#Abellio-Insolvenz stellt Landesregierungen vor Probleme
Inhaltsverzeichnis
„Abellio-Insolvenz stellt Landesregierungen vor Probleme“
Als der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) im Sommer 2016 die Verträge mit dem Verkehrsunternehmen Abellio, einem Tochterunternehmen der niederländischen Staatsbahnen, unterzeichnete, wurde mit im Voraus verteiltem Lob nicht gespart: Mit den Zügen von Abellio komme „eine der führenden deutschen Wettbewerbsbahnen“ auf die Strecken von Stuttgart nach Pforzheim, Tübingen, Heidelberg und die von Heilbronn nach Mannheim. Die Züge würden „ganz oben auf dem Qualitätsranking“ fahren.
Der grüne Verkehrsminister hatte für die neuen Verkehrsverträge hart gearbeitet, sie sollten ein wichtiger Zwischenschritt für die Verkehrswende sein. Hermann wollte zeigen, dass er die Qualität des Regionalverkehrs mit den neuen privaten Unternehmen deutlich verbessern konnte: moderne Züge, schnellere Verbindungen, hohe Pünktlichkeit. Ähnlich war die Situation vor sechs Jahren in Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Mit insgesamt 3100 Beschäftigten bedienen Abellio-Züge 52 Zugverbindungen in Deutschland. Die Abellio-Insolvenz versetzt die Landesregierungen in Stuttgart, Düsseldorf und Magdeburg deshalb in Alarmstimmung.
Hermann steht vor einem Problem-Berg
Für Winfried Hermann im Südwesten war die Neuausschreibung der Regionalverkehrsverträge vor fünf Jahren auch deshalb ein Ansporn, weil der frühere Verkehrsstaatssekretär und spätere Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) den vorherigen Verkehrsvertrag mit der Bahn recht großzügig verhandelt hatte. Das hatte zur Folge, dass auf wichtigen Strecken völlig veraltete Züge zum Einsatz kamen.
Fünf Jahre nach der Ausschreibung und drei Jahre nach der Betriebsaufnahme durch Abellio und „GoAhead“ steht Hermann nun selbst vor einem Problemberg: Die „Abellio Rail Baden-Württemberg“ steht kurz vor der Insolvenz, befindet sich in einem Schutzschirmverfahren. Für die Aufrechterhaltung des Betriebs musste das Land eine „Fortführungsvereinbarung“ unterzeichnen. Sie diente nur dazu, Zeit zu gewinnen.
Steht wegen Abellio vor einem Problemberg: der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne), hier am 12. Oktober in Stuttgart
:
Bild: dpa
Mit Abellio lief es von Anfang nicht rund: Beim Start funktionierten die Türen nicht, die Züge waren unpünktlich, die Aufrüstzeiten für die Zugführer waren knapp kalkuliert, Abellio bildete zu wenig Personal aus, dann lieferte Bombardier schließlich die neuen Triebwagen nicht pünktlich. Die Bahn musste mit Zügen und Personal aushelfen – bis heute braucht Abellio Ersatzzüge. Die Folgen der Fehlkalkulationen machten Abellio finanziell schwer zu schaffen – weiteres Geld aus den Niederlanden zu investieren kam für den Konzern offenbar nicht in Betracht.
Im „Schutzschirmverfahren“ mussten die Lohnkosten nun drei Monate lang von der Bundesanstalt für Arbeit übernommen werden. Hermann war in einer schwierigen Situation: Einerseits versuchte der niederländische Finanzminister ihn zu erpressen, er wollte nämlich die Übernahme des Defizits durch die grün-schwarze Landesregierung erreichen. Andererseits musste der Minister eine Zerschlagung von Abellio verhindern.
Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.
Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.
Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.