#Die besten Pressefotos des Jahres
„Die besten Pressefotos des Jahres“
Eine Krankenschwester nimmt eine ältere Frau in den Arm. Beide haben die Augen geschlossen. Die eine trägt einen Mundschutz, die andere nicht. Eine Plastikplane mit gelbem Rand umhüllt die Arme der Krankenschwester. Sie heißt Adriana Silva da Costa Souza. Ihr Schützling ist fünfundachtzig Jahre alt und heißt Rosa Luzia Lunardi. Die herzliche Szene führt uns nach São Paulo, genauer: in das Pflegeheim Viva Bem. In Brasilien mussten alle Pflegeeinrichtungen im August 2020 wegen der Pandemie schließen. Keine Besuche. Körperkontakt auf Sparflamme. Die Aufnahme zeigt Rosa Luzia Lunardis erste Umarmung seit fünf Monaten.
Für den 1979 geborenen Dänen Mads Nissen, von dem das Bild stammt, hat Fotografie immer mit Empathie zu tun. So dreht sich seine Arbeit oft um Menschenrechte, soziale Ungleichheit und die Schäden, die wir der Natur zufügen. Zu seinen Auftraggebern gehören unter anderem „Time“, „Newsweek“, „CNN“, „Stern“ und der „Spiegel“. Nissen wurde übrigens schon zum zweiten Mal mit dem World Press Photo of the Year ausgezeichnet.
Die beste Bildreportage „Habibi“ von Antonio Faccilongo führt in einen alten Konflikt: Knapp 4200 Palästinenser sind in israelischen Gefängnissen inhaftiert. Einige von ihnen wurden zu mehr als zwanzig Jahren verurteilt. Wer einen von ihnen besuchen möchte, muss gewaltige Hürden überwinden, etwa spezielle Regularien und Einschränkungen. Körperkontakt ist verboten, es sei denn ein Kind, das jünger ist als zehn Jahre, besucht seinen Vater. „Habibi“, frei übersetzt: „Mein Geliebter“, beschäftigt sich mit Liebes- und Familiengeschichten, die unter einer der kompliziertesten Auseinandersetzungen der jüngeren Geschichte leiden.
Der Gewinner in der Kategorie „Contemporary Issues – Einzelbild“ heißt „Yemen: Hunger, Another War Wound“. Zu sehen ist Fatima, Mutter von neun Kindern, die mit ihrem Sohn in einem Boot sitzt und ein Fangnetz strafft. Ihre Rechte ist in der Bewegung eingefroren, fast scheint es, als stehe die Zeit still. Dunkle Wolken am Himmel, das Wasser trüb. Fatimas jemenitisches Dorf wurde bei einem bewaffneten Konflikt zerstört, also verkaufte sie Fisch, um sich jenes Boot leisten zu können, das nun das Rückgrat ihrer Arbeit bildet.
Mit dem zweiten Preis der Kategorie „Contemporary Issues – Serie“ wurde Maya Alleruzzos Reportage „Islamic State’s Yazidi Survivors“ ausgezeichnet. Seit dem August des Jahres 2014 werden Jesiden von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) als sogenannte „Ungläubige“ verfolgt und ermordet. In den vergangenen Jahren berichteten Medien immer wieder von jesidischen Frauen und Kindern, die als Sklaven gehandelt wurden. Im Mai 2020 meldete Associated Press, dass rund 3500 Sklaven befreit werden konnten; etwa 2900 Jesiden bleiben weiterhin vermisst. Das Ziel des IS ist die Auslöschung der ethnisch-religiösen Minderheit, die etwa eine Million Angehörige zählt.
„Cross-Border Love“ heißt die Serie des Fotografen Roland Schmid, für die er den zweiten Preis der Kategorie „General News – Serie“ bekam. Aufgrund der Corona-Krise hat die Schweiz ihre Grenzen zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg geschlossen, vom 16. März bis 15. Juni. Improvisierte Barrieren sind in diesen drei Monaten zu Treffpunkten geworden – vor allem für Menschen, die aus ihrer vormals grenzenlosen Liebe nun eine grenzüberschreitende Liebe machen mussten.
Laurence Geai hat mit ihrer Kamera die Pandemie in Frankreich begleitet und für das Ergebnis den dritten Preis der Kategorie „General News – Serie“ erhalten.
Ignat wurde während der Schulzeit wegen seiner Geschlechtsidentität gemobbt. Als Transgenderman hatte er es in Russland besonders schwer, da nicht-binäre Menschen dort massiver Stigmatisierung ausgesetzt sind. Eine 2020 vorgenommene Gesetzesergänzung legt fest, die Ehe sei eine Verbindung von Mann und Frau, Ausnahmen ausgeschlossen. Zwar können Transpersonen in Russland heiraten, das aber nur unter erschwerten Bedingungen.
„The Ameriguns“ heißt Gabriele Galimbertis Serie, in der Amerikaner Einblick in ihre Waffenlager gewähren. In den Vereinigten Staaten leben 328 Millionen Menschen, die insgesamt 393 Millionen Waffen besitzen. Die Reportage erschien in „National Geographic“ und hat in der Kategorie „Porträt – Serie“ gewonnen.
Unter dem Titel „Port Explosion in Beirut“ hat Lorenzo Tugnoli eine Reportage mit Fotos zusammengestellt, die die Hauptstadt des Libanon nach der Detonation am Abend des 4. August zeigen.
Nachdem der Afroamerikaner George Floyd am 25. Mai 2020 durch eine gewaltsame Festnahme in Minneapolis ums Leben kam, brach ein Proteststurm im ganzen Land los. John Minchillo, der für Associated Press arbeitet, war dabei und wurde für seine Bilder mit dem dritten Preis der Kategorie „Spot News – Serie“ ausgezeichnet.
Eine Rothschildgiraffe wird in einer eigens angefertigten Barge aus einem überschwemmten Gebiet in Kenia in Sicherheit gebracht. Das Bild hat die Jury überzeugt: Erster Preis der Kategorie „Natur – Einzelbild“.
Das beste Sport-Einzelbild trägt den Titel „Home Training“, fotografiert hat es Stephen McCarthy.
Die Corona-Krise ist unter Wasser angekommen: Ein neugieriger kalifornischer Seelöwe fischt in trüben Gewässern vor Monterey und findet dennoch eine FFP-2-Maske, die er auch sofort untersucht.
Alle Gewinner des World Press Photo Awards finden Sie hier.
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