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#12 Wege gegen Liebeskummer – und was sie wirklich taugen

12 Wege gegen Liebeskummer – und was sie wirklich taugen

Berlin ist eine Stadt der Möglichkeiten – nur ist uns das mit Liebeskummer ziemlich egal. Gerade, wenn wir unglücklich sind, gibt es aber dennoch Mechanismen, über eine Trennung hinwegzukommen. Wir haben zwölf Wege gegen Liebeskummer, die wir schon irgendwann als sicheren Tipp bekommen haben von es gut meinenden Bekannten bekommen haben, mal beurteilt. Ob sie wirklich was bringen, und was vielleicht sogar die Gefahren sind. Zwölf Wege gegen Liebeskummer – und das Für und Wider.


Die Bars Berlins leer trinken

In den Bars Berlin den Liebeskummer wegtrinken? Foto: Imago Images/Westend61

Von Liebeskummer gebeutelt schlurft manch Trauernder gewöhnlich in die Bar des Vertrauens. Vorzugsweise kennt einen die Barkeeperin, die dann sogleich murmelt: „Hey, das gleiche wie immer?“ Wenigstens hier ist alles wie sonst, denkt man sich, aber die treue und bekannte Seele hinter dem Tresen schafft es trotz herrschender Barfinsternis den Unglückswurm zu entlarven. Über den Tresen gebeugt wird also geschmust, gequatscht und geweint – und vor allem gesoffen, bis das Kurzzeitgedächtnis alles vergessen hat und man sich, wenigstens kurz, nicht mehr an den eigenen Liebeskummer erinnert.

Für: Alkohol, du Freund des Menschen. Das kurze Vergessen hat noch keinem geschadet. Und wenn das eben aufgrund des Coronavirus nicht geht, kann man sich ja die Heim-Bar herrichten. Oder einen Drink zum Mitnehmen mitnehmen.
Wider: Alkohol, du als Freund getarnter Feind des Menschen. Das kurze Vergessen hat zwar noch keinem geschadet, aber das Erwachen ist mies, denn Liebeskummer und Kater vertragen sich gar nicht. Außerdem ist man manchmal in der Gesellschaft glücklicher Betrunkener noch viel einsamer und wird obendrein durch alkoholisierte Gedankenspiralen massakriert. Ziemlicher Mist.


Genießen, gönnen, schlemmen – nichts geht in Berlin leichter

Manchmal ist es einfach genug mit dem Rumliegen und Trauern. Wir haben einen kurzen Moment, wir wollen was erleben und ablenken. Gutes Essen, einfach mal was Neues für die Wohnung oder ein bisschen Kultur sind kleine Glücksmomente. Es muss ja vielleicht nicht der ehemalige Stammitaliener sein. Wann, wenn nicht jetzt, sollten wir mal neue Ecken, Läden und Restaurants erkunden?

In Berlin gibt es einige der tollsten Ausstellungen des Landes. Wir haben eine wunderbare Auswahl an Orten zum Essen und Trinken. Und wenn das eigene Wohlbefinden gerade nur neuen Sneakern oder einem schicken neuen Dekostück zu steigern ist, dann ist das eben so – in Berlin kann man ja auch wunderbar shoppen.

Für: Wir haben es uns einfach verdient.
Wider: Wer sich mit einem Menschen die Wohnung teilte, weiß, dass eine Trennung auch finanzielle Folgen hat. Umzug, mehr Miete, Internet und Netflix zahlt man plötzlich voll. Das Geld wird dann schnell knapp. Wert plötzlich in Saus und Braus und über den Möglichkeiten lebt, merkt: nach dem Liebeskummer ist vor den Schulden. Im schlimmsten Fall. Deshalb: ein bisschen Abwägung ist schon noch wichtig. Aber pure Vernunft darf auch nie siegen.


Ab nach Hause

Sich kurz fühlen, wie der Säugling der Familie, der das Leben gerade nicht ganz so gut meistert. Foto: Imago Images/Shotshop

Zuhause ist es oft am Schönsten, und im Liebeskummer sehnen wir uns plötzlich an den Ort, der idealerweise für Zufriedenheit, für die eigene Geschichte, für Menschen, die man liebt steht: das Familienzuhause. Geregelte Mahlzeiten, reaktivierte Familienroutinen wie Tatort-Gucken, Gesellschaftsspiele spielen und über die Müller-Schmidt von nebenan und ihre verkommenen Kinder herziehen beruhigen die aufgewühlte Seele. So man denn Familie hat und diese dann auch noch mag (ist ja auch nicht überall gegeben). Ansonsten eignen sich vielleicht auch alte Freund:innen, die einen immer aufs Sofa oder ins Gästezimmer lassen.

Für: Die Menschen, die einen lieben, werden auch mit einem leiden – und sind ein wichtiger Baustein beim Wieder-glücklich-werden.
Wider: Eigentlich gibt’s kein Wider. Wie gesagt: Wer auf Familie gerade nicht zugreifen kann, muss auf Freunde bauen. Und wenn der Weg zu weit ist: auch Telefonate und Video Calls helfen.


Durch Berlin bum… ähhh schlafen

Ablenkungssex (digital) gegen Liebeskummer? Foto: Imago Images/Imagebroker

Von manchen verpönt, von anderen bejubelt: Der Ablenkungssex. Sex mit Fremden ist meistens ziemlich aufregend und häufig ziemlich scheiße. Dann wird man irgendwo angegrabscht, wo man gar nicht angegrabscht werden will. Die Liebe, um die man gerade trauert, wusste sehr genau wohin mit den eigenen Händen – und so schleicht sich der Liebeskummer in den Liebesakt, der keiner ist. Natürlich kann’s auch anders sein, ein herrlicher Orgasmus gepaart mit dem Gefühl begehrt zu werden, während das Gedankenwirrwarr des eigenen Kopfes kurzzeitig Platz für die angenehme Momenthaftigkeit macht und man zufrieden und mit geröteten Wangen nachhause stapft. All das geht zwar gerade nicht, aber zum Glück gibt’s das Sexting.

Für: Auf der Suche nach neuer Zärtlichkeit und Orgasmen tut Ablenkungssex manchmal Wunder. Vielleicht auch seine digitale Variante. Und vielleicht wird sich dann ja neu verliebt und das ganz ohne Sex.
Wider: Vermutlich ist kein Sexualorgan (erst recht kein virtuelles) so groß, als dass es das löchrige Herz der Trauernden füllen könnte. Und dann haben wir ja auch immer noch ein Pandemie-Problem.


Sich mit Arbeit überhäufen

Ist der Liebeskummer unter Arbeit begraben nur noch halb so schlimm? Foto: Imago Images/allOver-MEV

Minus mal Minus ergibt Plus, besagt die mathematische Faustregel zur Multiplikation. Übertragen aufs Leben könnte man meinen, dass der negative Liebeskummer mit massenweise Arbeit multipliziert die Summe eines irgendwie gearteten Positiven ergibt. Wenn das Herz schon nicht mehr für die Liebe brennen darf, dann wenigstens für die Arbeit, in die man sich verkriecht. Alltagsroutiniert nimmt man also den Weg zur Arbeit auf sich und gibt sich so lange den Überstunden hin, bis die Müdigkeit den Herzschmerz übertüncht.

Für: Arbei ist eine bessere Ablenkung als Sex oder Alkohol. Vielleicht arbeitet man an Dingen, für die man tatsächlich brennt. Emsig arbeitend wird Geld für Zeiten gespart, zu denen man es ausgeben will. Wenn die Arbeit durch Corona ins Homeoffice verlagert wurde, lässt sich dort genauso effizient sein. Und das mit Liebeskummer verbundene Zuhause kann mit Arbeit überschrieben werden.
Wider: Arbeit als Ablenkung ist lausig und heilt die wenigstens Herzen. Liebeskummer und Burnout sind schlimmer als nur Liebeskummer. Vielleicht lieber Selfcare?


Liebenden Beine stellen oder anderweitig fies sein

Schadenfreude als schönste Freude und Heilung gegen Liebeskummer? Foto: Imago Images/epd

In Zeiten des Liebeskummers dreht sich alles um einen selbst – das eigene Leid ist das Allerschlimmste. Da Schadenfreude bekanntlich die schönste aller Freuden ist, hilft sie mitunter, um den Liebeskummer kurzzeitig unter ihr zu begraben. Falls es also noch den Schlüssel zur Wohnung des/der Ex gibt, unbedingt à la Amélie Poulain die Zahnpasta durch Schuhcreme austauschen oder viele, auf alle möglichen Uhrzeiten zwischen Nacht und Nebel gestellten Wecker in der Wohnung verstecken.

Alternativ können natürlich andere Liebende die Leidtragenden des eigenen, auf Schadenfreude gemünzten Liebeskummers sein. Einfach ein bisschen aufs Tempelhofer Feld setzen und die verschiedenen Leute beobachten. Irgendwann wird sich schon einer der Skater lang machen. Ein bisschen Kichern sei erlaubt.

Für: Fies und schadenfroh lebt es sich in Zeiten der schwachen und kaputten Herzen besser. Rache ist Blutwurst und Blutwurst ist toll – egal wen sie trifft.
Wider: Um neben dem Gefühl alles verzehrenden Liebeskummers nicht auch noch an Selbsthass zugrunde zu gehen und auch in der Zukunft noch in den Spiegel blicken zu können – lieber nicht.


So tun, als würde es einem richtig gut gehen

Fake it till you make it – Adieu Liebeskummer. Foto: Imago Images/Xinhua

Nach dem Motto „Fake it till you make it“ lässt es sich schon viel besser mit dem Liebeskummer leben. Zum Glück gibt’s Social Media, sodass einfach in die Welt geschrien werden kann, wie toll es einem geht. Aufgebrezelt abgelichtet kann man so tun, als bekäme man gleich Besuch von supercoolen Partygästen. Alternativ ließe sich ein Sixpack auf den von Frustschokolade schwabbelig gewordenen Bauch retuschieren und medial verbreiten. Oder man posiert mit dem sexy Nachbarn vor seiner Karibiktapete und tut so, als hätte man sowohl die neue Liebe, als auch den letzten Flieger ins Paradies gefunden. #lifeisawesome.

Für: Die menschliche Psyche lässt sich erfolgreich manipulieren. Auf zu glücklichen Ufern, bis sie wahr werden. Klappt auch toll zu Corona-Zeiten, Social Media ist immun.
Wider: Möglicherweise fehlen Kraft und Muße. Außerdem steht die Selbstachtung im Weg. Schlafen tun wir am Ende auch nicht besser, weil der:die Ex glaubt, dass man in Griechenland rumhängt, man aber eben doch in Neukölln in seine Bettdecke flennt.


Sport, Sport, Sport

Besondere Sportkurse in Berlin ausprobieren um neue Menschen und neue Sportarten kennenzulernen: Spikeball wirkt komplexer, als es eigentlich ist. Foto: Imago/Pius Koller

Sport ist Mord am Liebeskummer. Das große Erfolgserlebnis, wenn die pfeifenden Lungen nach einigen Tagen des Joggens ein bisschen stärker geworden sind und man es immer mal wieder von der vollgeheulten Couch nach draußen geschafft hat. Hinzu kommt ein wachsendes Selbstwertgefühl, da allerhand Glücksgefühle ausgeschüttet werden oder die kummerverseuchten Gedanken kurzzeitig vertrieben werden – immer gut bei Liebeskummer. Außerdem gibt’s allen möglichen Kampfsport, der dabei hilft die Wut und Trauer unter Boxschlägen und Fußtritten zu begraben und sich anschließend vielleicht etwas befreiter zu fühlen. Sportübungen fürs Zuhause findet ihr hier. Oder ihr habt Lust auf ganz neue Welten und neue Leute, dann sind vielleicht die besonderen Sportkurse in Berlin eine gute Sache?

Für: Sport tut einfach gut.
Wider: Eigentlich spricht nicht viel dagegen, sich jetzt in Schwung zu setzen. Neue Routinen lassen sich jetzt besser als je zuvor aufbauen. Und wenn wir uns wohl fühlen in unserem Körper, flirtet es sich auch demnächst angenehmer, wenn wir wieder so weit sind.


Kaffeeklatsch & Filmmarathon

Es gibt sie, die Freund:innen und Filme, die einem das Gefühl geben, die Tasse des Lebens sei halbvoll. Foto: Imago Images/Panthermedia

Während man zuerst mürrisch und trauernd inmitten lieber Freund:innen hockt, tut die bloße Anwesenheit derer irgendwann dann doch sehr gut. Außerdem kann man sich die Seele freiquatschen und vom Erzählen traurig geworden immer mal wieder hemmungslos schluchzen. Reden hilft außerdem!

Sollte selbst der aufheiternde Klatsch und Tratsch samt Zimtrollen und XXL-Eisbecher nicht helfen, gibt es immer noch Hugh-Grant-Filme, die gemeinsam geschaut werden können. Und dass Hugh, in den immergleichen Rollen des Trottelig-Putzigen, die Liebe am Ende doch immer findet, ist ein großer Lichtblick für das eigene Leid. Love actually is all around!

Für: Ein Pulk aufheiternder Freund:innen ist natürlich das Allerschönste, aber eine ausgewählte Person eines anderen Haushalts tut es auch, um den eigenen Liebeskummer etwas zu lindern.
Wider: Gegen die Aufheiterung mithilfe von lieben Menschen spricht wirklich nichts. Allerdings besteht auch die Gefahr, sich so sehr abzulenken, dass man das Problem nur verschleppt. Ab und an ist ein bisschen Kummer auch okay, aber: das muss man selbst wissen.


Sich im Elend suhlen

Sich dem Liebeskummer hinzugeben und ihn hemmungslos herauszuschluchzen, kann bei dessen Bekämpfung besonders gut tun. Foto: Imago Images/Eckard Stengel

Dass der Liebeskummer immer einen direkten Ausweg oder eine spannende Ablenkung braucht, um verdaut zu werden, ist Quatsch. Manchmal hilft es auch, sich mit aller Hingabe im eigenen Leid zu suhlen und den Herzschmerz weinend, jammernd und wimmernd zu konfrontieren. Verarbeitung statt Verdrängung – wobei intensives Trauern und Rotzen ein guter erster Schritt ist. Und wenn man sich im Supermarkt vor einem Tempo-Regal wiederfindet, kann sogar heimlich in den eigenen Mund-Nasen-Schutz geheult werden, ohne dass es jemand mitbekommt.

Für: Tränen Marsch! Suhlen, Jammern und Schluchzen gehören zum Liebeskummer.
Wider: Hand aufs Herz. Das Suhlen zum Herzschmerz muss sein, aber irgendwann reicht es. Vor allem ist man ja eh schon die ganze Zeit zuhause.


Das eigene Leben umkrempeln

Auf und davon. Umzug in eine neue Stadt, Pianist:in werden oder sich eine Dauerwelle verpassen lassen. Foto: Imago Images/Westend61

Tapetenwechsel, Dauerwelle, ein Musikinstrument oder eine Sprache lernen. Neue Interessen zu entwickeln, Hobbys zu finden und mit gewohnten Trauer-Routinen zu brechen, ist ein super Ausweg aus den Qualen des Liebeskummers. Selbst kleine Veränderungen können helfen, um ein „neues“ Leben zu beginnen, in dem der Herzschmerz keinen Platz finden soll.

Vielleicht schafft man es in diesem Prozess sogar, wieder mal von sich selbst begeistert zu sein, indem einem aus dem neuen Spiegelbild eine totschicke Frisur entgegenlächelt, man neue Kontakte in Projekten knüpft, die wichtiger sind als der eigene Liebeskummer, oder der große Schritt eines Umzugs gewagt wird, um alle in den Wänden hängende Traurigkeit in plastischer Gewissheit verschwinden zu sehen.

Für: Der sagenumwobene Neuanfang mit all seinen großen Lichtblicken und kleinen Verheißungen ist ein wunderbares Rezept gegen Liebeskummer.
Wider: Kleine Veränderungen tun der Seele sicherlich gut. Große Entscheidungen, wie Umziehen oder Auswandern, sollten jedoch keine vorschnellen Fluchtmechanismen sein – gebt euch Zeit. Auch am anderen Ende der Welt kann der Liebeskummer einen einholen. Einen besseren Zeitpunkt, das das eigene Leben mal grundsätzlich zu hinterfragen, gibt es aber wirklich nicht.


Zuversicht! Zeit heilt (fast) alle Wunden

Auch die besonders gebrochenen Herzen heilen irgendwann. Foto: Imago Images/Paul von Stroheim

Wer Liebeskummer hat, steckt meistens im Präsens fest. Im grauen, traurigen Jetzt. Dass Zeit alle Wunden heilt, will also kaum ein Trauernder hören, der die rosige Zukunft einfach nicht sieht. Die Chronologie durch die verschieden qualvollen Stadien des Liebeskummers zeigt jedoch: Am Ende steht die Heilung. Was sich lieben soll, kommt doch wieder zusammen, alleine lebt es sich viel toller, neue Liebe wurde gefunden, Freundschaft ist die bessere Liebe oder, oder. Egal welchen Ausgang der Liebeskummer finden wird, nach einiger Zeit ist er erträglich geworden und nach weiterer Zeit vergessen.

Für: Wir schließen mit einem positiven, alleinstehenden „Für“. Schritt für Schritt und Tag für Tag ist das Ende am Beginn des Liebeskummers zwar noch in weiter Ferne – aber es kommt! Selbst in Corona-Zeiten.


Mehr zum Thema

Auch eine Ablenkung: Tanzen! Immer Neues zu Clubs und Clubkultur findet ihr hier. Wem es verständlicherweise an Optimismus fehlt, sollte einen Blick in die Tipps zum Umgang mit Einsamkeit werfen. Einiges davon lässt sich ebenfalls großartig auf die Bekämpfung von Liebeskummer anwenden!

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