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#Die Nähe zählt

Die Nähe zählt

Die Züricher nennen es „das Bellevue“, die beiden zusammenhängenden zentralen Plätze ihrer Metropole zwischen Opernhaus und Zürichsee. Und dieser Name ist Programm für Feste aller Art, die auf Bellevueplatz und Sechseläutenplatz vis-à-vis der Seepromenade gefeiert werden können. Von Zirkuszelt bis Riesenrad ward schon alles gesehen, was Menschen locken kann. Warum also nicht auch der Leichtathletik einmal eine große Bühne geben? Zumal sie alljährlich zu einem ihrer größten Events in der Stadt weilt: dem Finale der Diamond League im Stadion Letzigrund, ganz unbescheiden als „Weltklasse Zürich“ in den Sprachgebrauch eingegangen.

Und so wurde eine perfekte Bühne nach Schweizer Art errichtet: Für Hoch- und Weitspringerinnen, Kugelstoßer, aber sogar 5000-Meter-Läufer. Es ist ja seit einigen Jahren durchaus üblich, einzelne Disziplinen auszulagern in die Innenstädte. Auch Zürich hatte es schon gewagt, mit Stabhochspringern in der Bahnhofshalle. Doch dass eine Rundbahn für Langstreckler aufgebaut wurde, das war ebenso neu wie ambitioniert.

„Unser Sport muss dank Innovationen überleben“, hatte Sebastian Coe, Präsident des Weltverbandes World Athletics (WA), zum Auftakt der Veranstaltung verkündet. Und schien sehr zufrieden mit dem „kleinen Letzigrund“ am See, ursprünglich für 10 000 Zuschauer gedacht, wegen der Pandemie-Bestimmungen aber letztlich nur für 2500 zugelassen. Doch die konnten gut sehen. Sieben Disziplinen in zwei Stunden ließen mehr Zeit zum Genießen als die übrigen 25 Wettbewerbe in dichter Folge binnen vier Stunden am darauffolgenden Abend im Stadion.

Das Bellevue: Bühne für die Leichtathleten am Sechseläutenplatz


Das Bellevue: Bühne für die Leichtathleten am Sechseläutenplatz
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Bild: dpa

Am Utoquai, der Hauptverkehrsader am See, die den Sechseläutenplatz passiert, rollten die Autos im Schritttempo durch den abendlichen Verkehr, während die Athleten auf der eigens verlegten Bahn kaum langsamer unterwegs waren: Berihu Aregawi aus Äthiopien brauchte 12:58,65 Minuten für seinen Sieg über 5000 Meter. Eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 23,1 Kilometern pro Stunde. Dafür umkurvte er 8,8 Mal den Platz vor dem Opernhaus. Üblicherweise sind die 5000 Meter auf zwölfeinhalb Stadion-Runden à exakt 400 Metern zu absolvieren.

Der Schweizer Kurs maß dagegen genau 563 Meter, als die Kunststoffbahn fertig ausgelegt war, was den örtlichen Begebenheiten geschuldet war. Und dann musste die Bahn auch noch mit angeschrägten Kurven versehen werden, damit die Läufer in den engen Radien über die Runden kommen konnten. Etwaige Rekorde wären deshalb nicht anerkannt worden, doch darum ging es auch nicht. Der Kontakt mit dem Publikum hätte wohl kaum enger sein können. Das zählte.

Nur um Armlängen entfernt: Berihu Aregawi führt das 5000-Meter-Feld nah am Publikum vorbei


Nur um Armlängen entfernt: Berihu Aregawi führt das 5000-Meter-Feld nah am Publikum vorbei
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Bild: dpa

Diese Nähe spornte offenbar auch die besten Hochspringerinnen an, die am Mittwoch einen olympia-würdigen Wettkampf boten und sogar noch höher flogen als in Tokio. Die als neu­trale Athletin startende Mariya Lasitskene steigerte sich zum Saisonabschluss um einen Zentimeter zur Weltjahresbestleistung: 2,05 Meter. Zwei Zentimeter Unterschied gaben den Ausschlag zu 30 000 Dollar Siegprämie für die russische Olympiasiegerin und gegen die Ukrainerin Jaroslawa Mahutschich (2,03).

Nicht mehr ins Fliegen kam dagegen Weitsprung-Olympiasiegerin Malaika Mihambo, die sich nach einem für sie enttäuschenden Wettbewerb und mageren 6,56 Metern mit Rang fünf unter sechs Teilnehmerinnen begnügen musste. Ebenfalls Vorletzte wurde ein Abend später am Originalschauplatz im Letzigrund Gesa Krause, die über 3000 Meter Hindernis nach 9:32,69 Minuten mit 25 Sekunden Rückstand als Neunte von zehn ins Ziel kam und bekannte: „Die Luft ist langsam raus. Man stößt irgendwann an seine Grenzen.“

In den Sand gesetzt: Für Malaika Mihambo wird es nichts mit dem Sieg in der Diamond League


In den Sand gesetzt: Für Malaika Mihambo wird es nichts mit dem Sieg in der Diamond League
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Bild: dpa

Seine Grenzen nicht wie erhofft verschoben hatte in dieser Saison Speerwerfer Johannes Vetter. Nachdem er im vergangenen Jahr mit 97,76 Metern die zweitbeste jemals erzielte Weite geworfen hatte, träumte er vom ersten Einhundert-Meter-Hieb. Daraus wurde nichts. In Zürich gewann er mit 89,11 Metern ebenso die Diamond League wie Disziplin-Kollegin Christin Hussong (65,26 Meter) bei den Frauen und hat sich somit einen perfekten „Cliffhänger“ fürs kommende Jahr geschaffen.

Mit dem Sieg bei der Diamond-League ist die Startberechtigung für die Leichtathletik-WM 2022 in Eugene verbunden, was gute Aussichten aufs kommende Jahr wirft, in dem Vetter nichts weniger als EM-Titel und WM-Sieg anpeilt. Beides erscheint zumindest realistischer als ein Speerwurf-Wettbewerb am Bellevue.

Zeigt im Letzigrund noch einmal seine Klasse: Speerwerfer Johannes Vetter


Zeigt im Letzigrund noch einmal seine Klasse: Speerwerfer Johannes Vetter
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Bild: dpa

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