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Ärger bedroht America’s Cup: Persönliche Eitelkeiten, juristische Streitereien

Technische Innovationen, sportliche Dramen und spektakuläre Segelduelle mit (mittlerweile sehr) teuren Yachten – all das prägt den America’s Cup seit seiner ersten Auflage im Jahr 1851. Wofür einer der ältesten Wettbewerbe der Welt jedoch auch steht? Persönliche Eitelkeiten, juristische Streitereien – und permanente Unruhe. Ziemlich genau ein halbes Jahr, nachdem das Team New Zealand den 37. America’s Cup durch einen 7:2-Finalsieg über das Ineos-Team aus Großbritannien gewann, ist die Zukunft der prestigeträchtigen Regatta ungewiss. Wieder einmal.

Eigentlich ist die nächste America’s-Cup-Auflage für 2027 oder spätestens 2028 geplant. In der auf diesem Niveau zum Hightech-Business mutierten Segelbranche ist das bereits relativ knapp kalkuliert – denn zuerst müssen Yachtklubs, Teammanager sowie reiche Geldgeber oder zahlungskräftige Sponsoren erst einmal zusammenfinden, um eine weit mehr als 100 Millionen Euro teure Kampagne auf die Beine stellen, und Segler, Ingenieure, Techniker sowie Bootsbauer und -designer für diese verpflichten zu können.

Erst dann können die Teams ernsthaft damit beginnen, eine America’s-Cup-Yacht zu entwickeln und zu optimieren. Dabei geht es bei Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 50 Knoten (fast 100 Kilometer in der Stunde) um jeden Zentimeter und jede Millisekunde. Das Problem: Bislang ist nur wenig bekannt über den kommenden Kampf um den „Auld mug“ genannten silbernen Siegerpokal und wer ihn bestreiten will. Im Grunde gar nichts.

Kein ernsthafter Herausforderer

So haben die neuseeländischen Titelverteidiger beispielsweise noch kein passendes Revier und keinen passenden Zeitpunkt für den größten und wichtigsten Segelwettbewerb des Planeten gefunden. Zwar war die Ausrichtung im vergangenen Sommer und Herbst vor der Küste von Barcelona mit einem Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro sowie etwa 1,8 Millionen Zuschauern vor Ort ein voller Erfolg.

Doch legten sich die Cup-Organisatoren schnell darauf fest, das Rennen nicht noch einmal in der katalanischen Hauptstadt auszutragen. Zuletzt konnten sich die Planer der Regatta allerdings auch nicht mit den Verantwortlichen der Stadt Auckland auf eine gemeinsame Finanzierung einigen, um den Cup nach 2021 abermals in der neuseeländischen Metropole und damit vor heimischem Publikum auszurichten.

Stress mit dem Mäzen: Olympiasieger Ben Ainslie
Stress mit dem Mäzen: Olympiasieger Ben AinslieReuters

Zudem gibt es derzeit noch keinen ernsthaften Herausforderer für die neuseeländische Crew. Offiziell ist im Protokoll zwar das britische Team Athena Racing von Skipper Sir Ben Ainslie als sogenannter „Challenger of Record“ – und damit als erster Ansprechpartner für die Neuseeländer für die Vereinbarung von Regeln, Modus und Bootsdesign beim 38. America’s Cup – eingetragen.

Doch hat sich der viermalige Olympiasieger Ainslie im Anschluss an den vergangenen Cup, bei dem die Briten erst im Finale ihren Traum vom allerersten Gesamtsieg in der 173-jährigen Historie der Regatta aufgeben mussten, so sehr mit Milliardär und Mäzen Sir Jim Ratcliffe überworfen, dass der Gründer und Chef des Chemieunternehmens Ineos sein finanzielles Engagement im Highclass-Segeln bis auf Weiteres beendete.

Die Finanzierung von Ainslies vierter Cup-Kampagne ist somit vorerst nicht gesichert. Darüber hinaus gab am Karsamstag das vom Schweizer Milliardär Ernesto Bertarelli geförderte Team Alinghi Red Bull Racing bekannt, dass es nicht am 38. America’s Cup teilnehmen werde. Man habe sich mit dem Titelverteidiger nicht auf ein gemeinsames Ziel für die Zukunft der Regatta einigen können und deswegen „mit großer Enttäuschung“ begonnen, das Team aufzulösen, hieß es in einer Mitteilung der Schweizer, die in Barcelona im Viertelfinale scheiterten. Die letztmaligen Cup-Teilnehmer aus den Vereinigten Staaten, Italien und Frankreich haben sich bislang noch nicht hinsichtlich einer möglichen weiteren Kampagne geäußert.

Weggang von Peter Burling

Und – schließlich – verliert der America’s Cup zu allem Überfluss mit Peter Burling auch noch sein vielleicht bekanntestes Gesicht der vergangenen acht Jahre. In der vergangenen Woche gab das Team New Zealand in einer eher dürr gehaltenen Mitteilung bekannt, dass der 34 Jahre alte Skipper künftig keine Rolle bei den Plänen für den kommenden Cup mehr spielen werde.

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„Ich bin unheimlich stolz auf alles, was wir gemeinsam erreicht haben und, dass ich Teil eines der unglaublichsten Sportteams der Welt sein durfte“, ließ auch Burling – der den America’s Cup neben 2024 auch 2021 als bislang jüngster Skipper und 2017 als bislang jüngster Steuermann gewinnen konnte – eher professionell als ausufernd emotional über seinen Instagram-Account mitteilen.

Überraschend kommt die Trennung der „Kiwis“ von ihrem Superstar zwar nicht. So hatte Neuseelands Teamchef Grant Dalton bereits im vergangenen Spätsommer im Interview mit der F.A.Z. erklärt, er hielte es für einen „großen Fehler“ wenn das Team New Zealand ohne „einen massiven Neustart“ eine weitere Kampagne auflegen und den vierten Cup-Sieg in Serie anpeilen würde.

Doch gibt es bei den Neuseeländern derzeit keinerlei Hinweise darauf, welcher Segler den Platz von Peter Burling im Cockpit der nächsten AC-Yacht einnehmen soll – geschweige denn, welche von Burlings bisherigen Teamkollegen womöglich auch noch ausgewechselt werden.

In etwa zwei Monaten wollen die Organisatoren das offizielle Protokoll für den kommenden America’s Cup präsentieren. Einige der offenen Fragen und Streitereien sind bis dahin möglicherweise geklärt. Dann könnte es vielleicht wieder um technische Innovationen, sportliche Dramen und sehr teure Yachten gehen.

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