30 Jahre nach Christos Verhüllung: Reichstag wird illuminiert

30 Jahre, nachdem der Reichstag verhüllt wurde, wird er so tun, als ob er verhüllt wäre: Mit einer Animation wird im Juni an die legendäre Kunstaktion von Christo und Jeanne-Claude erinnert. Neun Abende lang sollen Projektoren die Illusion erzeugen, die Westfassade sei noch einmal in silbrig glänzenden Stoff gehüllt. Die Idee zu dem Jubiläums-Projekt hatte der Unternehmer Roland Specker, ein zentraler Wegbereiter des „Wrapped Reichstag“ von 1995. Denen, die damals dabei waren, solle es ein „Wiedersehen“ ermöglichen, allen anderen einen Eindruck geben, „wie phänomenal die Kunst von Christo und Jeanne-Claude“ war, sagte er am Dienstag.

Specker hatte Mitte der Achtzigerjahre seine Firma verkauft, um sich ganz der Umsetzung der bis zuletzt umstrittenen Aktion zu widmen. Das Land teilte sich in Befürworter und in Kritiker, die befürchteten, ein historisch belastetes, aber doch ehrwürdiges Gebäude – der Bundestag zog erst 1999 ein – müsse für ein Spektakel herhalten. Specker erinnerte daran, dass der damalige Kanzler Helmut Kohl die entscheidende Abstimmung der Abgeordneten zu einer namentlichen machen ließ, in der Hoffnung, dass die Mitglieder von CDU/CSU nicht wagen würden, für die Verhüllung zu stimmen. Es kam anders. Von Ende Juni 1995 an bezauberten das zu einem schimmernden Klotz verfremdete Gebäude und die heiter-entspannte Stimmung rundherum zwei Wochen lang die Stadt und die Welt.

Die geplante Illumination basiert auf Bildern der historischen Reichstagsverhüllung. Sie werde dank komplexer Technik einen Eindruck von Plastizität hervorrufen, sagte der frühere Konzertveranstalter und Mitorganisator Peter Schwenkow, und qualitativ hinter sich lassen, was man von anderen Lichtshows kenne. Es gebe auch keine Musik, sondern nur Stille, um den “Spirit“ von einst zurückzuholen. Angestrahlt wird die Hauptfassade des Hauses vom 8. bis 20. Juni jeweils ab 21.30 Uhr.