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#„Alleine schafft das niemand“

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„Alleine schafft das niemand“

„Deine Hose ist aber hässlich. Ist die Frisur dein Ernst? Dich mag niemand. Willst du nicht einfach sterben?“ Jeden Tag hatte Mia Angst davor, welche Sprüche sie wohl diesmal ertragen muss. Monatelang hielt sie dem Mobbing stand, bis sie keine Kraft mehr hatte. Dann sah sie keinen anderen Ausweg mehr, als zu viele Tabletten zu nehmen. „Ich glaube, eigentlich habe ich absichtlich zu wenig genommen“, sagt Mia, die eigentlich anders heißt. Heute sei sie froh, noch zu leben. „Es gibt diesen Spruch, der wird so oft gesagt und man kann ihn nicht hören in der Situation, aber: Es wird irgendwann besser.“

Mia war zwölf Jahre alt, als ihre beste Freundin sich von ihr abwendete und begann, Mia zu mobben. Sie grenzte Mia aus, lästerte über ihre neuen Schuhe, beleidigte sie und hetzte andere gegen sie auf. Selbst, wenn sie nur ihre sonst offenen Haare zu einem Zopf trug, wurde Mia zur Zielscheibe. „Meinen Eltern wollte ich es nicht erzählen, weil die genug andere Probleme hatten“, sagt die heute Mitte-20-Jährige. Ihre Mutter litt damals an Depressionen. Sie habe sie nicht zusätzlich belasten wollen. „Meine Schwester war ziemlich krank, mein Papa musste viel arbeiten und war nicht oft zu Hause.“

Erst viele Jahre später wurde ihr durch einen Artikel bewusst, dass sie gemobbt worden war. Mobbing – der Begriff ist laut dem Leibniz-Institut für Deutsche Sprache Anfang der neunziger Jahre in Deutschland aufgekommen und beschreibt „das ständige Schikanieren, Unter-Druck-Setzen von jemandem (…), häufig mit der Absicht, ihn von dort, aus seiner Position zu vertreiben“.

Inzwischen ist ein weiterer Tatort hinzugekommen: das Internet. Etwa jeder sechste Schüler im Alter von acht bis 21 Jahre ist von Cybermobbing betroffen. Insgesamt sind das zwei Millionen Schüler. Das geht aus der aktuellen Studie Cyberlife III des Bündnisses gegen Cybermobbing e.V. und der Techniker Krankenkasse hervor. Zwischen Februar und November 2020 wurden mehr als 6000 Lehrkräfte, Eltern und Schüler befragt. Demnach beginnt Mobbing schon bei den Kleinsten: Nach Aussage der Eltern ist jeder zehnte Grundschüler schon mal Opfer von Cybermobbing geworden. 40 Prozent der Sechs- bis Zwölfjährigen sind regelmäßig in sozialen Netzwerken aktiv.

„Die wollen, dass das Opfer leidet“

Es ist mittlerweile die fünfte Studie zum Thema, die Peter Sommerhalter, Leiter für Prävention und Medienberatung des Bündnisses gegen Cybermobbing, betreut hat. „Früher konnte man Menschen mit Empathie erreichen. Das Ganze aufzulösen, war noch einfacher“, sagt Sommerhalter. Mittlerweile setze die Mehrheit der Täter Cybermobbing gezielt ein. „Die wissen, wie schlimm das ist und die wollen auch, dass das Opfer leidet.“

Cybermobbing startet meistens mit Mobbing in der Schule. Außerhalb der Schulzeit verlagert es sich dann ins Internet. So war es auch bei Mia. In der siebten Klasse war sie fast völlig isoliert. Sie redete in der Schule fast gar nicht mehr. Die Pausen fürchtete sie. „Ich stand alleine draußen rum und musste mir anhören, was für ein schlechter Mensch ich bin, dass mich hier niemand will, ob ich nicht einfach sterben möchte.“ Ihr Zuhause sei ihre Sicherheitszone gewesen – bis die Beleidigungen auch über Facebook und Whatsapp kamen. „Als ich zu Hause noch Kommentare über mich lesen und dasselbe wie in der Schule im Internet nochmal erleben musste, wurde ich auch in meiner Sicherheitszone verletzt.“

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