Nachrichten

#Roms weiß-blaue Kindheitsträume

Roms weiß-blaue Kindheitsträume

In Rom sind viele überzeugt, dass es besonderes Unglück bringt, zu weit in die Zukunft zu blicken. Das Training von Lazio Rom am Mittwochvormittag ist dennoch einen flüchtigen Gedanken wert. Am Tag nach großen Siegen versammelt sich die Fangemeinde des Serie-A-Vereins am hermetisch abgeriegelten Trainingszentrum in Formello vor den Toren der Stadt.

Miroslav Klose kennt diese Zeremonien, dem ehemaligen Lazio-Stürmer (2011 bis 2016) und heutigen Assistenten von Bayern-Trainer Hansi Flick wurden von den Lazio-Tifosi Hymnen gewidmet, wenn er mal wieder entscheidende Tore im Lokalderby gegen den AS Rom erzielt hatte. Nicht auszudenken, was am Mittwochmorgen nach dem Spiel gegen den FC Bayern in Formello los sein könnte (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Champions League und bei Sky), allen Versammlungsbeschränkungen wegen Corona zum Trotz.

Saisonhöhepunkt der Römer

Das Hinspiel im Achtelfinale der Champions League an diesem Dienstag gegen den Titelverteidiger und Weltpokalsieger ist für den hellblauen Teil der fußballbegeisterten Römer der Saisonhöhepunkt. Die Rede ist sogar vom Traum einer ganzen Generation und dem bisherigen „Highlight in der Ära Lotito“. Claudio Lotito ist der umstrittene Reinigungsunternehmer und Funktionär, der den Hauptstadtklub nach dem Beinahekonkurs seit 2004 führt und erwirkte, dass die enormen Vereinsschulden 23 Jahre lang gestundet werden.

„Ich habe diese Mannschaft bei ihrer Beerdigung übernommen und sie ins irreversible Koma gebracht“, sagte Lotito damals. Er hoffe auf die Wiederbelebung. Niemand will behaupten, der Tabellenfünfte der Serie A habe die vergangenen Jahre wie im Koma gespielt, ganz im Gegenteil. Doch so lebendig wie jetzt fühlte man sich bei Lazio Rom selten.

Zu ihrer „Verabredung mit der Geschichte“ treffen sich die aufgeregten Lazio-Tifosi, die den Bayern-Assistenztrainer Klose immer noch tief verehren, am Dienstag vor dem Spiel erst einmal an der schmuddeligen Eni-Tankstelle in Formello. An diesem Ort fossiler Energieübertragung will der Anhang die Mannschaft von Trainer Simone Inzaghi bei ihrer Fahrt ins menschenleere römische Stadio Olimpico aufputschen, notwendig dazu sei „die Unterstützung eines jeden Laziale, vom kleinsten bis zum größten, Männer, Frauen, Alte, Kinder“, wie es im Fan-Kommuniqué heißt.

„Glukose des Enthusiasmus“

Es ist 20 Jahre her, dass die Römer in der Champions League die Gruppenphase überstanden. Die Aufregung angesichts dieser einmaligen Gelegenheit hat sich auch auf die Hauptstadt-presse übertragen. „La Repubblica“ phantasierte über die „Glukose des Enthusiasmus“, ein Lazio-Sieg an diesem Dienstagabend wäre „wie das Sahnehäubchen auf einer jahrelang vorbereiteten Torte“.

F+ FAZ.NET komplett

Vertrauen Sie auf unsere fundierte Corona-Berichterstattung und sichern Sie sich 30 Tage freien Zugriff auf FAZ.NET.

JETZT F+ KOSTENLOS SICHERN


Das mit der jahrelangen Vorbereitung Lazios auf das Spiel am Dienstag stimmt in gewisser Weise. Denn der frühere Bundesligaprofi und Lazio-Sportdirektor Igli Tare hat den Hauptstadtverein systematisch und mit vergleichsweise wenig Geld auf Tuchfühlung mit den Spitzenklubs der Serie A gebracht. Der einst bei Borussia Dortmund gescheiterte Stürmer Ciro Immobile ist das beste Beispiel für die gezielten Transfers des Albaners. Immobile spielt das fünfte Jahr erfolgreich in Rom und hat schon 19 Saisontreffer erzielt.

Dem Lazio-Anhang ist die kleine Krise des Weltpokalsiegers FC Bayern selbstverständlich nicht entgangen, zumal Idol Klose sie im Interview mit der „Gazzetta dello Sport“ ausdrücklich bestätigte. „Derzeit sind wir nicht besonders frisch, außerdem studieren uns die Gegner und überlisten uns mit hohen Bällen in den Rücken der Abwehr“, sagte der 42-Jährige. Zwei Lazio-Spieler sind für diese gefährlichen Pässe besonders prädestiniert, es handelt sich um den spanischen Spielmacher Luis Alberto sowie um den Serben Sergej Milinkovic-Savic.

Lazios „Juwel“

Zusammen mit dem erfahrenen Brasilianer Lucas Leiva bilden Alberto und der 25-jährige Milinkovic-Savic im Mittelfeld das Lazio-Prunkstück. Trainer Inzaghi lässt ein 3-5-2-System spielen, in dem alles um die Bewegungen der drei zentralen Spieler kreist. Leiva bildet den Filter und Ballverteiler vor der Abwehr, der hochtalentierte Milinkovic-Savic stellte sich zuletzt immer mehr mit Defensivarbeiten in den Dienst der Kollegen.

Glänzen darf deshalb vor allem der 28 Jahre alte Alberto, der auch am Wochenende in der Serie A das Tor des Tages beim 1:0-Sieg über Sampdoria Genua erzielte, ein „Juwel“ laut der „Gazzetta dello Sport“. Alberto trägt den Beinamen „il mago“, der Magier, seine Auftritte strotzten zuletzt vor unwiderstehlicher Lässigkeit und einem nur wenigen vorbehaltenen Ballgefühl.

In Rom spricht man von einem „Mentalitätssprung“ der Mannschaft, die nun reif sei für Aufgaben wie diese. „Es ist die Nacht, auf die sie seit ihrer Kindheit gewartet haben“, schrieb der „Corriere della Sera“ über die Vorfreude der Lazio-Spieler. Luis Alberto bestätigte: „Es geht vor allem darum, Spaß zu haben, denn das hier ist ein Kindheitstraum.“ Der Bayern-Ko-Trainer sah sich qua neuem Amt gezwungen, die römische Vorfreude zu dämpfen. „Lazio ist gefährlich“, sagte Miroslav Klose, „aber halten wir fest: Wenn wir konzentriert zu Werke gehen, dann wird der Unterschied zwischen Bayern und Lazio deutlich sichtbar sein.“

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!