Nachrichten

#Abriss der Dondorf-Druckerei in Frankfurt: Rätsel um offenen Brief

Gegen den geplanten Abriss der ehemaligen Druckerei Dondorf wendet sich ein offener Brief, dessen Verfasser nach eigenen Angaben Mitarbeiter des Max-Planck-Instituts für empirische Ästhetik sind. Das Schreiben ging der F.A.Z. anonym per E-Mail zu und wurde auf der Homepage der Initiative Dondorf-Druckerei veröffentlicht, die sich für den Erhalt des Gebäudes einsetzt.

Das Vorgehen der Institutsleitung und der Max-Planck-Gesellschaft bereite ihnen Unbehagen, schreiben die Autoren. Ob tatsächlich Mitarbeiter des Instituts hinter dem namentlich nicht unterzeichneten Brief stehen, ist ebenso unklar wie die Zahl derer, für die er spricht. Die Verfasser zeichnen mit „einige Mitarbeiter“.

Vor wenigen Wochen erst hatten Aktivisten das Gebäude der Goethe-Universität besetzt, um dessen Abriss zu verhindern. Die Hochschule stellte Strafanzeige, das Gebäude wurde daraufhin von der Polizei geräumt. Die Universität will es die einstige Druckerei im Winter an das Land übergeben, sie soll einem Neubau des Max-Planck-Instituts weichen. Die Universität nutzte das Haus zuletzt als Archiv.

Das Schreiben sei dem Institut nur aus der Öffentlichkeit bekannt und der Direktion nicht zugegangen, sagte ein Sprecher des Instituts. Solche Anonymität sei im Institut nicht üblich. Auch einige inhaltliche Einzelheiten sowie die Wahl bestimmter Begriffe, für die im Hausgebrauch andere Worte verwendet würden, machten Teile der Mitarbeiter stutzig: „Einige Formulierungen scheinen uns sehr untypisch für die Belegschaft des Hauses zu sein.“ Der Sprecher schloss daher: „Wir gehen davon aus, dass es kein Brief aus dem Haus ist.“ Gänzlich ausschließen könne man es aber nicht. Eine Nachfrage der F.A.Z. per E-Mail ließen die Verfasser des Schreibens unbeantwortet.

Gebäude sei bedeutsames Geschichtszeugnis

Wer auch immer die Verfasser sind: Sie richten ihre Kritik gegen Tätigkeit und Selbstverständnis des Instituts. Die von ihm betriebene Ästhetik-Forschung schließe für sie einen „sensiblen, verantwortungsbewussten Umgang mit kulturellen Artefakten“ ein. Genau diesen Umgang lasse die Institutsleitung bei der Dondorf-Druckerei vermissen.

Der Abriss werde als alternativlos dargestellt, die für den institutseigenen Neubau angekündigte Teilrekonstruktion der alten Fassade beschränke die Wahrnehmung der Druckerei auf ausgewählte ästethische Qualitäten: „Ein breiter Kulturbegriff müsste stattdessen das Gebäude ganzheitlich in seiner Bedeutung erkennen – als Zeugnis von jüdischer Geschichte, Industrie-, Arbeiter- und Universitätsgeschichte.“

Rekonstruktionen lieferten stets nur „Chimären des vormals Bestehenden“, heißt es weiter. „Wir können uns nicht vorstellen, in einem Gebäude ernsthaft über Ästhetik zu forschen, das ein älteres, intaktes und ästhetisch ansprechendes Gebäude gewaltsam verdrängt hat und dann sogar noch Backsteinästhetik vortäuscht.“

Der Erhalt der Druckerei sei von den Verantwortlichen „nie ernsthaft erwogen“ worden. Das Grundstück habe man gerne genommen, den Altbau aber eher als Bürde begriffen. Gewiss brauche das Institut neue Räume. „Uns ist es darüber hinaus wichtig, dass wir Teil des Kulturcampus werden – aber nicht um jeden Preis.“ Max-Planck-Gesellschaft, Land und Stadt sollten anderswo ein geeignetes Grundstück finden.

Dass die Verfasser sich nur anonym äußern könnten, spreche Bände, heißt es zum Schluss. Intern gebe es zum Thema keine Gespräche: „Die Institutsleitung und die Max-Planck-Gesellschaft beanspruchen zwar für sich, die Interessen des Instituts zu vertreten, haben den Blick aber verengt und sind nun für Alternativen jenseits des Abrisses kaum mehr erreichbar.“ Demgegenüber heißt es vonseiten des Instituts, es werde intern sehr wohl über die Pläne gesprochen: „Gerade letzte Woche hat es eine Betriebsversammlung gegeben.“

An die Direktion des Instituts wenden sich in einem zweiten, namentlich gezeichneten offenen Brief auch die Frankfurter Gesellschaft für neue Musik und die Koalition Freie Szene Frankfurt. Sie nehmen das Angebot des Instituts zu „kons­truktiven Gesprächen“ an, bitten um zügige Termine, fordern aber auch das Eintreten des Instituts für die „Entkriminalisierung“ der zeitweiligen Besetzer der Druckerei: „Lassen Sie uns zusammen die Kunst in Frankfurt stärken.“

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!