebaut als bei bestehenden Anbietern. Die Intelligenz des Netzes befindet sich auf Servern in 550 Rechenzentren. Die sonst übliche Technik am Standort, die in Schränken am Boden oder auf dem Dach zu finden ist, entfällt. Am Antennenmast ist nur eine Antenne zu finden. Dadurch sollen Wartung und Aussteuerung des Netzes effizienter werden. Für das Kernnetz sind vier zentrale Rechenzentren vorgesehen. Zudem lassen sich die Rechenzentren für Edge-Computing nutzen, sodass Dommermuth optimistisch ist, sehr niedrige Latenzzeiten liefern zu können. Auch Umrüstungen oder Wartungen an den Basisstationen der Antennen sind nach Angaben von 1&1 obsolet und können durch Software-Aktualisierungen durchgeführt werden.

Der 1&1-Partner Rakuten hat im April 2020 als Neueinsteiger in Japan das weltweit erste kommerzielle vollständig virtualisierte OpenRAN-Mobilfunknetz gestartet. Von dieser Erfahrung und Expertise wird 1&1 nun profitieren. Rakuten ist auch für die Gesamt-Performance des 1&1 Mobilfunknetzes verantwortlich. 1&1 wird Zugriff auf die Steuerungsplattform haben. Nach Medienberichten überweist 1&1 den Japanern in den nächsten zehn Jahren für die Arbeit als Generalunternehmer zwischen 1,9 und 2,3 Milliarden Euro.

Bestandskunden

1&1 wird Bestandskunden der 1&1 und Drillisch auf das neue Netz umstellen. Das soll über einen technischen Trick geschehen. Die wichtigste Information für die Kunden dabei: Es ist kein Austausch der SIM-Karte notwendig. Die Kunden werden über ein auf den SIM-Karten befindliches zweites SIM-Karten-Profil in das neue Netz migriert. Diese Aktivierung erfolge Over the Air (OTA). Dabei bekommen die Bestandskunden der zahlreichen Marken die notwendigen Daten per SMS geschickt. Das Handy verarbeitet diese und bucht sich dann im 1&1-Netz ein. Dort, wo dieses dann noch nicht verfügbar ist, greift das Handy dann auf das National Roaming zurück.

Der Umzug selbst soll ab Herbst 2023 beginnen – und insgesamt zwei Jahre dauern, bis alle Kunden migriert sind. 50.000 Umstellungen pro Tag seien möglich. Ende 2025 muss der letzte Kunde im neuen Netz sein. Dann endet auch das National Roaming mit Telefónica.

Bildquellen

  • 1&1 Logo auf Fahne: 1&1

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Technologie kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!