#Kommt Russlands Offensive in Bachmut zum Stehen?
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Die Verteidiger der schwer umkämpften Stadt Bachmut im Osten der Ukraine haben nach Angaben des Oberbefehlshabers der ukrainischen Armee, Walerij Saluschnyj, ihre Positionen gefestigt. „Dank der titanischen Anstrengungen der Defensivkräfte gelingt es, die Lage zu stabilisieren“, teilte Saluschnyj im Anschluss an ein Telefonat mit seinem britischen Amtskollegen Tony Radakin in der Nacht zum Samstag auf seinem Facebook-Account mit. Das Teilstück um Bachmut zähle aber nach wie vor zu den schwierigsten Frontabschnitten.
Auch die britischen Geheimdienste gehen inzwischen davon aus, dass die russische Offensive in Bachmut weitgehend zum Erliegen gekommen ist. „Dies ist vermutlich vor allem ein Ergebnis der erheblichen Verluste der russischen Kräfte“, teilte das britische Verteidigungsministerium am Samstag mit. „Die Situation der Russen hat sich wahrscheinlich auch durch die Spannungen zwischen dem russischen Verteidigungsministerium und der Wagner-Gruppe verschlechtert, die beide Einheiten an diesem Frontabschnitt bereitstellen.“ Auch die Ukraine habe im monatelangen Kampf um Bachmut schwere Verluste erlitten, wurde in London betont.
Russland habe seinen Fokus nun eher auf die weiter südlich gelegene Stadt Awdijiwka und auf den Frontabschnitt bei Kreminna und Swatowe nördlich von Bachmut gerichtet. Dort wollten die Russen die Frontlinie stabilisieren, hieß es weiter. Dies deute darauf hin, dass die russischen Truppen sich allgemein wieder defensiver aufstellen würden, nachdem seit Januar Versuche einer Großoffensive keine „schlüssigen Ergebnisse“ hervorgebracht hätten.
Westliche Militärbeobachter weisen schon seit einiger Zeit darauf hin, dass Russland geschwächt aus seiner Winteroffensive hervorgehen könnte. Vor allem in Bachmut, aber auch an vielen anderen Frontabschnitten mussten Moskaus Truppen einen hohen Blutzoll für marginale Geländegewinne zahlen, da die Verteidiger meist aus besser gesicherten Stellungen heraus operieren und statistisch deutlich geringere Verluste erleiden als die Angreifer.
Schon im vergangenen Sommer hatte sich die Eroberung der Industriestädte Sewerodonezk und Lyssytschansk für den Kreml als Pyrrhussieg herausgestellt. Die Invasionstruppen waren nach den monatelangen Offensivschlachten so geschwächt, dass sie den ukrainischen Gegenoffensiven einige Wochen später kaum etwas entgegensetzen konnten. Russland verlor damals im Herbst in den Gebieten Charkiw und Cherson deutlich mehr Terrain als es in den Sommermonaten unter schweren Verlusten erobert hatte.