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#Wen die Inflation besonders hart trifft

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Wen die Inflation besonders hart trifft

Als Herr B. das erste Mal auf sich allein gestellt im Penny stand, hatte er ein Pro­blem. Er suchte die Kondensmilch. Das Regal entdeckte er irgendwann, darin fand er aber auch zu viel von allem. Da war die Bärenmarke, 8 Prozent Fett, 0,85 Cent. Die Kondensmilch der Eigenmarke. 4 Prozent Fett, 0,53 Cent. Dann noch Kaffeeweißer, Kaffeesahne, manches ultrahocherhitzt, anderes gezuckert. Wie soll ein normaler Mensch da durchblicken? Ja, das erste Mal im Supermarkt, das war schon schwierig, sagt er. Heute weiß er, wo was steht, nur immer leisten kann er es sich nicht.

Herr B. sitzt am Tisch, vor ihm eine Kanne Kaffee, mit der rechten Hand umklammert er seinen Gehstock. Schwarz, zwei Zucker. Keine Kondensmilch, die nimmt er nur für Soßen, Suppen, Salatdressing. „Über was wollen wir noch sprechen?“

Herr B., 86 Jahre alt, spricht gerne und viel, manchmal lässt er sich kaum bremsen. Er lebt im Seniorenwohnheim der Arbeiterwohlfahrt in Offenbach. Oder, wie er betont: „Im betreuten Wohnen“. Er kam, als es nicht mehr anders ging. Als seine Frau Hilfe benötigte. Als sie die Treppe nicht mehr hochkam. Sie sind gemeinsam eingezogen. Und jetzt ist er eben hier. Herr B. lebt wie viele andere im Seniorenheim von der Grundsicherung. Damit gehört er zu den drei Prozent der Deutschen, die im Alter Hilfe vom Staat brauchen.

An der Kasse wird es jetzt noch teurer

Wer will, kann hier für sich einkaufen lassen, wird zu Ämtern begleitet oder bekommt Hilfe beim Reinigen der kleinen Wohnungen. Vor allem aber ist hier keiner allein – das sei das Wichtigste, sagen die Mitarbeiter.

Einige der Angebote nimmt Herr B. in Anspruch. Das Einkaufen aber nicht. Da bekäme er sonst ein Laib Brot, den er selbst nie gekauft hätte. Einkaufen ist für ihn immer noch eine neue Erfahrung. Das hatte seine Frau immer für ihn gemacht. Sie verglich vor jedem Einkauf Dutzende Pro­spekte und wusste, wo es was am günstigsten zu kaufen gab. Herr B. weiß das nicht. Heute stehe er dann einfach im Penny und frage die Frauen dort, was er kaufen soll. „Ich sag dann, entschuldigen Sie mal . . .“. Und irgendwie haue das bisher ganz gut hin. „Aber meine Frau hätte viele Sachen gar nicht erst in die Hand genommen, die sind heute doch zu teuer.“

Dass die Lebensmittel in den vergangenen Monaten teurer geworden sind, daran zweifelt hier im Wohnheim keiner. Manch einer schätzt gleich zweistellige Steigerungen. Insgesamt sind die Verbraucherpreise im November zum Vorjahr um 5,2 Prozent gestiegen. Und einkaufen, das muss jeder, an der Kasse wird es jetzt noch teurer als sonst. Besonders hart trifft das diejenigen, die keine Vermögen auf den Konten oder im Depots haben, sondern diejenigen, die ohnehin schon Monat für Monat schauen müssen, wie sie über die Runden kommen. Sie haben keine Wahl, ob sie Anschaffungen noch etwas aufschieben. Sie kaufen ein, wenn der Kühlschrank leer ist.

Herr B. legt viele Konserven in den Einkaufswagen, die er dann in seinem Vorratsschrank stapelt. Immer dann, wenn sie im Angebot sind. Viel mehr sei eben auch nicht mehr drin. Früher war das anders, als er noch selbständig war. Erst gelernter Zimmermann, dann 28 Jahre Taxifahrer. Ein Unternehmer, sagt er, ihm ist das wichtig. Mit 58 Jahren musste er aufhören. Über die Gründe will Herr B. lieber nicht sprechen.

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