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#Abschied im Krieg

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„Abschied im Krieg“

Für den Weg vom Tellerwäscher zum Millionär gibt es im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ein Pendant: vom Volontär zum Intendanten. Thomas Bellut vollzog diesen Aufstieg. 1984 fing er beim ZDF als Volontär an, vor zehn Jahren landete er in der obersten Etage auf dem Mainzer Lerchenberg. Dort wurde er am Donnerstag feierlich verabschiedet, nach 38 Jahren im ZDF.

Michael Hanfeld

verantwortlicher Redakteur für Feuilleton Online und „Medien“.

Dass er den Sender geprägt hat, daran besteht kein Zweifel. Etwas anderes wollte bei der Feier niemand behaupten. Nicht Fernsehratschefin Marlehn Thieme, die Bellut alle Tugenden zuschrieb, die einem einfallen. Nicht Oliver Welke von der „heute show“, der den Intendanten zum „Vater der Satire im ZDF“ ausrief. Nicht Norbert Himmler, der Belluts Nachfolge antritt und fürwahr dessen Ziehsohn ist. Selbstverständlich auch nicht die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer, die in ihrer Funktion als Verwaltungsratsvorsitzende des ZDF auftrat.

Ihr Bemühen, die Realität des Krieges in Europa, mit dem der russische Machthaber Wladimir Putin die Ukraine überzieht, aufzurufen, war aller Ehren wert, aber unbeholfen mit Blick auf die „armen Menschen in der Ukraine“ und diejenigen, die es in Russland wagen, gegen Putin aufzubegehren. Die Rede zur Stunde hielt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

„In dem Moment, in dem wir keine freie Presse mehr haben, kann alles passieren“, zitierte er Hannah Arendt. Es ist alles passiert: „Russland führt einen brutalen, menschenverachtenden Angriffskrieg gegen die Ukraine, und die russische Bevölkerung soll nichts davon erfahren. Menschen in der Ukraine erleiden Tod und Verwundung, Zerstörung und Vertreibung. Mütter und Väter verlieren ihre Kinder, Kinder ihre Mütter und Väter. Auch russische Soldatinnen und Soldaten sterben in großer Zahl. Aber die russische Bevölkerung darf davon nichts hören, sehen oder lesen.“

„Was nun?“ Die Frage hat der ZDF-Intendant Thomas Bellut als Journalist Politikern oft genug gestellt. Jetzt richtet sie sich an ihn. Er wird eine Antwort haben.


„Was nun?“ Die Frage hat der ZDF-Intendant Thomas Bellut als Journalist Politikern oft genug gestellt. Jetzt richtet sie sich an ihn. Er wird eine Antwort haben.
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Bild: dpa

Um welch tiefen Einschnitt es sich handele, zeige auch der Umstand, dass das ZDF-Studio in Moskau, das vor einem halben Jahrhundert eröffnet wurde, seine Arbeit einstellen musste. „Wer das Licht der Information aussperren muss, der braucht offenbar Finsternis für das, was er tut“, sagte Steinmeier mit Blick auf den Kreml. Er fand bei Albert Camus einen Gewährsmann, der 1939, nach dem Eintritt Frankreichs in den Zweiten Weltkrieg, sagte, man werde „unsere Hartnäckigkeit“, die Pressefreiheit „zu verteidigen, verstehen, wenn man zugibt, dass es keine andere Möglichkeit gibt, den Krieg wirklich zu gewinnen“.

Um die Pressefreiheit in Deutschland, um das ZDF hat sich Thomas Bellut ohne Zweifel verdient gemacht. In einer anderen Zeit hätte man das ungetrübt gewürdigt. An diesem Tag des Abschieds, an dem der Gefeierte selbstkritisch noch sagte, man habe die Sorgen der Kollegen aus Osteuropa nicht ernst genug genommen, nicht.

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