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#180 graue Grabsteine

180 graue Grabsteine

Sie ertranken im Mittelmeer und am Atlantik. Doch ihre letzte Ruhe fanden die deutschen Soldaten im Herzen Spaniens. Einsam liegt der einzige deutsche Soldatenfriedhof in dem Land unterhalb des mittelalterlichen Klosters von Yuste. Dort starb 1558 Karl V. – der Kaiser, in dessen Reich „die Sonne nie un­terging“. An diesem Donnerstag er­wartet sein Nachfolger auf dem spanischen Thron, Felipe VI., Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). In der Extremadura, gut 200 Kilometer von Madrid entfernt, zeichnet Felipe VI. sie mit dem Europapreis „Karl V.“ für ihr europäisches Engagement aus.

Die schmale Straße zum Kloster hinauf ist von Eichenbäumen ge­säumt. Unscheinbar liegt auf der rechten Seite hinter einer Mauer aus grob behauenen Steinen der Eingang des „Cementerio Militar Alemán“. Die Bundeskanzlerin wird am Donnerstag keine Zeit für einen Ab­stecher zu den 180 Grabsteinen aus grauem Granit haben. José Violat Bordonnau schaut dagegen mindestens einmal im Jahr vorbei – und das schon lange. „Ich komme auf jeden Fall zum Volkstrauertag“, sagt er.

Der Polizeikommissar aus Cáceres weiß so viel über die deutschen Männer, die auf dem Friedhof liegen, wie wenig andere: Seit mehr als 15 Jahren erforscht er das Schicksal der Soldaten aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Bald erscheint die aktualisierte Ausgabe des Buchs, das der 56 Jahre alte Polizist über den Friedhof geschrieben hat. In diesem Frühjahr zeichnete der deutsche Botschafter ihn mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande aus.

Die Identität von acht Toten ist unbekannt

Spanien hatte sich in beiden Weltkriegen für neutral erklärt. Die meisten Leichname wurden an die Küsten des Landes geschwemmt, nachdem ihre Boote gesunken oder ihre Flugzeuge abgestürzt waren. Bei zwei Dutzend Namen steht zusätzlich „i.m.“ (in memoriam): Sie erinnern an die Toten, deren Überreste nicht mehr geborgen werden konnten. Acht tragen die Aufschrift: „Ein Un­bekannter Deutscher Soldat“. Von den meisten Soldaten weiß man aber eine Menge, fast alle gehörten der Luftwaffe und der Marine an. Jahrelang hatte eine Mitarbeiterin der deutschen Botschaft in Madrid in ganz Spanien nach Orten gesucht, an denen Überreste der Soldaten zu finden waren. Aus mehr als 50 Orten wurden diese schließlich auf den Friedhof in der Nähe der Gemeinde Cuacos de Yuste gebracht. Er wurde 1983 fertiggestellt, der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge be­treut ihn.

Bordonnau sagt: „Für die Deutschen ist es ein passender Ort in der Nähe von Karl V., dessen Reich sich bis ins spätere Deutschland erstreckte.“ Ihn selbst führte sein Interesse am deutschen U-Boot-Krieg auf den Friedhof. So gehörten 38 der bestatteten Gefallenen zur Besatzung der U77, das britische Bomber am 29. März 1943 im Mittelmeer versenkten. Der Obermaschinisten-Maat Karl Schukalla wiederum kam schon 1918 ums Leben. Die U39, auf der er fuhr, wurde bei einem Angriff schwer beschädigt. Sie galt im Ersten Weltkrieg als eines der erfolgreichsten U-Boote der deutschen Kriegsmarine und versenkte 151 Handelsschiffe.

Insgesamt 26 Tote aus dem Ersten Weltkrieg ruhen auf dem Friedhof. Dazu zahlreiche Flugzeugbesatzungen aus dem Zweiten Weltkrieg – aber keine Angehörigen der deutschen Legion Condor, die an der Seite Francos im Spanischen Bürgerkrieg (1936–1939) kämpfte und die baskische Stadt Guernica bombardierte. Vor zwei Jahren war der Friedhof trotzdem geschändet worden. Unbekannte hatten Grabsteine umgeworfen und Parolen wie „Keine Ehrungen für Nazis“ angebracht. Das war aber eine Ausnahme. Spanier, die das Kloster besuchen, schauen gerne vorbei. José Violat Bordonnau gefällt der Friedhof so gut, dass er eines Tages dort beerdigt werden dürfte.

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