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Alle gegen Nadal

Die noblen Appartements am Boulevard d´Auteuil liegen keine hundert Meter Luftlinie vom Ort des Geschehens entfernt. Gut möglich, dass Novak Djokovic zu mitternächtlicher Stunde ein paar Nachbarn aus dem frühen Schlaf riss, als dessen Schreie mit Macht durch das leere Stadion knallten. Die Umstände des Sieges nach einem komplizierten Spiel gegen den Italiener Matteo Berrettini, inklusive einer längeren Unterbrechung, in der die 5000 Zuschauer wegen der Sperrstunde zum Verlassen des Stade Roland Garros aufgefordert wurden, und einer blutigen Verletzung der linken Handfläche nach einem Sturz, entluden sich markerschütternd in der Dunkelheit.

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Im Halbfinale an diesem Freitag (Beginn nicht vor 17.30 Uhr bei Eurosport) mit Novak Djokovic und Rafael Nadal werden wieder Menschen im Stadion sitzen, um im vollen Licht des Tages die 58. Begegnung der Granden zu sehen; bis zur nächtlichen Sperrstunde um 23.00 Uhr wird die Partie wohl beendet sein. In der Bilanz des großen Duells führt der Serbe 29:28, aber auf Roland Garros bezogen liegt Nadal mit 7:1 deutlich vorn. Die eine Niederlage stammt aus dem Jahr 2015, einem der schwächsten Jahre des Spaniers und dem besten des Gegners, der seinerzeit fast den legendären Grand Slam gewonnen hatte.

Im vergangenen Jahr beim Herbstturnier in Paris hatte Djokovic im Finale nicht den Hauch einer Chance, aber auf die Zahlen kommt es in dieser Geschichte sicher weniger an als auf ein besonderes Gefühl. „Ist ja nicht wie irgendein Spiel“, sagt Djokovic. „Das ist die größte Herausforderung, die du haben kannst, gegen Nadal auf Sand und auf diesem Platz zu spielen, auf dem er in seiner Karriere so großen Erfolg hatte. Da sind immer besondere Spannung und Erwartungen dabei, und die Stimmung ist allein schon anders, wenn du mit ihm auf den Platz gehst. Für mich ist er vermutlich der größte Rivale, den ich je in meiner Karriere hatte.“

Zverev trifft auf Tsitsipas

Zu den besonderen Umständen – mal abgesehen von der abenteuerlichen Bilanz mit 105 Siegen des Spaniers in 107 Spielen bei diesem Turnier – gehört ja auch, dass der nie ein Halbfinale oder Finale verlor. Beim Sieg im Viertelfinale gegen Diego Schwartzman aus Argentinien wirkte er einen Satz lang nicht überzeugend, doch die Strafe folgte auf dem Fuß; als er sich gefangen hatte, gab es für den anderen nicht mehr viel zu erben. „Rafa ist unschlagbar hier“, stellte Schwartzman hinterher bedient fest, „er findet immer einen Weg zum Sieg. Hoffentlich lande ich nächstes Jahr bei der Auslosung in der Hälfte von Djokovic und nicht in seiner.“

So viel zum Spiel der Besten im zweiten Halbfinale an diesem Freitag, mit 20 Grand-Slam-Titeln auf der einen Seite und 18 auf der anderen. Im ersten, dem Spiel der Herausforderer zwischen Alexander Zverev und Stefanos Tsitsipas (Beginn 14.50 Uhr bei Eurosport), steht es in dieser Wertung 0:0, aber dabei dürfte es auf längere Sicht sicher nicht bleiben. Vor drei Jahren landete Zverev in Paris zum ersten Mal im Viertelfinale eines Grand-Slam-Turniers, im vergangenen Jahr in Melbourne zum ersten Mal im Halbfinale, und später im Spätsommer in New York folgte die Premiere im Spiel um den Titel.

Mit dem Blick zurück auf diese Entwicklung sagt Zverev, bevor sich die noch Jüngeren wie Tsitsipas oder Daniil Medwedew gemeldet hätten, sei er irgendwie als der Typ gesehen worden, der die Herrschaft in der Tenniswelt übernehmen werde. Und er selbst habe sich auch eine Menge Druck gemacht. „Ich habe nicht viel Geduld mit mir gehabt, habe nicht auf dem Level gespielt wie bei anderen Turnieren. Aber jetzt habe ich das Gefühl, mit der Situation besser umgehen zu können. Vielleicht bin ich etwas ruhiger bei den Turnieren, aber am Ziel an sich hat sich nichts geändert.“

Stefanos Tsitsipas, der 16 Monate jüngere Grieche, landete 2019 in Melbourne zum ersten Mal im Halbfinale bei einem der großen vier Turniere, es folgten Paris 2020 und Melbourne in diesem Jahr auf der gleichen Stufe, nach einem Sieg im Spiel zuvor in fünf dramatischen Sätzen gegen Nadal. Diesmal wird er ausgeruhter sein, versorgt mit frischer Zuversicht nach einer überzeugenden Vorstellung im Viertelfinale gegen Medwedew, die Nummer zwei der Welt. So weit sei alles in Ordnung, meinte Tsitsipas nach der Partie, „aber mein Ego sagt mir, ich will mehr“.

Von sieben gemeinsamen Spielen gewann Zverev das erste vor knapp drei Jahren und das letzte Mitte März 2021 in Acapulco, die fünf dazwischen schnappte sich der Grieche. Doch diesmal geht es um mehr als an der Playa Revolcadero in Acapulco oder in Washington D.C. – um einen Platz im Finale des größten Sandplatzturniers der Welt gegen einen der Besten der Geschichte dieses Sports.

Mit dieser Ausgangslage umzugehen ist keine Kleinigkeit; wer zu früh jubelt, dem fehlt am Ende vielleicht die Puste. Wie bei Novak Djokovic nach dessen Sieg gegen Nadal im Viertelfinale 2015, als im Clan des Serben schon die Korken knallten, obwohl noch diverse Spiele auf dem Turnierplan standen. Am Ende war es nicht der Bezwinger des Herrschers Rafael Nadal, der mit dem historischen Silberpokal auf dem Podium stand, sondern der Schweizer Stan Wawrinka.

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