#Algerien droht mit Gaslieferstopp
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„Algerien droht mit Gaslieferstopp“
Wenn nur ein einziges Gasmolekül aus Algerien nach Marokko gelangen sollte, dann sei alles aus. Die algerischen Drohungen in Richtung Madrid werden immer massiver. Erst war es eine Erhöhung der Gaspreise, jetzt sogar die vollständige Einstellung der Lieferungen. Bis Ende 2021 war das nordafrikanische Land mit rund 40 Prozent der wichtigste Gaslieferant Spaniens, bis es dann von den USA überholt wurde.
Zur diplomatischen Eskalation des Westsaharakonflikts kam es ausgerechnet, als der Ukrainekrieg ausbrach. Spaniens Versöhnung mit Marokko führte zur schwersten Krise mit Algerien, der Schutzmacht der Polisario-Befreiungsfront, die für die Unabhängigkeit der ehemaligen spanischen Kolonie kämpft. Mit ihrem Lob für den Autonomieplan Rabats erkannte die spanische Regierung indirekt die marokkanische Souveränität über die Westsahara an.
Nach einem entsprechenden „Hilferuf“ Marokkos hatte die spanische Regierung angekündigt, die Maghreb-Europa-Pipeline von der spanischen Seite aus wieder zu öffnen. Die algerische Führung hatte sie im vergangenen Oktober geschlossen, um zu verhindern, dass ihr regionaler Rivale Marokko von den Durchleitungsgebühren profitiert, die Algerien bis dahin in Form von Erdgas entrichtet hatte.
Das Misstrauen in Algier ist groß
Um die Erdgasknappheit zu lindern, ist Spanien dabei, den Teil der Leitung unter der Straße von Gibraltar nach Marokko wieder in Betrieb zu nehmen: Marokko werde dadurch in die Lage versetzt, verflüssigtes LNG-Gas auf den internationalen Märkten zu kaufen, es in einer Regasifizierungsanlage auf dem spanischen Festland zu entladen und es über die Pipeline in sein Hoheitsgebiet zu bringen, teilte die spanische Regierung mit.
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Doch das Misstrauen in Algier ist groß: Jede Weiterleitung von algerischem Gas sei eine Verletzung der vertraglichen Verpflichtungen, die zu einer Kündigung des Vertrags führe, teilte die algerische Regierung mit. Das ist schwierig zu verifizieren, auch wenn die spanische Regierung versprochen hat, sicherzustellen, dass es sich auf keinen Fall um algerisches Gas handeln werde, das zum größten Teil über die Medgaz-Pipeline direkt von Algerien ins spanische Almería gepumpt wird. Sollte Algerien auch diese Exporte stoppen, würde sich der Gaspreis für Spanien laut Fachleuten verdoppeln, was angesichts der Wirtschaftskrise, die der Krieg immer weiter verschärft, fatal wäre. Das Erdgas müsste dann mit viel teureren Tankschiffen an die LNG-Terminals gebracht und dort regasifiziert werden.
Schon der politische Preis für die spanische Annäherung an Marokko ist hoch. Das Verhältnis mit Algier ist so belastet, dass laut Informationen des Onlineportals „El Confidencial“ die spanische Regierung den EU-Außenbeauftragten Josep Borrell um Vermittlung gebeten hatte – bisher ohne Erfolg. „Wir hatten sehr gute Beziehungen zum spanischen Staat, aber der (spanische) Regierungschef hat alles kaputt gemacht“, sagte der algerische Präsident Abdelmajid Tebboune vor einer Woche. Er forderte Pedro Sánchez auf, im Streit um die Westsahara wieder eine neutrale Position einzunehmen, betonte aber zugleich, dass sein Land ein verlässlicher Lieferant sei.
Algerien kooperiert mit Russland und China
Erst vor zwei Wochen hatte sich Algerien jedoch Italien zugewandt, das als wichtigster Abnehmer künftig Spanien ersetzen wird. Beide Seiten einigten sich darauf, dass Italien seine Gasimporte aus dem nordafrikanischen Land bis 2023 um 40 Prozent erhöhen wird. Das lässt sich relativ leicht machen, da die Kapazität der Transmed-Pipeline, die beide Länder über Tunesien verbindet, momentan nur zu zwei Dritteln ausgeschöpft wird. Algerien kooperiert bei der Erschließung seiner Rohstoffe eng mit Russland und China, das im Ukrainekrieg auf Moskaus Seite steht. Der staatliche Energiekonzern Sonatrach arbeitet mit der russischen Gazprom zusammen, um die Förderung zu steigern.
Algerien verfügt über die zweitgrößten Erdgasreserven in Afrika nach Nigeria. Im Süden wird das drittgrößte Vorkommen an Schiefergas auf der Welt vermutet. Wegen des Widerstands der Bevölkerung trieb die Regierung bisher das Fracking in der Wüste aber nicht voran.
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